Kapitel 9

2.8K 111 1
                                    

Ich hatte ein komisches Gefühl in meinem Magen. Ich fühlte mich alles andere als wohl, hier in einem Auto zu sitzen mit einem Jungen, den mein Bruder nicht (mehr) mag. Ein Junge der die Drohung von meinem Bruder, mich zu verletzten, lustig fand. Solche Art von Jungs wollte ich doch eigentlich niemals daten. Wenn wir überhaupt daten... Ich wollte einen Jungen, der meinem Bruder bei solch einer Drohung, das Wort gibt, mich zu beschützen. Mich niemals zu verletzten.

Gerade wollte ich nichts sehnlicheres, als wieder nach Hause zu gehen. Doch ich traute mich nicht meinen Mund zu öffnen und ein Wort zu Justin zu sagen, der das alles total gelassen sieht. Wie ich zumindest dachte. Wir redeten schon die ganze Fahrt nicht. Ich hatte auch viel zu viele Gedanken, um mich jetzt noch auf ein Gespräch mit ihm zu konzentrieren. Ich hatte einen Rückblick auf die letzten Tage geworfen. Erst ignorierte er mich, dann zwinkert er mir zu, dann steht er in unserem Flur, fragt mich ob er meine Hefte ausleihen kann, will meine Handynummer, bis er mich schließlich auf einmal umarmen will und mich dann fragt mit ihm feiern zu gehen. Und das alles innerhalb von 4-5 Tagen. Wow.

Wieso hatte er auf einmal Interesse an mir gefunden? Ein gut aussehender, sportlicher, beliebter Junge will etwas mit mir zu tun haben? Das ergibt für mich recht wenig Sinn. Und ich dachte ich wäre langweilig.

"Wieso bist du so still?" Riss er mich auf einmal aus meinen Gedanken. Ich zuckte kurz zusammen, was er zum Glück nicht bemerkte. Ohje, ich kann manchmal so peinlich sein.

"Du sagst doch auch nichts." Zickte ich ihn an. Wo kommt denn dieses Selbstbewusstsein her? Ich sah aus meinem Augenwinkel, wie er schmunzelte. Anfangs war er selbst noch der Schüchterne, als er mich nach meiner Nummer fragte, und nun ganz der Badboy. "Dein Selbstbewusstsein gefällt mir." Meinte er. "Kann ich nicht zurückgeben." Antwortete ich kalt. Mir gefiel seine Schüchternheit deutlich besser. Ich mag es überhaupt nicht, wenn Jungs zu überzeugt von sich sind. Darüber konnte Justin aber nur lachen.

"Wieso bist du jetzt so schlecht gelaunt?" Fragte er nun ruhiger.

"Ich bin überhaupt nicht schlecht gelaunt."

Justin seufzte. "War es wegen eben? Ich hab das nicht so gemeint. Das war echt dumm von mir.."

Ich war etwas angepisst von gerade eben, doch ich wollte auch nicht, dass meine schlechte Laune uns nun den Abend verdirbt. "Ist schon okay."

Wo habe ich mich hier nur reingeritten?

• • •

Wir kamen an diesem modern gestalteten Club an. Ein Club? Ich dachte wir gehen in eine Bar. Na super. Tanzen war nun wirklich nicht meins.

Wir stiegen aus und gingen rein. Von draußen konnte man schon die laute Musik hören, aber drinnen war es kaum noch auszuhalten. Tiefe Rap Musik.

Justin legte einen Arm um mich und auf einmal fühlte ich mich wieder wohler, als vorhin im Auto. Er führte mich durch die Menge, bis wir bei den anderen ankamen, darunter auch mein Bruder. Als er uns sah, musterte er Justin kritisch. Ich lächelte ihn an, um ihm zu versichern, dass alles in Ordnung ist.

"Willst du was trinken?" Fragte mich Justin. Naja, er lehnte sich eher zu mir runter und schrie es mir ins Ohr. Ich nickte und gemeinsam drängten wir uns durch die Menge zur Bar. Er bestellte uns irgendwas, was ich nicht genau verstand. Kurze Zeit später wurde mir ein Getränk gereicht, das ich als Cocktail identifizierte. Ich nahm einen kleinen Schluck und musste feststellen, dass es ausgezeichnet schmeckte. Justin hat wirklich einen guten Geschmack, obwohl er sich selbst nur ein Bier bestellte.

Wir tranken mehrere Getränke und unterhielten uns an der Bar schon seit ein paar Stunden. "Sag mal, wieso bist du eigentlich auf unsere Schule gewechselt? Hast du vorher woanders gewohnt?" Man konnte deutlich hören, dass ich angetrunken war, da ich leicht lallte. "Ne, ich wohn schon immer hier, nur war meine ehemalige Schule in einem anderen Stadtteil." Sagte er. Es schien als würde er den Alkohol besser vertragen als ich, da man bei ihm kein lallen hörte. "Bist du von der Schule geflogen?" Ich war wirklich interessiert. Vielleicht weiß ich ja bald mehr über ihn und ich könnte bei Alison richtig damit prahlen, dass ich und Justin uns mal näher gekommen sind.

"Ja." Er sagte dies mit einer ernsten Stimme, als wollte er nicht über dieses Thema reden wollen. Mir egal. "Und wiesooooo?" Ich glaube ich gehe mit meinen Fragen auf die Nerven, aber who cares? Ich nicht.

Justin sah mich mit einem finsteren Blick an, was wohl bedeutete, dass ich wirklich zu weit ging mit meinen ganzen Fragen. Ich ließ jedoch nicht locker. "Ach komm, ich verrate es auch keinem." Ich versuchte meinen Hundeblick gegen ihn zu verwenden, doch machte mich wahrscheinlich komplett zum Affen, da er genervt wegsah.

"Komm mit." Befahl er und zog mich am Arm mit nach draußen. "Wo gehen wir hin?" Fragte ich verwirrt, obwohl es mir eigentlich egal war, dank meinem Alkoholkonsum. "Ist eine Überraschung." Wir setzten uns in sein Auto und fuhren fort.

Sollte ich jetzt Angst haben?

• • •
"Sind wir denn bald da?"

Nach gefühlten Stunden und einem langen Waldweg - der mir wirklich gruselig vorkam - später, kamen wir an einem grauen Gebäude an, welches aussah wie eine leere Halle. Es sollte auch noch erwähnt werden, dass wir uns in einem Wald befinden. Wir stiegen aus und liefen darauf zu. "Wo sind wir hier?" Fragte ich mit zitternder Stimme. Es war ziemlich kalt. Und Angst hatte ich auch.

Justin öffnete die große Metalltür des Gebäudes, damit man nun in das Innere sehen konnte. "Das hier ist mein Lebensstil." Flüsterte er. "Hier kamen meine dunklen Seiten zum Vorschein."

Bizzle  • jb [DISCONTINUED]Where stories live. Discover now