Kapitel 55 •

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Justin's Sicht:

Wie konnte sie mir das nur antun?

Ich spürte gerade nichts. Es war eine leere in meiner Brust. Ich sah sie an, wie sie da stand und fühlte leere. Meine Emotionen waren total durcheinander. Ich wollte sie am liebsten anschreien und fragen ‚wieso'. Ich hatte aber keine Kraft. Ich wollte nicht. Ich wartete und wartete und starrte sie an, bis sie endlich etwas sagte.

„Woher weißt du das?" — Das war das erste was sie herausbrachte. Woher ich das wusste? Eigentlich wusste ich es nicht. Es war einfach das erste das mir in den Sinn kam, als sie sagte, dass sie mir etwas sagen muss. Ich hatte die Feststellung nicht mal ernst gemeint und hoffte, dass sie ein genervtes ‚nein' von sich gab, damit war das Thema dann erledigt, aber ihre Stille bewies das komplette Gegenteil.

„Woher ich das weiß? Ist das alles was dir dazu einfällt? Ich weiß es nämlich nicht, aber anscheinend stimmt es ja. Wieso lügst du mich an?" Ich hatte meine Stimme noch im Griff. Jedoch sprach ich energischer als sonst.

„Ich lüge dich doch nicht an—."

„Du lügst mich also nicht an? Zu sagen, du wirst nichts mit ihm unternehmen und es dann heimlich zu tun, ist also nicht anlügen?" Jetzt hatte ich nichts mehr unter Kontrolle. Meine Stimme wurde nach jedem Wort lauter. Meine Emotionen bestanden aus Wut und Enttäuschung. Traurigkeit. Noch nie hatte ich eine Freundin und der Grund dafür war nicht, dass ich Angst hatte verletzt zu werden. Ich hatte Angst, dass ich verletzen würde. So wie ich meine Familie verletzt hatte.. Aber jetzt zu wissen, wie sich es anfühlt auf der anderen Seite zu stehen, war das schlimmste Gefühl.

Juliettes Augen füllten sich mit Tränen. „Justin, es tut mir Leid. Ich wollte das eigentlich nicht."

„Aber trotzdem hast du es getan. Kannst du mir sagen warum?"

Nach einigen Sekunden in denen sie in Gedanken war, änderte sich ihr Gesichtsausdruck blitzartig. Er ähnelte jetzt meinem. Sie wurde wütend. „Verstehst du denn nicht, dass er mein Bester Freund war? Ich hab ihn schon lange nicht mehr gesehen. Wieso darf ich ihn dann nicht treffen? Das macht doch keinen Sinn. Er ist ja nicht mein Ex. Wir sind Freunde, Justin!"

Juliettes Sicht:

Er sah mich an. Wie versteinert. Es war als blickte er mir in die Seele. Ich wusste nicht an was er gerade dachte. Ich wollte es wissen. So sehr. Ich will nicht mit ihm streiten. Ich finde es so lächerlich aus diesem Grund zu streiten. Ich weiß, ich habe ihn angelogen. Wenn ich es nicht getan hätte, dann wäre er auch nicht so sauer. Aber er kann es mir nicht verübeln etwas mit einem Freund zu machen. Das ist einfach nur unfair.

„Okay. Ich denke wir sehen uns dann morgen."

Fraglich sah ich ihn an. „Das wars?" Er will nicht weiter diskutieren?

„Gute Nacht." Sagte er, bevor er sich umdrehte und die Tür hinaus ging. Ich blieb wie angewurzelt stehen und fühlte nichts mehr.

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„Und er ist einfach gegangen? Dem hätte ich was hinterhergeschrien!" Rief Alison empört. Ich hatte ihr alles vom gestrigen Abend erzählt, als wir durch die Flure der Schule gingen. Sie war natürlich auf meiner Seite, weil sie eben meine beste Freundin war. „Aber du hättest ihm vorher sagen sollen, dass du dich mit ihm triffst. Lügen ist ein no—go in einer Beziehung." Sagte sie sanft. Ich seufzte. „Ich weiß, aber dann hätte ich wahrscheinlich nie etwas mit Cale unternommen. Das ist alles so kompliziert. Ich weiß nicht ob ich es bereue oder nicht." Seufzte ich nochmal.

Wenn ich Justin vorher bescheid gegeben hätte, dann wäre er auch beleidigt gewesen und ich hätte nichts mit Cale unternommen, weil er mir ein schlechtes Gewissen gemacht hätte. Aber andererseits ist er jetzt sauer, weil ich ihn angelogen habe. Ich habe ebenfalls ein schlechtes Gewissen. Egal was ich getan hätte. Aber es wäre auch unfair Cale gegenüber gewesen. Er kann dafür nichts. Ich will ihn auch nicht ausschließen aus meinem Leben. Wir haben schon viel miteinander erlebt.

Doch plötzlich erloschen sich all meine Gedanken und mein Herz zog sich zusammen. Ich dachte an nichts mehr. Ich blieb mitten im Flur stehen, während alles an mir vorbeizog und ich mich auf nur eine Sache konzentrierte. Justin und Daria.

Sie standen an seinem Spind angelehnt. Er sah so normal aus, wie als wenn er gerade nicht mit seiner Freundin einen Streit wegen Eifersucht hätte und jetzt steht er mit ihr dort. Auch von 10 Meter Entfernung konnte man erkennen, dass sie sich an ihn ranmacht und auf ihn steht. Sie lacht bei jedem Wort und grinst ihn an, als wenn er das wertvollste für sie wäre.

Fühlt sich so Eifersucht an?

Ich erwachte aus meiner Starre und kam wieder in die Realität zurück. Alison bemerkte die zwei wohl auch, denn sie machte Würge—Geräusche und sah genervt weg. „Was soll das denn? Das ist aber sehr erwachsen von ihm." Kommentierte sie und zog mich weiter. Wir liefen in einem großen Abstand an ihnen vorbei und Justin schien uns nichtmal zu bemerken.

„Ich glaub's einfach nicht." Flüsterte ich zu mir selbst, aber Ali hörte mich. „Er ist ein Arsch. Wenn er sich somit an dir rächen will, dann ignorier es. Er will dich nur provozieren und dich auf deinen Fehler hinweisen."

Sie hat Recht. Ich muss ihn soweit es geht ignorieren. Wieso können wir nicht wie normale Menschen darüber reden?

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In der Mittagspause saß Chase bei uns am Tisch. Ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Die Beiden mussten auch noch ihre Liebeleien vor mir ausführen, welches nur noch mehr zu meiner Traurigkeit hinzufügte. Ich würde auch gerne so eine perfekte Beziehung wie die beiden haben.

„Julie, kommst du später auch?" Fragte Chase. Ich sah ihn verwirrt an. „Wohin?" — „Zu mir. Wir wollen ein bisschen chillen." Wahrscheinlich wird Justin auch dort sein. „Ich weiß noch nicht. Mal sehen." Ich machte so, als wenn es mir egal wäre. Aber Alison wusste genau an was ich dachte. Ich kann dort nicht hin. Wenn Justin dort ist würde er mich die ganze Zeit nur ignorieren und ich möchte nicht mit schlechter Laune bei meinen Freunden in der Runde sitzen.

Justin saß gerade übrigens an einem anderen Tisch mit Matt und den anderen Jungs, die auch beim Campen dabei waren. Von Daria bislang keine Spur. Ich hoffe sie merkt, dass sie an der falschen Adresse mit Justin ist. Wenn sie das bald nicht einsieht, dann werde ich sie noch in ihre Schranken weisen und ihr zeigen, was verbotenes Land ist.

Mein Handy klingelte. Voller Hoffnung, dass es ein Text von Justin ist, zog ich es aus meiner Hosentasche.

1 Neue Nachricht von Cale

—Alles klar? Noch sauer wegen dem was ich gestern über deinen Freund gesagt habe?"

Ich klickte nicht auf die Nachricht, da ich vorerst auch nicht beschloss zu antworten. Er muss warten. Justin steht jetzt an erster Stelle.

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Bis zum nächsten Kapitel 🔜

Bizzle  • jb [DISCONTINUED]Where stories live. Discover now