Severus, bitte / Kapitel 73

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Ich drehte mich nicht um, sondern krallte mich weiter am Geländer fest. "Was kümmert es dich.", fauchte ich beinahe. Wie konnte sie es wagen mich auch nur anzusprechen. "Ich bin deine Mutter.", antwortete sie mit fester Stimme. "Einen Dreck bist du!" Ich fuhr herum und kam wenige Centimeter vor ihr zum Stehen. "Es hat dich 17 Jahre lang nicht interessiert was du bist und ich kann auch die nächsten 17 Jahre gut auf dich verzichten! Du weißt ja nicht mal wer mein Vater ist!", stieß ich in meiner unbändigen Wut hervor und brachte sie zum Schweigen. "Dein Temperament hat sie jedenfalls geerbt.", bemerkte Bellatrix kichernd. "Halt den Rand !", brüllte meine Mutter sie an. Ich hielt es hier nicht länger aus. Wo war eigentlich Severus verdammt nochmal? Hat er von der ganzen Sache gewusst?! Ich musste zu Draco. Drauf geschissen was Severus mir vorhin gesagt hatte.
Ohne auf die Schimpftaraden der Todesser zu achten, rannte ich die Treppe nach oben hinauf. Der Slytherin zitterte und hielt den Zauberstab auf den alten Zauberer. Dumbledore würde sich niemals von ihm umbringen lassen. Warum hatte er ihm nicht schon längst den Zauberstab entnommen? Ich hatte inständig gehofft, dass er und Severus einen Plan ausgearbeitet hatten. "Er ist noch hier! Ich habe sie eben reden hören!", fauchte Draco und versuchte sein Zittern zu verbergen. Ich ging an seine Seite. Dumbledore wusste, dass ich heute Abend hier sein würde, tat aber unwissend. "Louna, bitte nicht." Eins musste man ihm lassen. Er spielte seine Rolle perfekt. "Es ist vorbei Albus.", murmelte ich. Er schüttelte den Kopf und richtete den Blick wieder auf den Blonden. "Draco, Sie sind kein Mörder." "Sie ahnen nicht wozu ich fähig bin! Sie wären schockiert wenn Sie es wüssten!" Dracos Stimme überschlug sich fast. An seiner gesamten Körperhaltung konnte ich erkennen, dass er nervlich am Ende war. Gott, er tat mir so unglaublich leid. "Sie haben Katie Bell verhext, damit sie mir ein, mit einem Fluch belegtes, Collier bringt. Sie haben eine Flasche Met mit einer vergifteten vertauscht. Verzeihen Sie mir Draco, aber Sie können wohl kaum mit ganzem Herzen dabei gewesen sein. Angesichts dieser schwachen Versuche." Der alte Mann versuchte ihn umzustimmen, doch Draco war sich sicher. "Er vertraut mir. Er vertraut uns." Er zeigte auf mich. "Wir wurden auserwählt!" Er riss seinen Ärmel hoch und entblößte damit das Todessermahl auf seinem Unterarm. Dumbledores Schmerz in seinen Augen rührte mich. Er hatte wohl bis zum letzten Moment geglaubt es gäbe einen Ausweg für Draco. "Dann will ich es Ihnen leicht machen." Er hob den Zauberstab, doch Draco entwaffnete ihn mit einem schnellen "Expelliarmus!" Der Zauberstab flog zur Seite. Innerlich erschrak ich. Wie hatte Dumbledore sich einfach entwaffnen lassen können? Er! Der mächtigste Zauberer aller Zeiten. Ein Knacken war unter mir zu hören. Ich blickt nach unten durch die morschen Holzplatten hindurch. Irgendjemand huschte unter uns durch den Astronomieturm. Polternde Schritte waren aus einer anderen Richtung von der Treppe her zu hören. "Es kommen noch andere. Ihr seid also nicht allein.", erhob Dumbledore wieder die Stimme. "Wie habt ihr das angestellt?!" "Das Verschwindekabinett im Raum der Wünsche.", begann ich. "Wir haben es repariert.", fuhr Draco fort. Dumbledore war nicht dumm. Er wusste bereits davon. "Es gibt ein zweites. Ein Gegenstück?" Draco nickte. "Bei Borgin und Burks. Sie bilden einen Übergang." Die Schritte kamen immer näher. Das konnten nur Bellatrix und der Rest der Bande sein. "Draco ich kannte einen Jungen vor sehr vielen Jahren, der einen vollkommen falschen Weg eingeschlagen hat. Bitte lassen Sie mich Ihnen helfen." Der alte Mann scahute ihn beinahe flehend an. Ich griff nach Dracos Hand. "Ich will Ihre Hilfe nicht! Wollen Sie das nicht verstehen?!" Eine Pause. "Ich habe keine Wahl. Ich muss Sie töten...sonst tötet er mich." Tränen rannten über Dracos Wangen. Mein Herz drohte zu zerspringen. Ich hatte erwartet, dass es hässlich werden wird, aber so schlimm...
Bellatrix polterte gefolgt von meiner Mutter auf die Plattform. "Oh, wen haben wir denn da?", kicherte sie und warf ihre wilden, schwarzen Locken durch die Gegend. "Lass die Spielchen Bella!", herrschte meine Mutter sie an. "Chloé." Dumbledore war überrascht und dieses mal war es nicht gespielt. Er hatte also nichts davon gewusst. "Es tut mir leid Albus. Ich würde gerne noch plaudern, aber wir sind leider etwas knapp dran." Es traf mich mitten ins Herz wie kalt sie ihm gegenüber war. Wie hatte diese Frau jemals Liebe empfinden können? "Tu das deiner Tochter nicht an. Ich bitte dich." "Sag mir nicht was ich tun soll." Ihr Tonfall hatte etwas bedrohliches. Ich zuckte zusammen. "TU ES DRACO! JETZT!", schrie Bellatrix wie eine Wilde und hoffte, dass Draco den Moment ausnutzen würde. "Er hat nicht den Mumm dazu. Genau wie sein Vater." Greyback lachte hämisch. "Mach schon Draco!", heizte sie ihn weiter an. Draco zitterte, war unfähig sich zu bewegen, hielt nur meine Hand und rührte sich nicht. "Lass es.", erklang eine wohl bekannte Stimme. "Severus.", entfuhr es mir. Meine Mutter fuhr herum. Eine Totenstille breitete sich aus. Man hätte eine Feder fallen hören können. Vielleicht war ich mir deshalb sicher, das man meinen Herzschlag hören konnte. Dumbledore versteifte sich urplötzlich. Gehörte das etwa nicht zum Plan. Ich versuchte Blickkontakt mit meinem Vater aufzunehmen, doch er schaute stur an mir vorbei und holte seinen Zauberstab heraus. "Severus." Dumbledores Haare wehten im Wind. "Bitte." Seine Augen verrieten Schmerz. Angst. Aber auch eine gewissen Ruhe. Severus erhob jedoch seinen Zauberstab. "Avada Kedavra." Mein Herz setzte für einen Moment aus. Meine Hand glitt aus Dracos. Dumbledore stolperte und fiel über das Geländer. Bellatrix stieß einen ohrenbetäubenden Freudenschrei aus und setzte sogleich ein dunkles Mahl in den Himmel. Geschockt begegnete mein Blick dem meines Vaters. "Wie konntest du nur.", formte ich tonlos, drehte mich um und stürmte an allen vorbei die Treppe hinunter. Meine Mutter folgte mir. "Reiß dich zusammen!" "Fass mich nicht an!", schrie ich und schlug ihre Hand beiseite. "Es ist vorbei.", hielt sie dagegen. "Dumbledore ist tot." "Gottverdammt ich wünschte du wärst es!", spie ich ihr entgegen, riss mich erneut von ihr los und rannte ziellos durch die dunklen Korridore. Von überall her strömten Schülermassen aus den Gängen. Ich drehte meinen Kopf nach allen Seiten, fuhr mir durch die wirren Haare, wusste nicht wohin ich sollte und rang nach Luft. "Lou!" Fred und George reckten in den Schülermassen ihre Arme in die Höhe. Ich bekam Panik. Ich musste hier raus. Nach Luft schnappend rannte ich nach draußen, folgte dem wilden Geschrei von Bellatrix und ihren Anhängern und blieb schließlich einige Meter vor Hagrids Hütte stehen. Bellatrix setzte derweil Hagrids Hütte in Brand. Ich hoffe inständig, dass er nicht zu Hause war. Es war ein Chaos. Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Dumbledore war tot. Ich hatte gedacht heute Abend würde es vorbei sein.
"Verfluchte scheiße!", brüllte ich und dankte Merlin, dass keiner der Todesser Notiz von mir nahm. "Was zur Hölle machst du hier?!" Jemand zog mich ins Dickicht. Mein Herz machte einen Satz. Fred. "Ich...Ich...", stammelte ich und rang weiter nach Luft. "Was ist da passiert?! Verdammt was machen die Todesser hier? Lou! Sag es mir!" Er rüttelte an meinen Schultern. "Snape!", ertönte eine brüllende Stimme von der Wiese aus. Ich riss mich von Fred los und rannte auf Sevrus zu, der gerade von einem wütenden Harry attackiert wurde. "Er hat Ihnen vertraut!", schrie er und feuerte einen Fluch auf meinen Vater ab. "Harry bitte!" Ich ging dazwischen. Der Auserwählte ließ seinen Zauberstab nicht sinken, sondern zielte nun auf mich. "Du, du hast da mitgemacht. Ich hab es gesehen." Er war also unter der Plattform gewesen. Mein Herz blieb zum dritten Mal an diesem Abend stehen. "Du bist eine von ihnen. Wie konntest du nur." Sein Ton brach mir das Herz. Er hatte Recht. Wie konnte ich nur...
"Eine von was?" Fred war hinter mir aufgetaucht. Gott, was suchte er hier? "Sie ist eine Todesserin!", spuckte Harry aus und dachte gar nicht daran den Zauberstab wegzustecken. Eine Träne rollte mir die Wange hinunter. Freds Blick brach mein Herz endgültig. "Potter ich warne Sie." Severus schob sich schützend vor mich. "Sectumsempra!", brüllte der Auserwählte, doch Severus parierte seinen Angriff und schleuderte ihm einen Stupor entgegen. Bewegungslos lag Harry im Gras, unfähig sich zu bewegen. Mein Vater richtete seinen Zauberstab auf Fred. "Bitte. Nicht." Ich stellte mich vor ihn. Severus warf mir einen kontrollierenden Blick zu. "Eine Minute.", flehte ich ihn an. Er gab nach und verschwand. Aus der Ferne konnte ich sehen wie Draco sich hilfesuchend umsah.
Ich zog Fred aus der Schusslinie. Er schaute mich verstört an. Sämtliches Leuchten in seinen Augen war verschwunden. Ich hatte ihn sehr verletzt. "Warum.", war alles was er hervorbringen konnte. Ich konnte ihm nicht antworten. Stattdessen überbrückte ich den Abstand zwischen uns, nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn mit all meinen Gefühlen die ich hatte. Er vergrub seine Hände in meinen Haaren, ließ sie meinen Rücken hinunterwandern, wo sie letztendlich auf meiner Taille zum liegen kamen. Ich wollte ihn nie wieder loslassen. Keuchend löste ich mich von ihm. Stirn an Stirn standen wir beide da, während um uns herum die Welt unterging. "Ich liebe dich.", stieß er hervor und atmete schwer. "Es tut mir leid.", antwortete ich, ließ seine Hände los und verschwand im Dickicht des verbotenes Waldes. Schluchzend wischte ich meine Tränen fort.

Louna Black- Decisions of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt