Abschied und Wiedersehen / Kapitel 94

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"Hast du alles?" Fred hetzte wie ein Wilder noch einmal durch sämtliche Räume, um nachzuschauen ob er auch ja nichts vergessen hatte. "Ich hatte ja wohl kaum einen großen Koffer mit Klamotten dabei!", antwortete ich ihm vorwurfsvoll. Immerhin war ich mit nichts als nur Klamotten am Leib und dem Zauberstab in der Hand hier ausgespuckt worden. Gott sei Dank konnte ich mir von Hermine ein paar Sachen leihen und auch Fleur spendete mir großzügig etwas aus ihrem Kleiderschrank. "Wir wollen los!", brüllte Fred durch das ganze Haus und wuchtete seine Tasche die Trepper hinunter in den Hausflur. Skeptisch musterte ich seine Reisetasche. "Was guckst du meine Tasche so argwöhnisch an. Lass sie ihn Ruhe!", feixte er und stellte sich beschützend vor sie. Ich rollte mit den Augen. "Ich hab mich nur gefragt, für was du so verdammt viel Zeug eingepackt hast. Wir waren ja nicht mal eine Woche hier." Ich schüttelte mit dem Kopf. "Ein Mann hat auch seine Bedürfnisse!", gab er zurück und fasste sich theatralisch ans Herz. Wieder schüttelte ich mit dem Kopf, musste aber dieses mal Lachen. Freds gute Laune war erstaunlicherweise ansteckend. Er freute sich seinen Bruder wiederzusehen, aber vor allem fieberte er dem Besuch bei seinen Eltern hingegen, der später noch auf der Tagesordnung stand. Während ich mir eher den Kopf zerbrach wie ich das Zusammentreffen überleben sollte, hatte er nichts anderes als die Familienreunion im Kopf. "Scheint keinen zu interessieren, dass wir gehen.", sagte er vorwurfsvoll und schaute sich um. "Kein Wunder, so wie du dich immer benimmst." Ich zwinkerte ihm zu und lachte als er mir die Zunge herausstreckte. "WIR MACHEN UNS JETZT VOM ACKER!", brüllte er in einer Lautstärke, die sicherlich durch ganz ShellCottage zu hören war. Angelockt von Freds zarten Stimmchen, wuselten sowohl Bill und Fleur, als auch das goldene Trio in den Hausflur. "Ich werde dich vermissen!", jammerte Fleur mit ihrem französischen Akzent und hauchte mir je ein Küsschen links und rechts auf die Wange. "Wir sehen uns!" Auch Bill umarmte mich zum Abschied und erdrückte seinen kleinen Bruder halb, was ich mit einem Schmunzeln beobachtete. "Mach's gut Hermine. Pass gut auf die beiden Idioten auf.", flüsterte ich ihr kichernd ins Ohr, als ich sie an mich drückte. "Hey, ich bin zwar verwundet, aber nicht taub!", beschwerte sich Ron bevor ich auch ihn in die Arme schloss. "Insgeheim bist du doch der Schlaukopf eures Gespanns!", neckte ich ihn. Zögerlich trat ich zu Harry und wollte ihm erst die Hand geben, doch er ignorierte sie und zog mich in eine feste Umarmung. "Pass auf dich auf Harry. Du bist unheimlich stark. Vergiss das nicht!" "Versprochen.", murmelte er und streichelte mir hauchzart über den Rücken. Kurz bevor ich mich wieder von ihm löste, flüsterte er mir noch etwas ins Ohr. "Ich verzeihe dir." Drei Worte die eine unglaubliche Rührung in mir auslösten. "Gott, ich werde euch so vermissen.", schniefte ich und umarmte noch einmal alle drei gemeinsam. Mir standen beinahe die Tränen in den Augen, so sehr ging mir der Abschied von allen nah. Niemand konnte sagen wann wir uns das nächste mal wiedersahen. "Ich will nicht die Stimmung versauen, aber wir müssen los." Fred legte mir eine Hand auf den unteren Rücken. Nur äußerst widerwillig löste ich mich aus der Umarmung. "Meldet euch! Ihr wisst ja wo ihr mich nun findet." Ich warf Fred ein Lächeln zu und errötete leicht als Hermine romantisch aufseufzte. "Wir sehen uns!"

Und mit einem Griff nach Freds Hand, lösten sich sämtliche Raumstrukturen in Luft auf und ich wurde langgezogen. Keuchend hielt ich mich an Fred fest, als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten. "Merlin, wie ich diese Scheiße hasse.", fluchte ich und hielt mir den Magen. "Man könnte meinen eine Todesserin hätte inzwischen gelernt wie man das Apparieren beherrscht.", provozierte Fred keck während ich mich umschaute wo wir denn überhaupt gelandet waren. "Die Winkelgasse...", flüsterte ich leise und traute dabei meinen Augen kaum. Als ich kurz vor Beginn des sechsten Schuljahres zuletzt hier gewesen war, hatte es schon schlimm ausgesehen, doch der Anblick der menschenleeren Gassen, die zwischen den abgebrannten Lägen lagen, verschlug mir die Sprache. "Ich weiß. Es ist wirklich hart.", murmelte der Weasley an meiner Seite und griff nach meiner Hand. "Ich will das es wieder so wird wie früher." Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und dachte an meine ersten Besuche hier. Es gab unzähliges zu entdecken, hinter jeder Ecke verbarg sich eine neue Gasse mit noch ausgefalleneren Shops. Ein Hauch von Unbeschwertheit lag in der Luft, zwischen Freudenschreien und Lachen. Das hier hatte rein gar nichts mehr mit der Winkelgasse zu tun.  "Willst du mal was schönes sehen?", fragte Fred und zog mich ohne eine Antwort abzuwarten ein paar Straßen weiter. Wie erwartet kamen wir vor "Weasley Zauberhafte Zauberscherze" zum Stehen. "Hier sieht es noch genauso aus wie letztes mal als ich hier war.", stellte ich glücklich fest. Meine Blicke huschten durch die bunten Schaufenster die mit allerhand Scherzartikel verziert waren. "Lust auf eine Führung?", fragte der Weasley. Das lies ich mir nicht zweimal sagen. Beinahe über eine Stunde lang zeigte Fred mir stolz sämtliche Ecken des Ladens, jedes einzelne Regal, jede Schublade, alles was ihm wichtig und irgendwie von Bedeutung war. Ich betrachtete ihn bei seinen Erzählungen und empfand nichts als puren Stolz. Was er und George sich hier aufgebaut hatten, war einfach fantastisch. Weasleys Zauberhafte Zauberscherze war der Beweis dafür, dass man auch in diesen Zeiten nicht sein Lächeln verlieren sollte, egal wie hart es war. Gerade als Fred dabei war mich zu überreden eine Kostprobe ihrer Liebestränke zu schlucken, polterte es auf der Treppe die ganz nach oben führte. "Jetzt sagt mir nicht, dass ihr Lovebirds hier schon ewig rumlungert anstatt mir von euer bescheidenen Ankunft zu berichten!" Meine Miene hellte sich, wenn überhaupt möglich, noch weiter auf. "GEORGE!", schrie ich und hüpfte regelrecht auf den zweiten Zwilling zu. "Lass dich ansehen!" Er wirbelte mich begeistert durch die Luft, bevor er mich in eine herzliche Umarmung zog. "Merlin, wie groß du geworden bist! Allerdings kannst du meine Modelgröße immer noch nicht toppen!", neckte er mich frech. Augenblicklich fühlte ich mich noch wohler als ich es eh schon tat. Mit den Zwillingen wie in alten Zeiten wieder vereint zu sein ließ mein Herz höher schlagen. Tief in meinem Herzen hatte ich es schon immer gewusst. Zwischen uns würde nie jemand oder etwas kommen. Wann immer ich die beiden brauchte, egal was ich anstellte, sie würden immer für mich da sein. So wie es früher auch schon war, als wir Hogwarts gemeinsam auf den Kopf gestellt hatten. "So und jetzt erzählt mir mal, wo ihr überhaupt die ganze Zeit gesteckt habt." George sprach es so aus, als würden wir ihm gleich ein fröhliches Märchen auftischen, dem war leider nicht so. "Das ist eine lange Geschichte Bruderherz.", antwortete Fred und schlang dabei einen Arm um meine Taille. "Wie gut, dass ich bereits Kaffee gekocht habe.", gab der andere zurück und schlenderte die Treppen voraus nach oben. "Gott sei Dank! Das scheint in letzter Zeit Freds Lieblingsgetränk zu sein!" Ich zwinkerte ihm zu und zog ihn dann hinter mir her. "Vielleicht braucht er die Energie, um dich zu bezirzen!", kam es trocken von George und ich prustete los. Wie in alten Zeiten, verdammt...die guten alten Zeiten.

Louna Black- Decisions of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt