Teil 202

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Sofy

Ein wenig schockiert blickte ich ihn an. Wie hatte er rausgefunden … „Aber. Woher … wie? Du hast nichts gesagt“, brachte ich nur verwirrt hervor, da ich einfach zu sehr mit der Situation überfordert war. „Ich erkläre es dir in Ruhe, okay? Aber ich glaube, dass du jetzt erstmal mit jemand anderem viel zu besprechen hast“, erwiderte er und blickte sich suchend um, bis sein Blick offenbar das erfasst hatte, was er gesucht hatte. Oder eher gesagt, wen er gesucht hatte. Und während ich seinem Blick folgte, winkte er die gesuchte oder eher die gefundene Person schon herbei. Die Frau näherte sich uns, wirkte auch ein wenig unsicher. „Hey Miriam“, begrüßte Wincent sie. „Hi“, war alles was sie herausbekam und wodurch man ihre Unsicherheit noch mehr spürte. So hatten wir immerhin schon eine Gemeinsamkeit. „Sofy? Du … bist es wirklich?“, fragte sie noch immer etwas unsicher. „Ähm. Ja … bist du? Bist du es wirklich?“ Sie nickte nur, während ihr bereits die ersten Tränen über die Wangen liefen. Und auch in meinen Augen sammelten sich langsam aber sicher die Tränen. Das war der Moment, in dem wir uns einfach in die Arme fielen. Mir war nicht bewusst, wie lang wir so dastanden. Irgendwann legte Wincent seine Hand auf meine Schulter. „Ich glaube, ihr habt viel zu besprechen. Aber nicht hier. Wir fahren zu uns nach Hause, da habt ihr eure Ruhe“, meinte er und schaffte es so, dass wir uns voneinander lösten. Er hatte recht. Ich wollte das Gespräch nicht hier auf dem Bahnsteig führen. Und zu erzählen hatte sie mir ja einiges.
Dennoch verlief die Autofahrt sehr schweigsam. So richtig wusste ich nicht, wie ich ein Gespräch anfangen sollte. Und ihr ging es ähnlich zu gehen.
Zu Hause angekommen zog sich Wincent mit Elina und Niilo zurück, sodass wir allein im Wohnzimmer zurückblieben. „Möchtest … Möchtest du etwas trinken?“, fragte ich noch immer völlig überfordert. „Nein danke. Ihr … habt es wirklich schön hier. Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ „Wieso hast du mich damals weggegeben?“, platzte es dann einfach aus mir heraus. Sie seufzte, schien aber mit dieser Frage gerechnet zu haben. „Du verdienst antworten“, fing sie seufzend an, „Es war weder für deinen Dad noch für mich einfach. Das musst du mir bitte glauben. Wir waren Beide noch sehr jung und am Collage. Mr. Barns. Also dein Vater …“ „Nein. Er ist nicht mein Vater“, fiel ich ihr ins Wort. „Dennoch. Er hat uns damals seine Hilfe angeboten und weder dein Dad noch ich bekamen Unterstützung von unseren Eltern. Wir waren verzweifelt und wollten, dass es dir gut geht. Deshalb … haben wir das Angebot angenommen. Aber … wir haben seitdem jeden Tag bereut. Dir Geschenke geschickt, Briefe geschrieben. Du hast nie geantwortet. Wir haben ständig bei euch angerufen …“ „Aber … davon wusste ich nichts. Ich habe nie irgendwelche Briefe bekommen. Bis vor zwei Wochen wusste ich doch gar nicht, dass das nicht meine Eltern sind. Ich wusste von gar nichts“, entgegnete ich verzweifelt. „Das … uns wurde immer gesagt, dass du keinen Kontakt zu uns haben willst. Dass du die Briefe nicht lesen willst …“, erklärte sie, „Wir wollten dich sehen, sind extra nach Deutschland gezogen, weil wir hofften. Aber sie haben es nicht zugelassen. Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich könnte alles rückgängig machen.“ „Du bist nicht diejenige, der es leidtun sollte“, entgegnete ich kühl und stand auf, „Das sollte es ganz anderen.“ Wütend stapfte ich in den Flur, um mir meine Schuhe anzuziehen, als Wincent gerade aus der Küche kam. „Was hast du vor?“, wollte er verwirrt wissen. „Ich muss was klären“, erwiderte ich kühl, während ich mir meine Jacke überzog.

Vielleicht irgendwann (2)Where stories live. Discover now