Teil 310

454 21 0
                                    


Sofy

Am nächsten Morgen hätte ich eigentlich ausschlafen können. Eigentlich. Und dennoch war ich um punkt sechs Uhr wach, in heller Erwartung, dass sich gleich mindestens ein Kind melden würde. Aber die Zwillinge waren bei Wincents Mutter. Und wir am anderen Ende von Deutschland. Tja. An Schlafen war für mich jetzt trotzdem nicht mehr zu denken. Wincent dagegen schlief noch immer wie ein Stein und würde so schnell sicher nicht aufwachen. Der konnte aber auch immer und überall schlafen. Vermutlich antrainiert, durch jede einzelne Tour. Ein wenig überfordert war ich ja schon, weil ich so gar nichts mit mir anzufangen wusste. Ich seufzte leise, befreite mich aus Wincents Armen und schlich zu meiner Tasche. Es war schon ein Akt, nicht über die im Zimmer verstreuten Klamotten von gestern Abend zu stolpern, aber ich schaffte es. Aus meiner Tasche kramte ich mir das Buch heraus, das ich mir glücklicherweise eingepackt hatte. Wenn ich eh nicht mehr schlafen konnte und die Zeit schon mal da war, konnte ich ja auch einfach lesen. Also kuschelte ich mich mit dem Buch wieder unter die Bettdecke und nutzte die ungewöhnliche freie Zeit, um mal weder meinem größten Hobby nachzugehen. So verlor ich auch wieder ein wenig die Zeit aus den Augen. Zurück in die Realität holte mich ein verschlafenes Brummen. „Morgen", kam es noch sehr verschlafen von Wincent, „Bist ja schon wach." „So offensichtlich?", erwiderte ich schmunzelnd und legte das Buch beiseite, um mich wieder in seine Arme zu kuscheln. „Wie lang schon?", nuschelte er in meine Haare, während er mich ganz eng an sich zog. „Kommt drauf an, wie spät es ist", merkte ich an, „Seit sechs Uhr bestimmt schon." „Hm ... Du hättest ausschlafen können." „Ach was", lachte ich, „Das ist mir bewusst, aber ich war hellwach. Also hab ich gelesen." „Hm und was machen wir Zwei heute?" „Weiß nicht, wann müssen wir heute Abend überhaupt da sein?", hakte ich nach, weil ich gar keine Ahnung vom heutigen Zeitplan hatte. „Keine Ahnung. Irgendwann heute Mittag muss ich da zu einer kurzen Probe. Amelie hat mir den Zeitplan geschickt, hab ich mir noch nicht so genau angeguckt", murmelte er und hielt mir sein Handy hin. „War ja klar. Hätte sie den mal lieber mir geschickt", seufzte ich und öffnete seinen Chat mit Amelie, um den Zeitplan rauszusuchen, „Du musst um zwölf da sein für circa ne Stunde. Und heute Abend geht es dann um acht los. Das heißt, wir müssten uns allmählich fertigmachen und frühstücken. Du musst da auch noch hinfahren, das kostet auch Zeit." „Wir könnten in die Stadt fahren und da frühstücken", überlegte er. „Ok. Dann kann ich in deiner Probenzeit ein bisschen die Stadt erkunden. Wenn ich schon mal in München bin, will ich auch ein bisschen was von der Stadt sehen", stimmte ich ihm zu. „Du meinst wohl eher, du willst jeden Buchladen der Stadt sehen", lachte er, „Aber gut, machen wir so. Hab mir schon gedacht, dass so eine Probe nicht so interessant für dich ist." „Ich lass mich heute Abend lieber überraschen", ich drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen und huschte dann ins Bad, um mich fertig zu machen.
Eine Stunde später saßen wir beim Frühstück, doch ich warf die ganze Zeit einen Blick auf mein Handy. „Meine Mutter meldet sich schon, wenn irgendwas sein sollte"; Wincent blieb meine ständigen Blicke aufs Handy natürlich nicht verborgen und er wusste ganz genau, auf was ich wartete, „Wir rufen meine Mutter nachher an, wenn wir wieder im Hotel sind, okay? Elina und Niilo sind bei meiner Mutter wirklich gut aufgehoben." „Ich weiß", nuschelte ich, „Aber wir sind am anderen Ende von Deutschland." „Ja. Das ist weit. Ich bin doch auch nur so entspannt, weil sie bei meiner Mutter sind ... Und morgen sind wir doch schon wieder zu Hause. Außerdem wolltest du die Stadt sehen. Und ich muss langsam los, sonst komm ich zu spät", er bezahlte und wir gingen nach draußen, „Ich schreib dir, wenn ich fertig bin. Dann kannst du mir ja sagen, aus welchem Buchladen ich dich abholen soll." „Du bist ja soooo lustig", ich verdrehte die Augen. „Weiß ich", erwiderte er grinsend. „Sieh zu jetzt. Sonst kommst du wirklich noch zu spät", sagte ich jedoch nur schmunzelnd. „Jaja. Ich liebe dich auch", schmunzelnd gab er mir noch einen kurzen Kuss, „Bis später." Dann marschierte er zum nächsten Taxi und machte sich auf den Weg.

Vielleicht irgendwann (2)Where stories live. Discover now