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"HAAAALLO!" Das war keine tolle Art geweckt zu werden. "Mann was ist denn?" fragte er genervt. "Mach den Kackwecker aus, erstens macht er dich scheinbar nicht wach und zweitens nervt er wie Hölle!"

Er wollte sich aufrichten und aufstehen, aber daraus wurde nichts, denn seine Arme und Beine taten ihm so weh, dass er sich nicht vorstellen konnte, wie er so aus dem Bett kommen sollte. Seine Nase war verstopft und ihm war warm.

"Tja da hast du dir wohl Fieber gestern beim joggen geholt was?" Micha grummelte nur so vor sich hin. "Wenigstens ein Grund nicht in die Schule zu gehen." sagte er und tastete auf dem Nachtschrank herum und bekam tatsächlich sein Handy zu greifen um seine Mutter anzurufen.

Zwar glaubte sie ihm halbwegs, schwor aber wenn sie nach hause kommt und er liegt nicht im Bett würde sie ihn umbringen. Nett. "Tja dann musst du dich wohl den ganzen Tag mit mir unterhalten." sagte Maurice scheinheilig.

"Nein danke, ich zock lieber!" Für diesen Kommentar erhielt er einen vorwurfsvollen Blick. "Boar na gut, über was willst du reden?" Kurz überlegte der Blonde, dann antwortete er: "Erzähl mir bitte, was ist damals passiert? Zwischen dir, Manuel und Patrick."

"Ach da gibt es nicht viel-" "Da gibt es eine Menge." Er atmete durch. Sollte er es ihm erzählen? Er würde nicht aufhören zu nerven und weitererzählen konnte er es ja sowieso nicht, auch wenn er glaubte, dass er es auch wenn nicht tun würde.

"Na gut. Also angefangen hat es in der Grundschule. Ich hatte nie wirklich Freunde im Kindergarten und die erste Klasse war nicht anders. Es war nicht so, dass an mich gehasst hat, es hat mich nur niemand wirklich wahrgenommen. Das hat sich in der zweiten Klasse geändert, da kamen Manu und Patrick in die Schule und sie haben sich irgendwie immer so an mich ran gehängt und weil ich sonst keine Anerkennung erfahren hab mochte ich das irgendwie. Es hat sich jedenfalls eine Freundschaft daraus entwickelt."

"Und weiter?" "Muss ich das alles erzählen?" "Nein, aber vielleicht lässt es mich endlich mal durchsehen durch das ganze Chaos hier." Nochmal ein Seufzen von Micha und er setzte an weiter zu erzählen.

"Naja sie waren meine besten Freunde. Ich war aber ein Jahr älter, also bin ich ein Jahr früher runter und auf ein Gymnasium gekommen. Ein Jahr später sollten sie nachkommen, beide haben nicht so ein enges Verhältnis zu ihren Eltern und sie hatten niemanden, der sich nachmittags mit ihnen hingesetzt hat um mit ihnen zu lernen. Sie haben es nicht auf Gymnasium geschafft, das war schwer für mich, klar wir haben uns oft Nachmittags gesehen, aber die meiste Zeit verbrachten wir getrennt voneinander, also naja, sie zusammen und ich alleine. Vielleicht hätte ich, wenn ich es wirklich versucht hätte in meiner Klasse Anschluss gefunden, aber ich wollte immer zu den beiden und deshalb hab ich jede andere Art von Annäherungsversuchen an mir abprallen lassen. Das ging so bis zur 7. und dann hab ich es nicht mehr ausgehalten. Ich hab angefangen schlechtere Noten zu schreiben mit Absicht und Überraschung, das Jahr hab ich natürlich nicht geschafft, also gab es zwei Optionen : Jahr widerholen, oder runter von der Schule. Meine Eltern haben entschieden mich auf die Realschule zu schicken, weil ich dort besser mithalten können sollte und ich habe das Jahr dann zusätzlich noch freiwillig widerholt. Dann war ich in ihrer Klasse, endlich. Zum ersten mal seit ich sie kenne waren es immer wir drei. Schon in der Grundschule waren es immer die beiden, klar logischerweise, sie waren in einer Klasse und die drei Jahre danach war es natürlich genau so, das war dann endlich nicht mehr so und das hat für zwei ganze Jahre so gehalten."

Wieder stoppte er, aber anhand von Maurices erwartenden Blickes, wusste er, dass der für den Blonden interessanten Teil erst noch kam.

"An einem Nachmittag haben sie mir dann eröffnet zusammen zu sein. Ich weiß nicht was sie erwartet haben, haben die geglaubt ich würde vor Freude im Zimmer rumspringen? Sie haben mich so... angelächelt und stolz schienen sie darauf zu sei, ich meine was wollten die von mir?"

"Ich schätze sie wollten, dass du dich für sie freust." meinte Maurice sanft. "Für sie freuen? Das ist nichts worüber man sich freut!" Es war kurz still. Während des Erzählens war er im Raum auf und abgelaufen, nun blieb er stehen und setzte sich neben Maurice auf das Bett.

"Ich verstehe jetzt was in dir vorging, du hattest deine Gründe darauf so krass zu reagieren, ich kann dich da verstehen-" "Krass? Ich habe mich nicht krass verhalten. Ich habe mich verhalten, wie sich jede Person in so einem Moment verhalten würde."

Leicht schüttelte der Andere den Kopf. "Deine Vorgeschichte ist eine Erklärung, aber keine Entschuldigung." Stirnrunzelnd musterte er ihn. "Für was eine Erklärung? "Na dafür, dass eure Freundschaft so auseinandergebrochen ist."

"Das ist allein ihre Schuld." "Oh nein, dein Neid war schuld." "Neid? Ich bin doch nicht neidisch auf sie gewesen." Vehement schüttelte er den Kopf. "Sie haben dich gebraucht in dieser Zeit, gut sie hatten sich, das heißt aber nicht, dass sie dich nicht an ihrer Seite gebraucht hätten. Du hattest es nicht leicht und vielleicht hast du dich oft wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt, aber macht das jetzt nicht alles erst Sinn? Verbundenheit, weißt du. Das Wort von Gestern. Ihr habt doch zusammengehört, alles miteinander durchgestanden und du hast es hingeworfen und jetzt verstehe ich warum. Du warst neidisch. Von Anfang an. Du wolltest jemanden, der auch jeden Tag für dich da ist, du wolltest auch jemanden der sich in dich verliebt, du wolltest auch endlich jemanden haben, der nur dir gehört. Und du hattest Angst, dass jetzt wo sie beide sich haben, du wieder so dastehst wie damals, allein."

Er hatte Recht. Verdammt warum hatte er immer Recht, warum wusste er Dinge, die er sich bis eben noch nicht mal selbst zusammenreimen konnte, aber er wollte und wird das nicht zugeben! "Der einzige Grund, dass ich gegangen bin war, dass sie Jungs sind, das ist, das ist einfach-"

"Hör endlich auf damit Micha! Das ist ein so schwaches Argument und es wird wertlos, wenn es nicht mal stimmt. In Wahrheit hattest du doch noch nie ein Problem damit gehabt, stimmts Micha? Du hast nichts dagegen, oder bist du so blind? Vorgestern, da habe ich ja wohl deutlich gemacht, dass ich in einen Jungen verliebt bin oder? Und bist du schreiend weggerannt? Nein verdammt du hast mich in deinem Bett liegen lassen, während du eingeschlafen bist!"

Er antwortete nichts mehr. Es stimmte, sosehr er auch versucht hatte sich im Inneren über Maurice aufzuregen, gab es einfach keinen Grund den er sah um den Blonden zu hassen. Da war nichts.

Es begann sich zu drehen. "Ich komm mit." sagte Maurice noch, da verschwanden beide schon wieder aus dem Zimmer und landeten in einem seltsam dunklen Raum, oder war es überhaupt ein Raum? Viel eher war es ein dunkles nichts, mit zwei Tischen.

Auf der rechten Seite saß Manu in dem Esszimmer seiner Familie und auf der linken sah er Patrick, wiederum in seinem Wohnzimmer, wo seine Familie immer aß. Um sie herum wurden hitzige Gespräche geführt, aber sie beachtete keiner. Niemand ging auf sie ein, obwohl sie nicht allein waren, sah man doch die Einsamkeit.

"Sie hatten nur sich, beide mit dem selben Problem. Als sich selbst die Beziehung zu ihren Familien noch weiter verschlechtert hat, hatten sie nur eine Hoffnung, die Hoffnung auf die eine Person, die noch weiter für sie da bleibt, an deren Beziehung zu ihnen sich nichts verändert. Sie hatten gehofft, du würdest die Person sein, die bei ihnen bleibt. Alles was sie wollten war deine-"

"Gunst." beendete Micha den von Maurice angefangenen Satz und erhielt dafür ein warmes Lächeln. Hinter ihm befand sich eine zum Raum passende Tür, sie war komplett schwarz lackiert und auf ihrer Rückseite fand sich das Wort wieder, was er nun verstanden hatte.

Als sie ihn angelächelt und die Neuigkeiten mit ihm geteilt hatten, wollten sie nichts weiter, als das er sich für sie und mit ihnen freute und nur das beste für sie wollte. So wie sie es für ihn getan hätten.

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So das war es jetzt aber endgültig von mir, ich bin ziemlich stolz auf mich, dass ich es geschafft habe beide fertig zu machen und kann jetzt mit gutem Gewissen ins Bett gehen.

So jetzt seid ihr mich aber wirklich los, einen wunderschönen Tag euch allen!

Elli

1413 Wörter

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