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"Ach da bist ja du!" lachte Micha. "Mann diese scheiß Panzer können mich mal!" fluchte Mira und riss ihren Switchcontroller so weit herum, dass sie an die Wand knallte, dann als sie weiter fahren wollte war da eine Bananenschale und schließlich überfuhr sie ein Kugelwilli.

Micha konnte nicht mehr vor lachen und Mira schaute ihn grimmig an, während sie den Controller wütend auf Michas Kopfkissen warf.

Direkt nach der Schule war sie mit zu ihm gegangen. Er hatte an diesem Tag nichts zu tun, wie eigentlich immer. Also warum nicht? Maurice lachte ebenfalls, er hatte seinen altbekannten Platz auf dem Schrank eigenommen.

Als er ihr den Controller wieder vor die Nase hielt schüttelte sie vehement den Kopf wie ein bockiges Kind, dass beim Memory verloren hatte. Sie lag nur da und schaute ihn an, als würde sie ihn umbringen.

"Hey hey, ich kann nichts dafür! Ich war vielleicht das mit der Bananenschale und vielleicht auch das mit dem Panzer, aber come on, das war ein Grüner! Und der Kugelwilli war jemand, der zu dem Zeitpunkt noch schlechter war als du!"

"Du bist ein toter Mann!" sagte sie trocken und begann in ihrem Rucksack zu kramen. "Oh Gott kommt jetzt das Messer?" abwehrend aber noch immer lachend hielt er die Hände vors Gesicht, plötzlich spürte er etwas durch seinen Arm zucken und geschockt riss er die Augen auf.

"Hast du nen Elektroschocker?" Sie kicherte und hielt ein Gerät hoch, was aussah wie eine kleine bunte Pistole aus Plastik. "Was zur Hölle ist das?" "Elektromückenstichheiler." "Wir haben Winter Mira, warum zur Hölle hast du einen Mückenstichheiler mit?"

Sie zuckte mit den Schultern. "Ich hab hier allen möglichen abgefahrenen Scheiß drin." bemerkte sie, als sie ein bisschen weiter in ihrem Rucksack kramte. "Ich bin einfach zu faul das Zeug immer raus zu räumen. Den hatte ich im Sommer wahrscheinlich mal mit und seit dem gammelt der hier drin rum. Hier schau mal, eine Schokoladenglocke, ich glaub die war letztes Jahr in meinem Adventskalender."

"Bahh" Micha verzog das Gesicht. Auch Maurice rümpfte die Nase, der sich mittlerweile zu ihnen runter gesellt hatte und in Miras Rucksack gaffte. "Oh und hier ein Block zum schreiben, und noch einer, und noch einer, oh und auch noch ein Kleinerer."

"Was ist das eigentlich, das worin du immer rum schreibst?" fragte er nun endlich, weil es ihn interessierte. "Oh, Rüdiger?" Sie kramte weiter unten und zog ihr schwarzes Notizheft heraus auf welches sie, was er vorher nie bemerkt hatte, da es immer im aufgeklappten Zustand zusehen war, Kulleraugen aufgeklebt hatte.

"Rüdiger?" musste Micha kurz lachen und das Mädchen lächelte. "Meine Therapeutin hat da irgendeinen langen, komplizierten Begriff dafür, aber Rüdiger fand ich irgendwie schöner, es sind aber eigentlich nur Notizen an mich selbst. Ich soll jeden Tag aufschreiben, welche Gefühle ich hatte und warum und am Ende eine Nachricht an mich selbst, was ich mir mitgeben will auf den Weg und am Ende der Woche soll ich es in der Therapiesitzung vorlesen, die Nachrichten an mich selbst bestanden bis jetzt aber eigentlich immer nur aus Erinnerungen, was ich noch erledigen muss, ich hab das Gefühl, das treibt meine Therapeutin zur Weißglut. Du glaubst ich hab nen Knall, oder?" lachte sie etwas.

"Nein nein, die Kulleraugen sind, ähhh hübsch. Ich wusste nicht, dass du eine Therapie machst, sonst hätte ich das nicht gefragt." "Ach Schwachsinn, nachfragen ist gut, wie soll man schließlich sonst an Antworten kommen? Ich mach das auch nicht erst, seitdem Leo nicht mehr da ist. Sein Zustand davor hat mich mitgenommen und Marie fehlte auch mir. Ich hatte zwar keine psychische Erkrankung zu dem Punkt, aber ich wollte diesem schwarzen Loch so weit wie möglich fernbleiben. Ich hatte auch versucht Leo davon zu überzeugen sich Hilfe zu holen, aber er war ein Dickkopf und auf der anderen Seite ein Kämpfer. Aber nicht alles kannst du allein bewältigen, das hat er nicht verstanden."

Reflection Where stories live. Discover now