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"Ne im Ernst nicht Maurice!" Wieder begann der Tag mehr oder weniger mit einer Diskussion. Mauri wollte, dass er etwas für die Schule tat, er sagte, dass könne er vergessen. Schließlich ist Sonntag.

"Okay vielleicht werde ich etwas regelmäßiger zur Schule gehen, aber wen juckt es wie ich mein Leben lebe? Tu ich jemanden außer mir weh damit, dass ich auf das ganze Zeug nicht so viel Wert lege?"

"Vielleicht nicht direkt damit, aber du lässt ja nicht nur Schule schleifen, sondern generell alles! Deine Zukunft und so auch!" Er rollte mit den Augen. "Und tu ich damit jemanden weh, abgesehen von mir?"

Maurice überlegte kurz. "Ja tust du vielleicht." "Ach ja? Und wem bitte?" "Leute die sich für dich interessieren und welche die davon betroffen sind!" "Und wer soll bitte von meinen Entscheidungen negativ betroffen sein?"

Maurice antwortete nicht mehr. Besser so, er hatte nämlich auch keine Lust mehr zu diskutieren. Es war schon wieder Sonntag, wie ätzend. Seine Mutter hatte heute Morgen nochmal nach ihm gesehen, bevor sie gegangen war und ihm strengstens verboten irgendwas zu tun, was seiner Gesundheit schaden könnte.

Zu seinem Erstaunen nahm sie aber nicht die Zigaretten mit, wie er es erwartet hatte. Am Morgen war ihm noch so schlecht gewesen, dass er keinen Bissen hätte runter bekommen können, nun schien er zu verhungern.

Barfuß tapste er in den Flur und in Richtung Küche. Kurz blieb er irritiert stehen. Da kamen Stimmen aus dem Wohnzimmer, keine Fremden, aber was taten sie hier. Seine Mutter war bei einer Kollegin und sein Vater doch eigentlich wieder auf Reisen, was zur Hölle taten sie im Haus.

Langsam lief er weiter. Tatsächlich standen seine Eltern vor der Couch und zofften sich. Aber vor was für einer Couch? Seit wann hatten sie denn eine Neue? Seine Aufmerksamkeit galt allerdings kurz darauf schon jemand anderen, der durch die Haustür kam.

Ein Junge mit schwarzen Haaren, ziemlich genauso groß wie er betrat das Haus und lief ohne seine Schuhe auszuziehen eilends am Wohnzimmer vorbei in Richtung des Zimmers seines Bruders. "Timo, komm sofort her!" "Warum, ich hab echt kein Bock auf euer Gelaber!" und damit verschwand er in dem Zimmer.

Timo? Das war jeder aber nicht Timo. Sein kleinerer Bruder hatte dunkelblonde, etwas zu lange Haare, sodass er diese manchmal beim malen in einen Zopf binden musste. Er hatte helle große Augen und Grübchen, er war ziemlich klein für seine 14 Jahre und hatte eine helle Stimme, die quietschte, wenn er zu energisch redete, durch den Stimmenbruch, in dem er gerade war.

Das da war fast schon ein Mann gewesen und die Haare mussten gefärbt sein, er hatte ein riesiges Shirt an und zerrissene Hosen, aber nicht diese Art, die man extra so kaufte, die waren 100 prozentig reingerissen. Timo war immer schon ein Schisser gewesen, der es sich nicht mal getraut hatte auch nur normales Tempo zu laufen wenn der Boden etwas vereist war.

Was zur Hölle war passiert? "Mam? Was ist los?" fragte er, als er das Zimmer betrat. Seine Mutter stöhnte. Und fing unbeirrt weiter an mit seinem Vater zu diskutieren. "Es reicht mir jetzt mit dir, raus, sofort, wir sind besser ohne dich dran, schau ihn dir nur an!"

Er schaute fassungslos vom einen Elternteil zum andern. "Ich soll mich aus meinem eigenen Haus werfen lassen?" "Du bist ja doch nie da! Nicht mal jetzt, nicht mal dann, als er weg war!" "Du willst mir gerade allen ernstes die Schuld dafür geben, wie er drauf ist? Das ist seine eigene Schuld!"

"Seine eigene Schuld, seine eigene Schuld ja? Schau dich doch an, du bist ja nie da und wenn terorrisierst du ihn nur, das mit den Jungs ist allein deine Schuld!" "Oh nein! Ich hab bei Michael den Fehler gemacht, dass ich nicht streng genug war und jetzt? Wo ist er jetzt? Schonmal ein Lebenszeichen von ihm gehört? Bei Timo mach ich nicht den gleichen Fehler!"

Reflection Where stories live. Discover now