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"Sie ist herzlos!" "Vielleicht hast du ja recht, aber-!" "Sie ist schrecklich!" Schon der Morgen startete für ihn mit Frustration. Gerade war er auf dem Weg in die Schule.

Seine Mutter war diesen Morgen in sein Zimmer gekommen und hatte ihn kaltblütig aus dem Bett gehauen mit der Begründung, dass seine kleine Erkältung jetzt nicht mehr als Ausrede reichen würde.

Tatsächlich war sein Fieber und alles andere stark zurückgegangen und hatten nur noch eine leicht verstopfte Nase zurückgelassen, doch hätte sie doch wenigstens so gönnerhaft gewesen sein können und ihn noch den letzten Tag vor dem Wochenende Zuhause lassen können.

"Ja schon, aber-" versuchte Maurice wieder in seine Schimpftirade reinzugrätschen. "Sie ist das Böse in Person!" Der Blonde seufzte und gab es scheinbar auf. "Hätte es mir denn geschadet, mich noch eine Weile zu schonen?"

"Sicher nicht, aber du warst doch schon gestern so gut wie-" "Aber nein! Ich muss ja trotzdem hin, mit der Begründung ist halt so!" schimpfte er einfach weiter. "Du hast ja Recht-" "Es ist ja nicht mal so, dass ich einen Krankenschein gebraucht hätte, sie hätte mich einfach rausnehmen können."

"Okay stopp mal kurz, ich will dich zu nichts anstiften, oder so, aber die zehn Tage, die ich dich jetzt kenne habe ich eigentlich öfter beobachtet, wie es dir egal war, ob es nun eine Schulpflicht gab oder nicht." schaffte es Maurice jetzt doch einen Satz im ganzen rauszubringen, ohne zwischendrin von ihm unterbrochen zu werden.

"Da haben wir auch direkt den Grund, du kennst mich zehn Tage, was denkst du, wie mich meine Mutter kennt? Die erkundigt sich in der Schule, ob ich da war und wenn nicht, ist die Playstation ganz schnell weg, und ehe du jetzt sagst, dass ich doch in der Lage wäre sie mir einfach wieder zu holen, ja das wäre ich, wenn meine Mutter normal wäre. Bei ihr musst du damit rechnen, dass sie die nicht nur versteckt, sondern direkt aus dem Fenster, zielsicher in den Sondermüll schleudert."

Maurice konnte sich ein kurzes Kichern nicht unterdrücken und bekam dafür einen gefährlichen Blick von Micha zurück, vielleicht nicht direkt tödlich, aber auf jeden Fall so giftig, dass er von den Folgen auf jeden Fall sterben könnte, also sah der Junge lieber weg.

Jetzt schön erschöpft vom Tag setzte sich Micha auf seinen Platz und legte direkt seinen Kopf auf die Arme in der Versuchung nochmal einzuschlafen, was aber verhindert wurde von der Lauten Stimme von Herr Lorenz, der gerade die Begrüßung startete.

Tatsächlich versuchte er zumindest ein bisschen zuzuhören. Er wusste noch immer nicht, wie er mit Mira nach der Sache umgehen sollte und irgendwie fühlte er sich verpflichtet, zumindest den Vortrag nicht zu versauen.

Apropos Mira. Die saß hinten in der Ecke an ihrem Tisch allein und schrieb eifrig. Ihm war allerdings klar, dass das, was sie da tat nichts mit dem Unterricht zu tun hatte. Sie schrieb oft in dieses Buch, vielleicht eine Art Tagebuch.

Aber nicht nur an dem Buch saß sie viel. Generell sah er sie viel schreiben, an alle Möglichen. Für die Pause hatte sie immer ihren Laptop mit und in der Stunde krizelte sie meistens in ihren Block. Sie hatte gemeint, dass ihr Freund ihr oft beim Schreiben zugesehen hat und augenscheinlich war es ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens .

"Was glaubst du möchte sie mal machen?" fragte Maurice interessiert, der neben ihm die Beine aus dem Klassenfenster baumeln ließ. "Vielleicht was mechanisches, wir haben ja demonstriert gekriegt, dass sie da Talent hat." flüsterte er zurück, darauf bedacht, dass das niemand sehen konnte.

"Das Gefühl habe ich nicht. Also klar, kann sie das und hätte keine weiteren Schwierigkeiten das zum Beruf zu machen, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es das ist was sie will, sondern eher das was man von ihr erwartet."

Reflection Where stories live. Discover now