18. Wunden

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Noel:

Noch immer stand ich hier. Und starrte ihn an. Ich wusste gar nicht wie ich ihm helfen konnte.

Mir tat es weh ihn so zu sehen. Als ich einen Schritt in sein Zimmer machte rappelte er sich wieder auf.

Seine Augen fixierten mich und sie wirkten ein wenig dunkler wie sonst. Als ich noch näher kam stellten sich alle meine Haare auf, ich schluckte schwer.

So etwas hatte noch nie gespürt und gerade nicht von ihm. Die Atmosphäre hier drinnen war plötzlich so schwer.

Auch wenn sich alles in mir sträubte weiter zu gehen, wusste tief in mir drinnen das er mir nichts tun würde.

Vor ihm blieb ich stehen, er legte den Kopf in den Nacken und wir beide starrten uns an.

,,Jeremy." Nur sein Namen kam über meine Lippen.

Man merkte genau das er fertig war, komplett am Ende mit seiner Energie. Jetzt wo ich noch näher stand roch ich zusätzlich zu seinem Blut, Qualm und etwas das ich nicht kannte. Es brannte jedoch in meiner Nase, sehr unangenehm.

Jeremy musste endlich raus aus den Sachen. Mal sehen ob er sich helfen lassen würde.

,,Ich will dir helfen." Erklärte ich ihm mit ruhiger Stimme. Ich wollte kein Bedrohung für ihn sein.

Kein Wort, er machte keinerlei Anstalt. Wusste er was ich sprach?

Ganz langsam streckte ich meine Hand nach ihm aus. Kurz wartete ich auf eine Regung. Doch nichts geschah.

Vorsichtig öffnete ich die Knöpfe seines Hemdes. Nur durch die kurze Berührung waren meine Hände voller Blut und mir fiel es schwerer die Knöpfe zu öffnen. Immer wieder rutschte ich ab. Doch ich schaffte es, ich ließ das Hemd hinunter gleiten. Zum Vorschein kam ein durchtrainierter Oberkörper. Wäre es eine andere Situation hätte ich auf jeden Fall gefallen daran gefunden. Kratzer und andere Wunden zierten seinen Körper.

Immer wieder fragte ich mich was wohl geschehen ist.

,,Warte kurz hier." Sprach ich kurz bevor ich aus dem Zimmer eilte.

In der Küche holte ich eine Schüssel mit warme Wasser und im Bad holte ich noch einen Waschlappen. Unter dem Arm noch einen Verbandskasten.

Als ich wieder in sein Zimmer trat saß er noch immer dort auf der Stelle. Doch er fummelte an seinem Gürtel herum. Ich stellte die Schüssel auf dem Boden ab. Sanft nahm ich seine Hände in meine und legte sie zur Seite. Dann sah ich die Waffe die im Licht glänzte. Sie war an seinem Gürtel befestigt.

Geschickt öffnete ich das Holster und zog sie hervor. Das kalte Eisen lag schwer in meiner Hand. Sie war schwerer als erwartet. Es war mir unwohl sie in der Hand zu halten. Denn ich lief zum Nachtisch und legte sie ab.

Dann lief ich zu seinem Schrank und öffnete ihn. Er brauchte frische Sachen. Ich zog neue Unterwäsche hervor und ein Shirt das würde reichen.

Diese legte ich auf das Bett. Dabei ließ er mich keines Wegs aus den Augen.

Eigentlich musste er unter die Dusche, wusste jedoch nicht ob er dazu noch im Stande war. Also musste es jetzt wohl oder übel so gehen.

Ich tauchte den Waschlappen in das Wasser, drückte ihn aus und fing an das ganze Blut aus seinem Gesicht zu bekommen. Jeremy schloss die Augen und ließ es sich gefallen. Selbst durch seine Haare fuhr ich durch. Jedoch bekam ich nicht alles raus. Das würden wir wohl später machen. Langsam sackten seine Schultern hinunter und er entspannte sich so langsam. Nachdem ich neues Wasser geholt hatte machte ich an seinem Oberkörper weiter. Ganz vorsichtig fuhr ich über seine erhitze Haut. Dabei zischte er Schmerzhaft, als ich an seine Wunden hin kam. Jedoch mussten sie gereinigt werden. Und er zuckte nicht von mir zurück.

,,Nicht mehr viel." Besänftigte ich ihn. Man konnte deutlich spüren das er sich endlich ausruhen wollte.

Ich griff nach seinen Händen und half ihm auf die Beine. Mit seiner Hilfe schafften wir es aus der Hose. An seinen Beinen waren auch ein paar Schrammen. Die machte ich noch sauber. Dann war das größte geschafft. Nur der Arm machte mir noch ein wenig zu schaffen.

Zusammen schafften wir es auch noch aus der Boxershorts und gleich in die neue wieder rein. Dann setzte er sich wieder, sein Atem ging ein wenig schneller.

,,Wir haben es gleich geschafft." Beruhigte ich ihn.

Zärtlich strich ich ihm die nassen Strähnen aus seinem Gesicht.

Ich setzte mich zu ihm aufs Bett. Der Verband war selbst klebend also musste ich nur noch das Ende finden was ich auch gleich fand.

Jeremy neben mir wurde unruhig, ganz langsam entfernte ich den Verband. Das Grollen in seiner Brust wurde immer lauter.

Ich stoppte und zum ersten Mal sah ich wie sich sein Gesicht veränderte. Es wurde schärfer und kantiger. Seine Zähne passten nicht mehr aufeinander. Sie wurden länger und größer. Jeremy schluckte genauso wie ich. Er musste wirklich unerträgliche Schmerzen haben. Wie schwer musste es ihm fallen so ruhig zu bleiben.

Dann ließ er den Kopf hängen und verbarg sein Gesicht mit seiner Hand, vor mir.

Als der Verband weg war sah ich wieso. Tiefe Schnitte die sich durch sein Fleisch geschnitten hatten. Es musste so tief sein, denn er wurde genäht. Wandler, gerade Alphas hatten so starke Heilungsfähigkeiten. Das sie meist nie genäht werden mussten. Es musste also schlimm gewesen sein. Ich tupfte nur das Blut weg und legte eine sterile wundauflage drauf. Nur noch einen frischen Verband und dann war er auch schon fertig.

Ich nahm seine Hand in meine und strich sanft mit dem Daumen über seine Handfläche. Da sah er zu mir auf.

Sein Gesicht wieder normal.

,,Jetzt ruh dich aus." Jeremy nickte nur. Und mit ein wenig Hilfe lag er endlich im Bett. Ich breitete die Decke über ihn aus.

,,Schlaf ein wenig." Mit einem aufmunternden Lächeln drehte ich mich von ihm weg. Jedoch griff Jeremy nach meiner Hand. Perplex drehte ich mich zu ihm um.

,,Danke Noel." Seine Stimme kratzig und rau.

,,Das mich ich doch gern. Ruh dich ein wenig aus." Ich tätschelte seine Hand. Jeremy ließ mich los und schloss seine Augen.

Ich sammelte noch die ganzen Sachen zusammen und verließ das Zimmer. Jedoch lehnte ich die Türe nur an. So hörte ich wenigstens wenn etwas sein sollte. In der Küche stellte ich als erstes alles ab und stützte mich an der Küchentheke ab. Meine Hände zitterten noch immer ein wenig. Ich spürte selbst wie mein Herz raste. Auch wenn ich spüren konnte das er mir nichts tat raste das Adrenalin durch meine Adern. Selbst so ein ruhiger Wolf wie Jeremy brachte es an den Rand der Kontrolle.

Ich wollte mir gar nicht ausmalen was passiert wäre, wenn es nicht Jeremy gewesen wäre sondern ein anderer Wolf. Puh das wollte ich mir nicht ausmalen.

Ich räumte alles auf und machte mir erst einmal einen Tee. Der ein wenig meine Nerven beruhigte. Wieder trat ich an den Balkon und öffnete die Tür. Die Sonne strahlte auf mich herab. Es würde ein schöner Tag werden. Kein Regen mehr wie gestern. Da fiel mir wieder etwas ein. Jeremys Kleidung war nicht nass gewesen. Das hieß entweder das es bis dahin aufgehört hatte zu regnen oder jemand hatte ihn gefahren.

Aber wenn er gefahren wurde wieso half ihm dann keiner? Oder hatte er das selbst so gewollt. Wie ich Jeremy kannte wohl schon.

Ich kannte ihn noch nicht lange jedoch konnte ich eins von ihm behaupten. Er kümmerte sich immer gern um andere vergaß dabei leider viel zu oft sich selbst.

Seufzend trat ich wieder nach drinnen als ich meinen Tee getrunken hatte. Ich würde nochmal kurz nach ihm schauen.

Ein WOLF für NoelWhere stories live. Discover now