Kapitel 68

90 10 0
                                    

Die neue Schulwoche startete ziemlich rasch. Gerade war die letzte Woche ereignisreich zu Ende gegangen und nun saßen die Schüler der 1-A auch schon wieder in ihrem Klassenzimmer, als wäre nichts passiert. Doch auf dem leeren Stuhl, den Mineta hinterlassen hatte, saß nun ein anderer Junge, der sichtlich nervös war. Auch wenn Denki sich immer wieder zu Hitoshi umwandte, um ihn aufmunternd anzulächeln, half das dem Violetthaarigen überhaupt nicht. Alles war jedoch besser, als wenn er in sein altes Klassenzimmer zurückkehren müsste. Dabei würde er im Augenblick ohnehin in einem leeren Raum sitzen. Die gesamte C-Klasse war suspendiert worden, inklusive ihrem Klassenlehrer, der laut Nedzu ebenso lernen musste, dass er sich um alle seine Schäfchen zu kümmern hatte und nicht nur um einen Teil davon.

Scheinbar hatte Aizawa dem Schulleiter bereits vor seiner Verwandlung in einen Teenager darüber in Kenntnis gesetzt, dass es in dieser Klasse ein paar Missstände gab. Damals hatte Eraser nach dem Sportfest nach Shinsou gesucht, weil er ihm anbieten wollte, ihn zu trainieren. Doch der Schüler war nicht aufzufinden und während seine Mitschüler dämliche Sprüche geklopft hatten, hatte der Klassenlehrer nichts dagegen unternommen und sich nicht gerade dadurch ausgezeichnet, sich um Hitoshis Verschwinden Sorgen zu machen. Der dunkelhaarige Profiheld war sich damals sicher gewesen, dass das vermutlich nicht das erste Mal war, dass der Mann seine Augen vor dem Tun seiner Klasse verschloss. Nun hatte Nedzu endlich den Schlussstrich gezogen.

Der erwachsene Undergroundhero hätte es vermutlich kommentiert und dem Mäuserich an den Kopf geworfen, wieso er nicht früher gehandelt hatte, schließlich war es bereits Wochen her, dass er ihm diesen Vorfall gemeldet hatte. Doch der Shota im Jugendalter hatte im Augenblick seinen Kopf auf die Tischplatte gelegt und döste vor sich hin. Sein Gesicht sah wieder normal aus, doch die gestrige Heilung hatte Spuren hinterlassen. Anstatt jedoch, so wie Hizashi vorgeschlagen hatte, den Tag im Wohnheim zu bleiben und sich krank schreiben zu lassen, hatte Aizawa sich gemeinsam mit seinen Freunden auf zum Schulgebäude gemacht, nur um jetzt müde auf seinem Platz zu sitzen und ein wenig Schlaf nachzuholen. Immer wieder warf Yamada einen Blick zu ihm hinüber, er entschied sich jedoch dagegen, den Schlafenden zu wecken.

Erst als die Tür aufgeschoben wurde, griff der Blondschopf nach der Schulter des Jungen, um ihm sanft zu wecken. Aus dem Schlaf hochschreckend hob Shota den Kopf, ehe er sich sein linkes Auge rieb und kurz darauf ein bisschen Spucke, die ihm am Mundwinkel klebte, mit dem Ärmel wegwischte. Verschlafen sah er sich um, und wollte sich im nächsten Augenblick strecken und gähnen, ehe sein Blick auf den Eingangsbereich fiel. Yagi hatte die große Tür aufgeschoben und war einen Schritt zur Seite getreten, um seiner neuen Kollegin den Vortritt zu lassen.

Als Sakushi Seki den Raum betrat, war es schlagartig still, obwohl die anderen zuvor noch geplaudert hatten. Sogar Aizawa saß nun kerzengerade auf seinem Stuhl und schien hellwach zu sein. Sie trug einen schwarzen Hosenanzug, mit einer dunkelvioletten Bluse und hatte ihre Haare zu einem Zopf hochgebunden. Aufmerksam wurde sie von allen Schülern beäugt und gemustert.

„Ist das nicht die Frau von vorgestern? Ich dachte, sie wäre Yagis Date!", flüsterte Mina viel zu laut an Denki gewandt, der jedoch sofort den Kopf schüttelte und belustigt schnaubte. Obwohl Seki mit bei der Willkommensparty für Hitoshi gewesen hatte, hatten nur wenige bisher mitbekommen, wer diese Frau tatsächlich war.

Als Toshinori diese Worte hörte, wandte er sofort den Blick von den Schülern ab, die ihre Augen auf ihn richtete. Yamada könnte schwören, dass die eingefallenen, blassen Wangen des ehemaligen Profihelden plötzlich eine etwas gesündere Farbe angenommen hatten und nicht mehr so fahl wirkten, wie sonst.

Die violetthaarige Frau ließ sich jedoch nicht davon beirren, sondern trat nach vorne zum Lehrertisch. „Guten Morgen! Manche von euch haben es bereits mitbekommen", dabei sah sie zu den einzelnen Schülern, die sie bereits vor dem Lehrerzimmer kurz gesehen hatte, die allerdings alle eher so wirkten, als würden sie die Frau zum ersten Mal wirklich wahrnehmen, „aber für alle möchte ich mich noch einmal vorstellen: Mein Name ist Illusion! Ich bin ein Undergroundhero und werde ab heute eure Lehrerin sein", stellte sie sich ohne Umschweife der gesamten Klasse vor und sah kurz in die Runde. Kurz blieben ihre violetten Augen bei den vier Schülern hängen, die sie bereits etwas besser kannte, ehe sie weiter zu All Might wanderten, der mittlerweile neben ihr stand und noch etwas verlegen wirkte.

Der große Blondschopf nickte, schließlich, nachdem er sich kurz geräuspert hatte. „Das stimmt. Illusion wird mir auch als eure stellvertretende Klassenlehrerin in Zukunft zur Hand gehen. Solltet ihr also irgendwelche Probleme haben, könnt ihr sie aufsuchen und mit ihr darüber sprechen." In dieser Hinsicht war sie schon einmal eine größere Hilfe als Sensoji, dem Nedzu diese Aufgabe von Vornherein nicht anvertrauen wollte. Vermutlich wusste der Rektor schon von Beginn an, dass Mister Blaster sich nicht ordnungsgemäß benehmen würde. „Sie wird außerdem den Unterricht für Heldologie übernehmen, während ich euch weiterhin in Englisch unterrichte. Die Klassenlehrerstunden werden wir uns teilen", erklärte der ehemalige Profiheld weiter, „aus diesem Grund werde ich mich nun auch etwas zurückziehen und Illusion das Zepter überlassen." Mit diesen Worten sah er sie kurz an, ehe er zur Seite trat, und somit symbolisierte, dass sie alle ihre Aufmerksamkeit Seki schenken sollten.

Die Violetthaarige nickte dankend und wandte sich wieder an die Schüler. Bisher hatte sie noch nie das Vergnügen gehabt, Lehrer spielen zu dürfen. Glücklicherweise hatte Yagi ihr bereits ein paar Tipps gegeben, obwohl er angemerkt hatte, dass er selbst erst seit diesem Schuljahr vor einer Klasse stand. Die Undergroundheldin war sich jedoch bereits sicher, dass sie das Kind schon schaukeln würde. Gemeinsam mit den Tipps, die sie ebenso von anderen Lehrern erhalten hatte, hatte sie bereits für ihren ersten Tag etwas vorbereitet. „Um euch und eure Macke kennen zu lernen und um zu erfahren, wie weit ihr bereits seit, möchte ich euch einem kleinen Test unterziehen. Bitte zieht eure Uniformen an, und kommt zum Trainingsgelände Beta!" Die Arme verschränkend sah sie zu den Jugendlichen. „Aufgrund eurer Ergebnisse, werde ich euch in Leistungsgruppen einteilen, um herauszufinden, wer die Schwächsten und wer die Stärksten sind. Damit man die Spreu vom Weizen trennen kann!" Nachdem sie das gesagt hatte, wanderten ihre Mundwinkel nach oben und sie schnitt eine Grimasse, die wohl ein Grinsen sein sollte.

Kurz darauf verließen die beiden Lehrer den Raum, um bereits voraus zu gehen. „Irgendwie habe ich gerade ein Déjà-vu", murmelte Eijiro verwundert und rieb sich im Nacken, ehe er sich, wie seine Mitschüler, erhob, um seinen Koffer mit seiner Heldenuniform zu holen.

„Was du nicht sagst", kommentierte Denki grinsend und zwinkerte Hizashi und Shota zu. Der junge Voichero konnte sich nur schwer verkneifen, laut loszulachen, auch wenn er nicht zu hundert Prozent sicher war, wieso Kaminari die Sache so amüsant fand.

Als Hitoshi sich ebenso erheben wollte, um zu Aizawa und Yamada zu gehen, hielt Todoroki ihn zurück, in dem er plötzlich vor ihm stand. „Bist du Illusions Sohn?", fragte er gerade heraus, ohne auch nur eine Sekunde zu verlieren. Immerhin sahen die beiden sich verdammt ähnlich, und Shoto hatte einen Verdacht. „Aizawa ist dein Vater und Illusion deine Mum!" Seine neuste Theorie. Sie musste einfach stimmen. Schließlich hatte sein neuer Mitschüler Ähnlichkeit mit beiden!

Während Shinsou innehielt und eine Augenbraue nach oben zog, brachen Denki und Hizashi hinter Todoroki in schallendes Gelächter aus. „Echt mal! Illusion ist vermutlich ungefähr so alt wie All Might! Ich glaube nicht, dass Sho auf ältere Frauen steht. Weder jetzt noch als Erwachsener!", merkte Yamada belustigt an und stupste den Dunkelhaarigen sanft mit dem Ellenbogen in die Seite. Eigentlich war der Blondschopf sich sogar verdammt sicher, dass Aizawa nicht auf Ältere, aber vor allem nicht auf Frauen stand. Tatsächlich wurde der junge Undergroundhero ein wenig rot bei diesen Worten.

„Aber ... er sieht den beiden so ähnlich!", beharrte Todoroki auf seiner Theorie, während er die Arme verschränkte.

„Sie ist aber nicht meine Mutter!", beantwortete Hitoshi endlich seine Frage, ehe er sich an dem Rot-Weiß-Haarigen vorbeidrängte.

Kaminari hakte sich sofort bei ihm unter. „Lass gut sein, Shoto! Diese Theorie ist leider eine Niete!" Zwinkernd, wandte sich der Blonde ab, um gemeinsam mit Shinsou, Aizawa und Yamada den Raum zu verlassen.

Mit zusammengekniffenen Augen sah Todoroki ihnen nach. Irgendwie hatte er nicht das Gefühl, dass die vier die Wahrheit gesagt hatten, doch er kam im Moment auch nicht dahinter, wieso. Erst als Izuku und Ochako an ihn herantraten, löste er sich aus seiner Starre. „Ich komme noch hinter ihr Geheimnis", schwor er sich leise.

„Hm? Hast du was gesagt?", wollte Uraraka wissen, doch der Junge schüttelte nur den Kopf.

DeAged TroublesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt