Kapitel 6

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Isalie

Zwei Tage vergingen. Ich hatte mir vorgenommen, ein Gespräch mit meinem mysteriösen Helfer zu suchen. Jedoch habe ich ihn seitdem nicht mehr gesehen. Heute aber habe ich so ein Gefühl. Ein Gefühl der Vertrautheit... Werde ich ihn heute wiedersehen?

„Bye Mom, ich gehe jetzt zur Schule." Ich zog meine Schuhe an und verließ das Haus. Heute würde ein sonniger und warmer Tag werden, weshalb ich ein blaues Kleid angezogen hatte. Es ist sehr leicht und bestickt mit kleinen, weißen Blumen. Ich liebe es. Ich habe es zu meinem Geburtstag bekommen. Mein Opa wollte es mir schenken...

Ich setzte meine Kopfhörer auf und machte auf meinem Handy meine Lieblingsplaylist an, die ich mittlerweile jeden Tag hörte.

Heute ist Donnerstag... Erfreulicherweise ist bald meine erste Woche rum. Jeden Tag dasselbe: Alle Schüler in meinem Kurs schauen mich komisch an, wenn sie erfahren, dass ich neu an der Schule bin oder sie machen komische Sprüche, die anscheinend irgendwie lustig sein sollen, es aber überhaupt nicht sind.

Zum Glück konnte ich mich immer neben Kyra setzen, da wir fast jeden Kurs miteinander hatten. Ich mag sie. Schon am ersten Tag kam sie mir sehr sympathisch rüber. Sie hat zwar eine sehr verrückte Art, aber sie ist trotz alledem sehr witzig und unfassbar charismatisch. Und sie redet unheimlich viel, was mich nicht stört, da ich eher jemand bin, der gegenüber anderen nicht gleich so offen ist und sich eher still verhält. Ich genoss ihre Gegenwart.

Ich ging gerade die Mandelbaumstraße entlang, als ich bemerkte, dass irgendetwas meinen Blick nach links zog. Ich gehorchte und dann sah ich ihn. Den mysteriösen Jungen... Er fuhr mit einem schwarzen Geländewagen an mir vorbei.

Sein Blick lag auf mir. Die Zeit verging plötzlich wie in Zeitlupe. Ich war wie erstarrt, jedoch im positiven Sinne. Irgendwie beruhigte er meine Unsicherheit bezüglich des heutigen Tages und ich hatte das Gefühl, als hätte ich alles in meinem Leben erreicht, wonach ich gestrebt habe. Es fühlte sich so an, als schauten wir uns minutenlang an, doch in Wirklichkeit waren es gerade einmal Sekunden.

Ich ließ mir nichts anmerken und blickte wieder auf den Weg, der vor mir lag. Ich musste unbedingt herausfinden, was das zwischen uns ist. Ich weiß, dass da nichts sein kann oder zumindest sein sollte, aber irgendetwas ist da und es machte mich nervös.


Wenige Minuten später, die auch wirklich Minuten waren, betrat ich das Schulgelände. Mittlerweile verlaufe ich mich hier nicht mehr, da mir Kyra jeden noch so kleinen Ort in der Schule gezeigt hatte.

Mein heutiger Tag würde mit Psychologie beginnen und da Kyra diesen Kurs leider nicht belegte, würde ich diesmal wohl keinen Gesprächspartner haben.

Die Klingel zum Unterricht läutete. Hastig lief ich die letzten Stufen hinauf und ging in den Raum. Dann sah ich ihn. Er saß in der dritten Reihe. Offenbar hatte er mit mir Psychologie. Ich war erstaunt, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass er ausgerechnet diesen Kurs wählt. Ich lächelte und stellte mich vor. Mein Lächeln verblasste jedoch wieder, als ich bemerkte, dass der letzte freie Platz neben ihm war. Anscheinend ist dieser Kurs sehr beliebt...

Ich nahm all meinen Mut zusammen und setzte mich. Ich musste jetzt meine Chance nutzen, bevor sie verfliegen würde...

„Hey, magst du mir vielleicht jetzt deinen Namen verraten? Meinen kennst du ja schon." Ich versuchte, ein Gespräch mit ihm anzufangen.

„Lucian Mc Leod, freut mich dich kennenzulernen Isalie Jean Wood.", antwortete er mit einem verschmitzten Grinsen. Daraufhin musste ich wieder lächeln. Sein Lachen ließ mich alle meine Probleme vergessen.

Wolfsmädchen - Im Schatten des WaldesWhere stories live. Discover now