Kapitel 14

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Lucian

Isalie antwortete mir nicht. Sie zögerte ihre Antwort hinaus. Das kann doch nichts Gutes bedeuten, oder? Ich konnte sie verstehen... irgendwie.

Es klopfte. Mein Dad kam herein. „Es gibt Essen." Er sah meinen besorgten Gesichtsausdruck. „Alles okay? Du siehst durcheinander aus, Lucian."

„Ja, es ist nur Isalie..." Ich seufzte.

„Ja, Mädchen sind manchmal ziemlich unberechenbar..." Er lachte. Ich verließ mein Zimmer und folgte ihm bis runter in die Küche. Meine Mom wartete schon am Esstisch. Mein Dad und ich setzten uns zu ihr. Sie begannen, über ihren Tag und wichtige Vorkommnisse zu reden, aber ich konnte ihnen nicht folgen. Meine Gedanken waren ganz woanders.

Ich hatte auf einmal so ein komisches Gefühl. So ein Gefühl hatte ich vorher noch nie... Es war neu. Es musste von Isalie sein. Ich spürte Unruhe. Hektik. Ärger. Wut. Ich machte mir Sorgen. Ernsthafte Sorgen.

Und dann sah ich es... Ich sah sie. Ich war erstarrt. Mein Besteck fiel mir aus den Händen. Ich zitterte. Meine Eltern verstummten und blickten besorgt in meine Richtung.

„Was ist passiert, Luc? Alles okay?" Ich sprang entsetzt auf.

„Nein, nichts ist okay. Ich habe Isalie gesehen. Sie steckt in Schwierigkeiten. Ich muss zu ihr, bevor es zu spät ist." Mein Atem ging schnell. Ich musste ihr helfen und zwar sofort.

„Wir werden dir helfen, Luc. Egal was passiert ist, wir werden dir folgen." Ohne weitere Fragen zu stellen, sprangen sie ebenfalls auf. Entschlossen.

„Okay, dann lasst uns keine Zeit verlieren."

Ich griff meine Autoschlüssel und rannte zu meinem Wagen. Meine Eltern waren hinter mir. Sie würden mir mit einem anderen Auto folgen. Für den Notfall.

Schnell bog ich um eine Kurve. Irgendwo hier musste es doch sein. Mein Blick war konzentriert auf die Straße gerichtet. Rutschend hielt ich meinen Wagen an. Ich sah sie. Sie lag bewusstlos am Boden.

Und dann erschrak ich. Um ihr lagen drei Leichen. War sie das gewesen?

Sofort sprang ich aus meinem Auto. Ich brauchte nicht viel Zeit, um zu überlegen, was ich jetzt tun sollte. Ich ging zu ihr. Sie war an ihren Händen verletzt. Ansonsten fehlte ihr nicht viel. Ich hob sie hoch und trug sie sachte zu meinem Auto, wo ich sie vorsichtig auf dem Rücksitz legte. Ich schaute sie besorgt an und strich ihr eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.

„Ich verspreche dir, dass alles wieder gut wird...", flüsterte ich so leise, dass man meine Worte kaum verstand. Was war bloß geschehen?

Meine Eltern erreichten uns. Unerschrocken stiegen sie aus ihrem Wagen. Mit einem Schulterklopfen machte mein Dad mir klar, dass sie sich um die Männer kümmern würden. Ich sollte Isalie in Sicherheit bringen.

Ich stieg wieder in mein Auto. Bevor ich losfuhr, schaute ich nochmal nach ihr auf den Rücksitz. Ihr Atem ging ruhig ganz im Gegenteil zu meinem. Ich war froh, dass ich sie gefunden hatte. Ich wollte gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn nicht...

Ich parkte langsam in meiner Einfahrt. Isalie war immer noch bewusstlos. Ich fragte mich, wie lange... Würde sie wieder aufwachen?

Ich legte sie auf die Couch im Wohnzimmer. Ihr Handy klingelte. Es war ihre Mom... Ich ging ran. Nur schwer gelang es mir, ihre Mom davon zu überzeugen, dass Isalie und ich uns zufällig getroffen hatten und sie bei mir eingeschlafen wäre. Ich wusste nicht, ob sie mir glaubte, aber wenigstens machte sie sich weniger Sorgen, wenn sie wusste, wo Isalie war. Ihre Mom legte mit einem genervten Ausatmer wieder auf...

Wolfsmädchen - Im Schatten des WaldesWhere stories live. Discover now