Wings are made to fly

Chapter 6

Ein leises Klingeln erreichte den Schüler. Es schien mit der Zeit immer lauter zu werden und Matushita hatte das Gefühl, dass auch irgendwo etwas vor Vibration nur so brummte. Langsam öffnete er seine Augen und vor ihm nahm alles langsam Gestalt an. War er etwa... eingeschlafen? Sofort riss er die Augen auf und versuchte sich sofort auf zu rappeln, doch er griff sofort ins Leere und rollte zur Seite, weil dort nichts war, was ihn hätte auffangen können. Sofort kippte er von was runter und fiel unsanft zu Boden. Seine Hand tastete sich automatisch nach dem Grund des Klingelns. Sicher, aber müde griff er nach dem Handy und drückte auf „annehmen". „Wer zur Hölle ruft bitte um diese Uhrzeit an?", grummelte er sogleich ins Handy, ohne irgendwie darauf zu warten, wer sich vorstellte. So langsam realisierte er selber auch, wo er gerade saß. Im Wohnzimmer, direkt vor seinem Sofa. Wie konnte er bitte nur dort eingeschlafen sein? Hatte er etwa gestern noch so lange Fernseher geschaut? Naja, konnte ja bei ihm offensichtlich mal vorkommen und dagegen hätte er auch nichts einzuwenden. „Du fragst mich nicht gerade ernsthaft, wer dich um diese Uhrzeit anruft?", kam es dann aus dem Lautsprecher des elektrischen Geräts. Irgendwoher kannte er ich-... das war nur sein bester Freund. „Dir geht es anscheinend schon besser", antwortete Matushita nur trocken und rappelte sich langsam auf. So neben der Couch zu sitzen war einfach nur noch schrecklich ungemütlich für den fast 190 Zentimeter großen Schüler. „Ich versuche dich seit neun Uhr zu erreichen, weil Present Mic sich Sorgen um dich macht, und du hast nichts Besseres zu tun, als mich hier anzuschnauzen oder wie?", fragte sein bester Freund und der Ton seiner Stimme forderte sofort eine Antwort. Diese Art erinnerte Matushita nur allzu oft daran, dass die beiden auch Geschwister sein könnte. Subaru wäre der große Bruder der immer zu auf Matushita aufpassen müsste. Was für ein Wunder aber auch. „Und vergiss nicht, noch in die Schule zu gehen. Ich habe Present Mic eine gute Ausrede gebracht, warum du dich nicht gemeldet hast", meinte r und ein kleiner Schauer Durchfuhr Matushita. Er musste ja noch in die Schule. Sofort suchte er nach einer Uhr. „Es ist ja schon halb Zehn!", kam es dann erschrocken von ihm, während er schon ins Bad eilte. Bei dieser Uhrzeit konnte er nur noch zu spät kommen! „Ist er schon sauer auf mich oder so?", fragte er Subaru sofort. Doch die Antwort konnte er sich schon denken. Natürlich war der Lehrer sauer, wenn die Schüler zu spät kamen. Entweder man kam in die Schule und war pünktlich oder man ließ es gleich bleiben und meldete sich als krank. „Nein. Du kennst den Lehrer doch. Bei dem zieht fast jede Ausrede. Ich hab ihm gesagt, dass du deine Spezialität gestern so sehr verwendet hast, dass du heute das alles auskurieren musst und deswegen später kommst. Zuerst wollte er dich den ganzen Tag zuhause bleiben lassen, aber naja. du kennst meine Rede dazu ja schon", meinte sein bester Freund ehrlich wie er war. Was sollte man dazu auch sagen. Dank des besten Freundes hatte man jetzt einfach keinen freien Tag. Schon mies. Wieso sagte Subaru zu sowas auch nein? „Ich versuche so schnell wie möglich in der Schule zu sein, ja? Ich komme dich dann auch kurz besuchen", murmelte Matushita dann vor sich hin, während er langsam begann sich fertig zu machen. Er wusste aber nicht, wie es um Subaru gerade stand. „Ich sitzt bereits wieder im Unterricht, du Hohlbirne", kam es dann von dem Hörer. Kurz blieb Matushita wie erstarrt stehen. „Du willst mir gerade sagen, dass du in deinem Zustand wieder in der Schule bist? Ohne wenigstens einen Tag frei zu haben?", kam es etwas entrüstet von ihm. Sein bester Freund war doch verletzt gewesen? Manchmal waren einige Entscheidungen mehr als fragwürdig, doch Matushita ließ diese, wenn sein gewissen es zuließ, links liegen. Sich über sowas beschweren zu gehen oder ähnliches war einfach verschwendete Zeit. Müde sah er sich kurz im Bad um, ehe er dann rüber in sein Schlafzimmer ging. Sein Bett war unberührt. „Dann bis später würde ich sagen", kam es noch von Subaru, ehe dieser auflegte und ein kleiner piep-Ton das Ende des Anrufes ankündigte. Langsam nahm Matushita sein Handy von seinem Ohr und sah kurz auf das Display, ehe er dies ausschaltete auf die Decke seines Bettes legte. Er würde es erst wieder später brauche, wenn er aus der U.A kommen würde. Also begann er seine Klamotten zusammen zu suchen und ging wieder ins Bad, um sich schnell zu duschen. Er hasste es eigentlich. Immer, wenn er selber geduscht und eigentlich sauber war, musste er immer nochmal das Bad aufräumen. Dadurch, dass dieses o klein war, war es für Matushita immer so... unangenehm mit seinen Schwingen dort duschen zu gehen. Ein wunder, dass dabei noch nicht wirklich viel zu Bruch gegangen war. Der Schaden war bis jetzt nur auf einen Spiegel, zwei Zahnputzbecher und der Duschkopfhalterung zu begrenzen. Als er das erste Mal das Bad gesehen hatte waren ihn viel mehr Unfälle durch den Kopf gegangen als ihm lieb waren. Aber der Schüler mit den Flügeln musste sich eben mit der aktuellen Situation einfach arrangieren, da es keine andere Möglichkeit für ihn gab. Er würde nie woanders leben können, bevor er nicht die U.A erfolgreich abgeschlossen hatte. Eventuell wäre er noch ein guter Held werden müssen bis das Geld für eine bessere und vor allem größere Wohnung reichen würde. Um wenigstens noch halbwegs früh zur Schule zu kommen nahm Matushita, während er in die Küche ging, seinen Rucksack mit und stopfte schnell eine Cola Flasche und ein Fertigsandwich rein. Dann holte er noch seine Blöcke und sein Federmäppchen, ehe er mit seinem Schlüsselbund endlich die Wohnung verließ und hinter sich absperrte. Im Gang vor seiner Wohnung war niemand und auch als Matushita aus dem Haupteingang des Hochhauses hinaus ging war keiner der typischen Männer zu sehen, die eigentlich auf ihn aufpassen sollten. Er fand es etwas skurril, beschloss aber erstmal die Sache zu genießen. Vielleicht hätte niemand damit gerechnet, dass er jetzt erst gehen würde. Aber eigentlich sollten die Leute das doch wissen?
Der Weg zur U.A war, wie immer, nicht wirklich lang, aber auch nicht sonderlich kurz. Fast schon tiefen entspannt betrat er das Gebäude und ging hoch zu seinem Klassenzimmer. Auf dem Weg dorthin traf er keine einzige Seele. Immerhin war ja gerade auch eigentlich Unterricht. Wie gesagt, eigentlich. Matushita hatte ja erfolgreich verschlafen, weswegen dies etwas besser für ihn ausfiel. Zwar fühlte er sich deswegen etwas schlecht, aber das würde sich sicherlich auch noch legen. Vor dem Klassenzimmer hielt er kurz an, öffnete dann aber die Tür und trat ein. Drinnen befand sich fast seine komplette Klasse, die zu ihm sah als er eintrat. Die Blicke ruhten kurz auf dem Schüler, während dieser langsam zu seinem Platz ging. Mit seinen Flügeln musste er immer etwas aufpassen, um nichts runter zu hauen. Es klappte sogar einigermaßen gut. Als er sich hingesetzt hatte war es nur noch Present Mic, der zu ihm sah. „Ausgeschlafen?", fragte er, woraufhin Matushita langsam nickte. Ob er einfach so den Unterricht weiter führen würde? Vermutlich. Aber was sollte es. „Ich würde gerne mit dir nach dem Unterricht reden, wenn es für dich in Ordnung ist", meinte der Klassenlehrer der Klasse 2 B zu dem geflügelten Schüler. Wieder nickte er. Jetzt wurde es doch etwas gruselig. Warum zur Hölle wollte er denn nur mit ihm reden? Immerhin hatte er doch nichts verbrochen. Ob es Matushita gefiel oder nicht, er musste es einfach auf sich zukommen lassen. Also ließ er den Unterricht ruhig über sich ergehen und versuchte tatsächlich mal, so viel mit zu nehmen, wie er nur konnte. Als nach einer gefühlten Ewigkeit es endlich gongte und pause war blieb er sitzen und wartete bis alle Schüler gingen. „Ich warte in der großen Cafeteria auf dich, ja?", fragte Subaru Matushita. Kurz überlegte er. „Wenn ich aber nach zwanzig Minuten nicht komme könnt ihr ruhig gehen", erwiderte er dann. Er wollte seine Freunde schließlich von nichts abhalten oder sie irgendwie aufhalten. Sein bester Freund nickte und schlängelte sich als letzter Schüler aus dem Raum. Jetzt war Matushita mit Present Mic ganz alleine hier. Der Held mit dem blonden Haar ging langsam zu ihm nach hinten und setzte sich auf einen der Stühle. „Wie Guts dir?", fragte er mit einer leicht besorgten Miene seinen Schüler. „Hat es etwas mit dem Kampf zu tun, weswegen du heute so spät erschienen bist?", fragte e gleich weiter. Wieso konnte der Lehrer nicht einfach mal warten? Etwas unentschlossen zuckte Matushita mit den Schultern. „Es hat mich etwas angestrengt, aber ich habe allgemein in den letzten Nächten nicht so viel geschlafen. Und diese Nacht hat sich mein Körper dafür wohl gerächt...", gab er dann schon fast kleinlaut zu. Ihm war es etwas unangenehm, dies zu sagen, aber es war besser als nichts. Das musste er sich auch selber eingestehen. Present Mic musterte seinen Schüler etwas skeptisch und seufzte kurz. „Wir machen uns etwas Sorgen um dich. Nicht nur Aizawa und ich, sondern auch der Rektor. Weder scheinst du wirklich begeistert zu sein, hier zu lernen, noch scheint deine Erscheinung deiner Spezialität Anzeichen eines Helden zu erwecken", murmelte der Ältere nun deutlich besorgt. Etwas irritiert runzelte Matushita die Stirn. „Worauf genau wollen sie hinaus?", fragte er also frei heraus, um heraus zu finden, was Present Mic nun von ihm wollte. Wenn dieser auf ein bestimmtes Thema hinaus wollte, dann verfehlte er sein Ziel mit perfekter Zielung daneben. Der geflügelte Schüler hatte nämlich keine Ahnung, auf was der Lehrer hinaus wollte. Zudem machte sich langsam, aber sicher ein schlechtes Gefühl in ihm breit, was auf keine guten Sachen hinwies. „Es waren nur kleinere Sorgen, die sich irgendwann summiert hatten, weswegen ich Nezu mal darauf angesprochen hatte. Deswegen sollte ich dich fragen. Mach dir also keinen Kopf", lächelte er. Doch dies sagte der Lehrer nur einfach so. Immerhin vernahm Matushita ihn sonst als einen ziemlich... lauten Lehrer, der steht's irgendwas Neues gefunden hatte. „Ich werde es ihnen sagen, wenn ich was habe. Und ich kann ja auch nicht wirklich behaupten, dass ich hier freiwillig bin...", meinte er, wobei der letzte Teil eher gemurmelt als richtig ausgesprochen war. Auch wenn Present Mic den Anschein machte, als hätte er es zwar verstanden, aber er tat rein gar nichts. Langsam erhob er sich und nickte etwas. „Danke dir. Du kannst jetzt ruhig zu deinen Freunden gehen und auch was essen", meinte er und verließ ebenfalls das Zimmer. Kurz schluckte Matushita. Würde jetzt irgendwas passieren? Hoffentlich nicht. Sein Magenknurren half ihm dabei, sich nicht noch weiter in irgendwelche tiefgründigen Gedankengänge zu stürzen. Manchmal war ein kleiner Hunger eben doch eine große Hilfe. Seine Tasche ließ er an seinem Platz liegen, denn sie würden wieder später in diesem Klassenzimmer sein. Etwas demotiviert stand er also auf und verließ das Klassenzimmer, nur um dann den Weg in die Cafeteria ein zu schlage, Dort war mittlerweile die Hölle los, da sich alle Schüler etwas zu Essen holen wollten. Durch eine kleine Nachricht machte er Subaru darauf aufmerksam, dass er sich was zu essen holen würde. Das Anstehen bei der Schlange dauerte eine ganze Weile. Es fühlte sich für Matushita wie eine halbe Ewigkeit an. Doch als er dran war sah er sofort nach dem Essen, was ihm aufgetan wurde. Ihm könnte glatt das Wasser im Mund zusammen laufen, wenn er nicht dieses... gruselige Gespräch davor geführt hätte. Mehr oder weniger motiviert nahm er sein Essen und suchte dann nach seinem besten Freund. Diesen fand er schnell, da er sich mit Winken auf sich aufmerksam machte. Was für ein Wunder. Ruhig trottete er zu ihm rüber und setzte sich auf den einzig freien Stuhl. „Was wollte Present Mic von dir?", fragte Subaru, während Matushita den anderen Anwesenden kurz grüßte. Es waren zwei aus seiner Klasse hier und noch eine aus der Parallelklasse – der 2 A. Dass sie sich gut verstanden war ja kein Wunder, sie kämpften immerhin für dasselbe Ziel. Die Klasse 1 A und die 1 B hatten aber genau die gegenteilige Beziehung gefühlt. Ständig fiel dort irgendwas vor und so langsam machte sich auch Matushita Sorgen um diese Klassen. „Ach, die Lehrer machen sich nur Sorgen. Mehr nicht", erzählte er so knapp, wie er nur konnte. Mehr wollte er dazu auch nichts sagen. „Wieso denn um dich Sorgen? Du bist doch eigentlich ganz gut", kam es von der 2 A Schülerin. Ihre Stimme war relativ leise im Gegensatz zu dem Lärm in der Cafeteria. „Das... habe ich auch noch nicht verstanden, aber das ist mir auch o ziemlich egal. Lasst uns lieber fertig essen, sonst wird es och kalt...", murmelte er dann, nur um das Thema wieder zu wechseln. Ihm war es viel zu unangenehm, um darüber weiter zu reden. Schweigend begann Matushita also zu essen und blendete so ziemlich alles andere einfach aus. Als er fertig war sah er auf und seufzte entspannt. Sie hatten noch etwa Zeit. „Magst du eigentlich heute nach der Schule zu mir?". Fast wäre diese Frage, die Subaru stellte, an ihm vorbei gerauscht. „Hmm...?", meinte er zuerst und blinzelte kurz verwirrt. Doch als sein bester Freund ihn halb fragend, halb auffordernd ansah nickte er. „Klar, warum denn nicht", stimmte er also einfach zu als er merkte, dass er damit gemeint war. Ein leichtes Lächeln kam von dem Schlangenschüler ehe sich die kleine gruppe dazu entschied, die Sachen Weg zu räumen und in ihre Klassenräume zu gehen. Der Unterricht am Nachmittag verflog schon förmlich, was mitunter daran lag, das Matushita gar nicht wirklich aufpasste. Er kritzelte ständig auf seinen Blöcken umher und unterhielt sich stillheimlich mit anderen Schülern. Nach dem Unterricht wartete dann Subaru auf ihn, mit der sich schweigend auf den Weg machte. Ob es wirklich eine gute Idee war, zu ihm zu gehen, wusste Matushita noch nicht ganz. Aber er wusste, dass seine Familie manchmal... etwas aufgedreht sein konnte. Hoffentlich würde das nur gut ausgehen.