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9 - Kaffee und Waschpulver

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Vollkommen erledigt komme ich zu Hause an und rümpfe beim Aussteigen aus meinem Auto die Nase.

Fuck, wie soll ich diesen Gestank je wieder da rausbekommen?

Ich parke auf dem Hinterhof des Wohnblocks, in dem sich meine Wohnung befindet, und kann mir jetzt schon die Standpauke ausmalen, die mein Vermieter mir halten wird, weil die Stellplätze ausschließlich für die Leute reserviert sind, die auch dafür bezahlen. Bla bla bla.

Hier hinten kann ich zumindest die Scheiben einen Spalt heruntergekurbelt lassen, ohne dass mir gleich jemand das Auto klaut, und zerre die Fußmatte auf der Beifahrerseite nach draußen.

Wieder will mein Magen ob des Gestanks rebellieren und ich würge kurz und trocken, kann aber die Reste meines Abendessens bei mir behalten.

Die Fußmatte hat zwar das meiste abbekommen, da mein Beifahrer allerdings ausschließlich von Flüssignahrung und undefinierbaren Stückchen zu leben scheint, ist auch ein Teil seines Ergusses in den Innenraum gelaufen, um dort freudig von dem Kunstteppich – oder womit auch immer Autos vor fünfzehn Jahren ausgekleidet wurden – aufgesogen zu werden.

Ganz. Fucking. Fantastisch.

Missmutig lege ich die Fußmatte einfach auf dem Boden neben der Beifahrertür ab und schließe das Auto zu. Darum muss ich mich morgen kümmern, jetzt falle ich gleich tot um vor Müdigkeit und es beginnt schon zu dämmern.

Auf dem Weg nach oben schreibe ich meinem Boss noch schnell eine Nachricht.

Matt

Du kennst nicht zufällig
eine gute Adresse, wo
man billig eine
Innenraumreinigung fürs
Auto bekommt?

Da er nicht sofort antwortet, gehe ich davon aus, dass auch er und Ian Feierabend gemacht und sich nach Hause verkrümelt haben.

Oben stopfe ich als Erstes meine Klamotten samt Schuhen in die Waschmaschine. Ob meine Sneaker den Waschgang überleben, weiß ich nicht, aber wenn ich sie nicht wasche, kann ich sie ohnehin wegschmeißen.

Ich starte den Waschgang und steige in die Badewanne, um noch schnell zu duschen. Ich habe das Gefühl, alles stinkt nach Whiskey.

Blöder, reicher Schnösel.

•••

Als ich gegen Mittag aufwache, sehe ich auf meinem Telefon, dass ich eine Antwort von Matt erhalten habe.

Matt

Sag nicht, er hat dir das
Auto vollgekotzt.

Doch, genau das.
Erinnere mich beim
nächsten besoffenen
Bubi bitte daran, es mir
egal sein zu lassen.

Oder noch besser: Ian zu schicken. Aber das schreibe ich ihm nicht. Ich bin niemand, der Kollegen beim Chef anscheißt.

Matt

In der Achtundvierzigsten
gibt's eine Waschanlage, die
auch Innenraumreinigung
anbieten. Weiß aber nicht,
wie teuer das ist.

Herzallerliebst. Genau am anderen Ende der Stadt. Bis dahin bin ich in meinem Auto erstunken.

Matt

Danke, ich schaue mal,
ob ich da an einem
Samstag Glück habe.

Stöhnend wälze ich mich aus dem Bett und mache mich zuerst daran, die Wäsche aus der Maschine auf dem Wäscheständer im Wohnzimmer aufzuhängen.

Sieht so aus, als hätten meine Sneakers einigermaßen überlebt.

Während die Kaffeemaschine mein Lebenselixier produziert, suche ich die besagte Waschanlage im Internet heraus.

200 Flocken für die günstigste Innenreinigung? Fuck, die sollen nur den Geruch rausbekommen, ohne mir gleich einen neuen Motor einzubauen!

Mit der Kaffeetasse in der Hand setze ich mich aufs Sofa und beginne, die Suchmaschine nach Hausmitteln zur Geruchsentfernung zu durchforsten.

Neben teuren Geräten, die beinahe so viel kosten wie mein Auto, werden mir Kaffee- und Waschpulver vorgeschlagen, die ich in mein Fahrzeug stellen soll. Zweifelnd blicke ich auf die Tasse in meiner Hand.

Dann riecht mein Polo zwar wie ein Waschsalon mit angehängter Cafékette, aber vermutlich ist alles besser als reicher Whiskey-Kotze-Duft.

Missmutig gehe ich also in die Küche und suche ein paar Schalen heraus, um einen kläglichen Versuch zu starten, mein Auto zumindest einigermaßen aufenthaltbar zu machen.

Gerade als ich meinen Schlüssel in die Tasche stecke, klingelt es an der Tür. Am Geräusch des Summtons erkenne ich, dass es nicht unten an der Haustür, sondern direkt bei mir oben ist.

Als ich durch den Spion schaue, erkenne ich davor einen Mann in einem Hemd, der sich wartend umsieht.

Zumindest hat er keinen Staubsauger dabei, aber ich bin dennoch nicht in Stimmung, mich zu unterhalten.

Wer hat überhaupt schon wieder unten die Tür offen gelassen?

Ruckartig öffne ich die Tür und er zuckt merklich zusammen.

„Ja?", frage ich so genervt wie möglich.

Wenn der sich jetzt über Gott unterhalten will, dann schwöre ich bei–

„Mr. Jones?", fragt er mich und mustert mich von oben bis unten.

„Wer will das wissen?"

„Ben Hollister, Sir", erwidert er. „Julian Jones?"

Hat der mich gerade gesirt?

„Ja?" Meine Antwort ist eher eine Frage.

Was will der Typ? Wenn dieser Bubi von letzter Nacht sich auf den drei Meilen Weg zu seinem Haus doch irgendwas getan hat und mich deshalb jetzt verklagen will, flippe ich komplett–

„Würden Sie bitte mit nach unten kommen?", bittet mich der Sir-Typ in seinem Hemd.

„Ich war gerade ohnehin auf dem Weg dorthin, aber jetzt frage ich mich gerade, ob Sie mir gleich einen Sack über den Kopf ziehen und mich nach Area 51 bringen wollen."

Seine Augenbrauen heben sich überrascht und er schüttelt den Kopf. Er zieht eine schwarze Ledermappe hinter seinem Rücken hervor und hält mir diese hin. „Ich liefere Ihr neues Auto, wollte Sie jedoch noch gern in die Besonderheiten und Funktionalitäten einweisen", erklärt er und klappt die Mappe auf, in der neben wichtig aussehenden Papieren ein kleiner, schwarzer Autoschlüssel mit vier silbernen Ringen darauf liegt.

„Sie müssen den Falschen haben", gebe ich zurück. „Ich habe kein Auto bestellt."

Ganz geschweige davon, dass ich mir mit Sicherheit kein Auto leisten könnte, dessen Zubehörmappe schon neuer riecht als mein Polo bei der Fahrzeugübergabe damals.

Wobei ... vielleicht kann er mir einen guten Tipp für die Innenreinigung geben?

„Julian Jones", liest er mitsamt meiner Adresse vor. „Sie arbeiten im Dogma?"

„Das ist richtig", antworte ich. „Aber ich habe kein–"

„Der Wagen wird auf Wunsch von Mr. Richard de Koning, jr. geliefert, ist bereits vollständig bezahlt und auf Sie zugelassen", lässt mich der Automann wissen.

Heilige. Fucking. Scheiße.

Kontrollverlust | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt