Kapitel 22

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Keine Ahnung warum, aber Luan sagte nichts darauf. Vielleicht war er zu überrascht oder wollte vor seiner Schwester keine Szene reißen.

Jedenfalls ging ich mit seiner Schwester zur Treppe und diese hinunter. Ich war nervös, wie das mit ihr werden würde. Wer weiß wie sie mit mir umging sobald wir alleine waren. Alles war möglich.

Erst als wir am unteren Ende der Treppe ankamen, sagte sie: "Da du dich vor mir verstecken wolltest, vermute ich, dass du das allgemein machen willst."

Sie blieb stehen, weshalb ich es genauso tat. Clary sah mich fragend an und ich nickte. "Ja, also... naja..." Ich bekam keinen vernünftigen Satz über die Lippen, weil es eigentlich unter anderem eine Beleidigung für Luan war.

"Dann sage ich es dir nur ungern, aber du riechst zehn Kilometer gegen den Wind nach meinem Bruder."

Mir wich jegliche Farbe aus dem Gesicht, obwohl das natürlich logisch war. Nach der Aktion musste das der Fall sein.

Ich fuhr mir durch meine Haare und sagte verzweifelt: "Oh Göttin."

Clary zeigte nach rechts zu einer Tür, die am Ende des Gangs lag. "Ich kann dir eine Dusche anbieten und Klamotten von mir. Das macht es zumindest etwas besser."

Ich konnte kaum fassen, dass sie derart freundlich zu mir war. Meiner Einschätzung nach war das echt und keine Scharade. Das warf die große Frage auf, ob ich diesem Frieden trauen sollte.

Ich gab mir einen Ruck und antwortete: "Danke, das wäre sehr nett." Ich versuchte mich an einem Lächeln, welches erwidert wurde. "Klar, kein Problem."

Sie setzte sich in Bewegung und ich folgte ihr. Nebenbei erklärte sie: "Es ist zwar Luans Haushälfte, aber es gibt eine Verbindungstür zum restlichen Haus. Also können wir unentdeckt auf mein Zimmer gehen."

Das waren gute Nachrichten. Clary schien mir wirklich zu helfen. Damit hatte ich jemanden gefunden der mir in diesem aktuellen Wahnsinn beistand.

Seinen Geruch musste ich unbedingt los werden. Vollständig würde ich es nicht hinbekommen, da er mich für sich beansprucht hatte, aber ein bisschen.

Ein Vorteil war, dass man darauf achten musste, um zu wissen, dass jemand beansprucht worden war. Man roch es nicht sofort, sondern musste seine Nase spezifisch darauf ansetzen. Ansonsten würde man als Werwolf durchdrehen, weil man jeglichen Geruch wahrnehmen würde.

Aber ja, für die nächsten paar Tage war ich als Luans Eigentum markiert.

Clary dachte über dasselbe nach, denn sie meinte: "Für die Tatsache, dass du das unter dem Radar halten willst, ist es blöd, dass du dich von ihm beanspruchen hast lassen."

Selbstverständlich hatte sie darauf geachtet, ob er das getan hatte. Stand es mir ins Gesicht geschrieben oder was?

Oh, vielleicht das Shirt.

"An der Schule gab es eine kleine Eskalation, weshalb ich abgehauen bin. Luan folgte mir und schließlich landeten wir hier. Da wir in Wolfsform waren, habe ich jetzt sein Shirt an."

Sie lachte und ich versuchte mich mit der Umgebung abzulenken. Das Thema war mir unangenehm.

Wir gingen gerade einen langen Gang entlang. Dieses Haus war auch in diesem Teil richtig schön eingerichtet, aber für meinen Geschmack wirkte alles zu perfekt. Es musste seltsam sein in diesem Anwesen zu leben.

Clary unterdrückte ihr Lachen um zu antworten: "Gut und recht, aber deshalb muss man nicht gleich jemanden als seinen Besitz markieren."

Ja, da hatte sie ein sehr gutes Argument. Meine Wangen fingen zu glühen an und ich konzentrierte mich auf den Boden. 

Luna? No, thanks | ✔️Where stories live. Discover now