Kapitel 78

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Luan stellte sich neben mich und wir wandten uns beide dem Rudel zu. Er nahm noch meine Hand, vermutlich um sich und mich zu beruhigen, denn das tat nicht nur mir gut. Bei dem was uns bevorstand war es toll, wenn man jemanden an seiner Seite hatte. Es mag nur ein Gespräch sein, aber auch solche Dinge konnten sehr schlecht ausgehen. Wer weiß wie sie alle reagieren würden, wenn alles gesackt war und es den Kopf richtig erreicht hatte. 

Da wir längst die Aufmerksamkeit von allen hatten, konnte Luan direkt anfangen: "Ich weiß, ihr seid alle verwirrt und habt ungefähr hundert Fragen. Wir haben noch nicht auf alles eine Antwort, aber werden bald Henry verhören, um Klarheit zu bekommen. Zumindest ein paar Sachen können wir euch vorab sagen."

Sofern der überhaupt eine Aussage machte, denn das war nicht gesagt. Vielleicht hüllte sich dieser Mann in Schweigen. Es war alles möglich und bei einer Straftat hielten die Leute gerne die Klappe, um einer Strafe zu entkommen. Ich konnte es mir gut vorstellen, dass Henry den Mund halten würde, um eine schlimmere zu verhindern.  

Ich ließ meinen Blick die Runde schweifen und niemand sah mich angewidert an. Die meisten sahen zwar zu Luan, aber ein bisschen etwas der Aufmerksamkeit galt mir. Keiner schien vollkommen abgeneigt von mir zu sein, was meine Welt noch mehr auf den Kopf stellte. 

Es war weiterhin ruhig und das Rudel hörte brav Luan zu als er fortfuhr: "Bis jetzt wissen wir, dass Joanna großes Unrecht getan wurde. Jonathan wurde vor langer Zeit umgebracht und zwischenzeitlich wurde sein Platz von James, seinem Zwillingsbruder, eingenommen, bis er abhaute. Als Jonathan ermordet wurde, war mein Vater auf jeden Fall involviert, das genaue Wie müssen wir erst herausfinden. Aber, dass er etwas damit zu tun hatte, ist bereits klar."

Man sah ihnen das Entsetzen an, da sie an ihren Alpha geglaubt hatten. Allerdings gab es genauso Ausnahmen, die das eher weniger überraschte. Scheinbar hatte es bereits die Zweifler unter ihnen gegeben. Ich war ein gutes Beispiel, denn diesen Mann hatte ich nie gemocht. 

Es herrschte allgemein eine komische Stimmung, so etwas hatte es auch noch nie gegeben. Vermutlich nie in der gesamten Geschichte dieses Rudels. Zumindest wäre mir nichts bekannt und so ein Erlebnis erzählte man sicherlich jedem, um vor einem weiteren Mal zu schützen. Immerhin könnte es theoretisch erneut passieren, wenn man nicht aufpasste.

Um meinem Mate Kraft zu geben, drückte ich seine Hand, damit er wusste, dass ich hier war und ihm Beistand. Die nächsten Worten dürften ihm nämlich schwer fallen, da es genauso um seine Mum ging. 

Nein, eigentlich könnte ich das viel leichter für ihn machen, in dem ich selbst aktiv wurde. Für ihn tat ich das auf jeden Fall gerne.  

Im Mindlink sagte ich sanft: "Lass mich den nächsten Part übernehmen." Als Antwort wurde der Druck erwidert, was ich als ein Ja deutete. Für ihn dürfte es eine Erleichterung sein, dass er es nicht aussprechen musste. 

Ich räusperte mich und legte los: "Der Alpha wollte Luan und mich zwingen einander abzulehnen, da sie mich los werden wollten. Immerhin wäre der alte Fall aufgerollt worden, wenn ich als Luna bekannt geworden wäre. Deshalb haben sie uns gefangen genommen, wollten eine Ablehnung erzwingen, damit sie mich anschließend beseitigen könnten." 

Das Entsetzen wurde größer und diesmal von mehr der Rudelmitglieder. Es war auch Hochverrat, wenn man Mates so etwas antun wollte. Wenn der Mann noch leben würde, müsste er auf ewig in eine Zelle und würde nie wieder das Tageslicht sehen. Man konnte einfach nichts Schlimmeres machen. Vielleicht kam daher die bis jetzt eher positive Reaktion auf mich. 

"Schließlich kam es zu einem Kampf und der Alpha wollte Luan töten, das hatte zur Folge, dass die Luna sich mit einem Messer stark verletzte, um ihren Mate davon abzuhalten. Sie handelte, um das Überleben von Luan zu sichern. Leider sind beide später im Krankenhaus verstorben."

Der Alpha wurde sicherlich nach dem wir alles vollständig aufklären konnten, eher weniger betrauert werden, da dürfte mehr Schock dahinter liegen und Entsetzen. Einfach die Tatsache, dass man sich sehr getäuscht hatte und einer Person vertraut hatte, die es kein bisschen verdient hatte. Dabei hatten die meisten, wenn nicht alle, zu ihm aufgesehen.  

Aber die Luna hinterließ eine große Wunde und Schmerz. Sie war eine geliebte Frau gewesen und mit ihrer letzten Tat hatte sie die Liebe bewiesen zu ihren Kindern. Auch ihr Glaube an Luan war damit bestätigt.

Wie Milo es erst vorhin gesagt hatte, war die Luna das Herz eines Rudels, weshalb das ein Loch hinterließ. 

Um es endlich geschafft zu haben, erklärte ich: "Luan wurde automatisch der Alpha und da wir das Bündnis bereits vervollständigt hatten, wurde ich die Luna." 

Da ich den Tod seiner Mum angesprochen hatte, fühlte ich bei Luan nach, wie es ihm erging. Ich spürte Luans Schmerz und der tat mir selbst weh. Da war großer Kummer, dennoch war die Wut genauso darunter. 

Allerdings riss ich mich für uns zusammen, ich wollte diejenige sein, die ihm Halt gab.

Er schaffte es gefasst zu bleiben und zu sagen: "Falls jemand wahnsinnig genug ist an meiner Luna zu zweifeln, dann können wir darüber reden, allerdings wird zuerst der Fall aufgeklärt. Ich will genau wissen, was damals passierte und ich vermute ihr empfindet dasselbe. Falls irgendjemand einen Hinweis hat oder eine Aussage machen möchte, was diese Straftat betrifft, dann gerne." 

Wahnsinnig genug an mir zu zweifeln. 

Das waren liebe Worte, aber bis jetzt verlief es ziemlich gut. 

Luan fing an: "Fürs Erste..." Er hob seine Hand mit welcher er die meine hielt, weshalb die genauso nach oben ging. In mir warf das einige Fragen auf und es verwirrte mich, aber das bekam ich sehr schnell erklärt, denn er fügte hinzu: "...sind wir Alpha und Luna dieses Rudels. Falls es Beschwerden gibt oder Wünsche zum Rücktritt, können wir später eine allgemeine Abstimmung machen." 

Ja, das war gut, dass er das ansprach. Damit war zumindest in dem Gebiet bereits etwas gesagt und getan. 

Meredith rief: "Auf eine lange Regentschaft unserer neuen Luna und neuem Alpha!" 

Diese Frau war wirklich auf ewig in mein Herz geschlossen. Sie hielt einfach immer zu mir und half wo sie nur konnte. Dennoch wäre ich nie davon ausgegangen, dass man ihr direkt zustimmte. Bei meinem Mate sehr wohl, aber nicht bei mir als seiner Frau. 

Aber die Leute fingen zu klatschen an und ein paar zeigten uns Respekt in dem sie sich leicht verneigten. 

Tja, Werwölfe und ihr tiefer Glaube an die Mondgöttin, der konnte wahre Wunder bewirken. 

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So ihr Lieben

Hiermit startet der angekündigte Leseabend.

Viel Spaß beim Lesen

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