Kapitel 9

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Erwartungsvoll sehe ich sie an, obwohl ich weiß, was jetzt kommen wird.

Meiner Meinung nach muss Joelle sich überhaupt nicht entschuldigen, sondern bin ich derjenige, der mit der Sprache rausrücken sollte.

Aber irgendwas in mir hält mich davon ab.

Es fühlt sich wie eine Blockade an.

,,Ich wollte mich bei dir entschuldigen wegen vorhin. Aber trotzdem sollten wir darüber reden", beginnt Joelle dann und jetzt geht sie in die Offensive.

Ich bin wohl oder übel gezwungen mein Geheimnis zu offenbaren.

Wenigstens erstmal nur ihr, da meine Frau mir am Nächsten steht.

Nervös fahre ich mir mit der Hand durch meine Haare, während Joelle auf meinem Schoß sitzt und dabei meine Hand hält.

Früher oder später kommt die Wahrheit sowieso ans Tageslicht, also kann ich jetzt meinen Mut zusammenreißen und die Gelegenheit nutzen.

Natürlich hätte ich das gerne noch vor mich her geschoben, aber Joelle hat offensichtlich Drogen gefunden.

Manchmal bin ich wirklich dämlich.

,,Joelle, ich glaube es gibt da etwas, was ich dir sagen muss..", sage ich dann und spiele nervös mit meinen Fingern.

Irgendwie traue ich mich auch gar nicht ihr in die Augen zu schauen, weshalb ich dann auf den Boden schaue.

Monate lang habe ich dicht gehalten, weil es auch eigentlich das beste ist.

Wenigstens Joelle muss ich es sagen, dem Rest möchte ich das noch weniger antun.

Wobei widerrum alle meine Liebsten die Wahrheit verdient haben.

Daraufhin greift sie ahnungslos nach meiner Hand und fährt mit ihrem Daumen über meinen Handrücken.

Gleich würde sie ganz bestimmt nicht mehr so ruhig hier sitzen.

Joelle würde mich anschreien, mich zur Sau machen und vermutlich von hier für ein paar Tage verschwinden.

Ich brauche meine Frau doch, gerade jetzt.

,,Ja, deine Vermutung ist richtig. Ich nehme seit geraumer Zeit nach Konzerten Drogen, um runterzukommen. Einfach zur Beruhigung und um ein wenig mit allem besser klarzukommen."

Fassungslos sieht Joelle mich an und sitzt wie eingefroren auf einem Stuhl.

Es kommt kein einziges Wort ihrerseits. Das kann doch nur ein schlechtes Zeichen sein.

Wobei es ja absolut nachvollziehbar ist, denn eigentlich ist es gar nicht meine Art.

Irgendwo bereue ich es auch zwischendurch Drogen zu nehmen, wenn bei mir gar nichts mehr geht.

Widerrum fühlt es sich dann für den Moment richtig und befreiend an.

Ich weiß nun wirklich nicht, was mich jetzt erwarten wird.

Aber jetzt wo es raus ist, fühle ich mich zumindest Joelle gegenüber ein Stück besser als zuvor.

Die ganze Zeit sehe ich zu ihr, in der Hoffnung, es kommt irgendwas.

,,Paddy, ich weiß nicht was ich sagen soll. Das finde ich absolut blöd und ich bin auch enttäuscht."

Bei dem letzten Satz schaut sie mir tief in die Augen.

Wie ein Stich ins Herz fühlt sich das an. Was bin ich für ein Idiot?

Manchmal sollte man vorher sein Gehirn einschalten und nach anderen Lösungen suchen.

Langsam gehe ich auf Joelle zu und knie mich vor ihr hin.

Unsicher lege ich meine Hand auf ihrem Oberschenkel, welche sie dann aber wieder entfernt.

Ich habe es verbockt, aber hoffentlich nicht endgültig.

,,Es tut mir leid, wirklich. Du musst es mir glauben!", entschuldige ich mich und hoffe, sie würde mir verzeihen.

Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann wieder.

,,Du verheimlichst es mir schon was länger, oder?", fragt sie mich und schaut mich eindringlich an.

Meine Entschuldigung wird ignoriert.

,,Ja", antworte ich kurz und knapp.

Schneller als ich gucken kann, steht meine Frau auf, zieht sich Schuhe und Jacke an und dann höre ich nur noch die Haustür ins Schloss fallen.

Fuck.

Das Geheimnis 🤫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt