Schloss Rosenfels

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Ich betrachtete die vor mir stehenden Personen genauer. Die drei Mädchen hatten wie gesagt Schulunifermen, die aus einem dunkelblauen Kleid, gleichfarbigen Ballerinas und weißen Kniestrümpfen bestand, an. Außerdem hatten die Kleider einen weißen Kragen. Insgesamt war es eine Schuluniform, die ich schon erwartete - es war ganz der Geschmack meiner Eltern. Genauso das Kleid, welches ich heute anhatte. Ich würde so etwas niemals freiwillig anziehen. Das Mädchen ganz links hatte eine Brille und lange, offene, dunkelblonde Haare, das Mädchen rechts war ebenfalls dunkelblond, nur waren ihre Haare etwa schulterlang und sie trug keine Brille und das Mädchen in der Mitte hatte lange, braune Hare, die sie zu zwei französischen Flechtzöpfen gebunden hatte. Vor ihnen stand eine streng aussehende Frau, die sich mir als Frau Doktor Horn vorstellte.

Während mein Chauffeur meine restlichen Koffer, die meisten hatten wir schon vorgeschickt, in das Schloss transportierte, stellte mir die Frau Doktor Horn die drei Mädchen vor. Die mit der Brille hieß Inga, die mit den schulterlangen Haaren Alina und die mit den Flechtzöpfen Beatrice. Ich setzte eines meiner schönsten Lächeln auf und sah die drei an. Sie lächelten ebenfalls, auch wenn ich nicht ganz einschätzen kann, ob sie wie ich fake lächeln oder wirklich lächeln. "So! Bea, Inga, Alina, führt Katalina doch mal herum und zeigt ihr euer Zimmer. Deinen Stundenplan und deine Bücher findest du auf deinem Schreibtisch." die letzten Worte richtete die Frau Doktor Horn an mich. Sie verabschiedete sich und verließ den Vorhof.

Nach ein paar Minuten Schweigen unterbrach Inga die unangenehme Stille "Ja, also wie die Horn schon gesagt hat, ich bin Inga und das sind Alina und Bea." sie war mir auf Anhieb sympathisch, so beschloss ich ihr ein ehrlich gemeintes Lächeln zu schenken. "Ich bin Katalina, freut mich euch kennen zu lernen." "Okay, dann würd ich sagen beginnen wir mit der Rumführung." das war die Stimme von Alina. Ich folgte den dreien durch diverse Flure bis wir vor einer großen Doppeltür stehen blieben. Bea öffnete die Türe "So, das ist unser Speisesaal. Morgens treffen wir uns alle genau um 06 30 Uhr auf unseren Plätzen. Danach folgt ein Gebet und dann essen alle zusammen bis ca. 07 00 Uhr und dann ist noch ein Kopftraining an der Reihe. Der Unterricht beginnt um 07 30 Uhr und so haben wir nochmal etwas Zeit den Stoff der letzten Stunden zu lernen." Wow, hier war es ja fast so strikt wie bei mir wenn meine Eltern zuhause waren. Aber zum Glück waren sie nicht oft da. Manchmal war meine Oma da, mit der ich richtig Spaß hatte, aber sonst war immer eine Erzieherin für gutes Benehmen da. Das Schlimmste war, dass sie immer alles meinen Eltern erzählt hatte, wenn ich ihrer Meinung nach unartig war. Irgendwie erinnerte sie mich an Frau Doktor Horn. "Dann haben wir ganz normal Unterricht bis 13 20 Uhr. Um 14 00 Uhr gibt es dann Mittagessen und dann sind wir mit lernen fertig." unterbrach mich Alinas Stimme in meinen Gedanken. "und donnerstags und dienstags haben wir Musik und Dressurreiten." dies war Ingas Stimme.

Mittlerweile wurde es schon dunkler am Himmel. Wir waren gerade fertig mit der Rumführung geworden. Mir wurde das ganze Schloss und ebenso den Reiterhof gezeigt. Er liegt in der Nähe eines Sees, den wir aber erst morgen, genauso wie das Dorf, besuchen konnten. Insgesamt verstand ich mich mit den dreien ganz gut, zumindest dachte ich das, ich wusste nicht wie es ist Freunde zu haben. Ich wurde immer privat unterrichtet und kannte eigentlich keine gleichaltrigen. Naja, bis auf die Kinder von Freunden meiner Eltern, aber die waren immer so langweilig oder wollten nur mit Puppen spielen. Ich habe erfahren, dass alle, ebenso wie ich zwölf waren. "Ich kann nicht mehr!" Alina ließ sich anstrengend auf ihr Bett fallen, als wir in unserem Zimmer ankamen. Von uns anderen kam nur leises Gekicher. Ich begab mich ebenfalls auf mein Bett und betrachtete den Raum, indem ich den größten Teil der nächsten Jahre verbringen werde. Der Raum war relativ groß, insgesamt gab es vier Betten und Schreibtische, dazu noch zwei große Doppelschränke und ein paar Regale für Schulbücher und Sonstiges. Das Zimmer war, wie das ganze Schloss, in hellen Tönen und sehr elegant gehalten.

Auch die anderen warfen sich in ihre Betten und wir genossen alle für einen Moment die Ruhe. "Wie lange haben wir noch?" unterbrach Bea die Stille. Inga sah auf ihre Uhr "Noch ne halbe Stunde" genervtes Stöhnen klang durch das Zimmer. "Du solltest dir lieber die Uniform anziehen, die Horn hasst es, wenn wir sie nicht tragen." Ich sah Inga an "Ja du hast wahrscheinlich Recht." Ein genervter Seufzer wurde von mir gelassen, ich stand aus meinem sehr gemütlichen Bett und zog mich um.

Gemeinsam machten wir uns um kurz vor halb sieben auf in den Speisesaal. Als wir ankamen war es schon relativ voll. Wir setzten uns an einen Tisch, anscheinend war es deren Stammplatz, und warteten darauf, dass wir endlich Essen dürfen. "Guten Abend allesamt, bevor es an das Essen geht, erinnere ich euch nochmal daran rechtzeitig ein Kleid für das anstehende Burgfest zu besorgen. Dann wünsche ich euch allen einen guten Appetit" Das war unser Zeichen, wir standen also auf und holten uns etwas zu essen.

Den restlichen Abend passierte nichts spannendes, wir unterhielten uns und gingen recht zeitig schlafen, da wir wirklich müde waren. Nach ein paar Minuten fiel ich in einen traumlosen Schlaf und wusste, dass ich am nächsten Morgen etwas später aufstehen konnte, da morgen Sonntag war. 

Ich schreckte aus meinem Schlaf, als mich etwas großes, flauschiges im Gesicht traf. "Aufstehen du Schlafmütze!" nahm ich Ingas Stimme wahr. Ich scheiterte an dem Versuch ihr das Kissen ins Gesicht zu werfen kläglich und von ihr kam nur ein leises kichern. Als ich nach ein paar Minuten immer noch in meinem Bett lag hörte ich erneut Ingas Stimme "Okay, wenn du nicht aufstehen willst, muss ich eben nachhelfen, du hast es nicht anders gewollt." Moment. Was meinte sie damit? Kurz darauf wusste ich es. Sie schüttete eiskalt Wasser auf mich. Geschockt sah ich zu ihr hoch, doch sie zuckte nur mit den Schultern und grinste. Während ich mich im Raum umsah bemerkte ich auch die grinsende Bea und Alina "Na? Gut geschlafen?" ich gab nur ein Grummeln von mir und ließ mich zurück in die Kissen fallen. "Wenn du jetzt nicht aufstehst hole ich noch eine Ladung." Damit hatte sie mich. Mit gehobenen Händen stieg ich also aus dem Bett und zog mich um.

Nachdem alle umgezogen waren, gingen wir frühstücken und danach Zähne putzen. "So, wollen wir los?" fragte Bea in die Runde, während sich auf meinem Gesicht ein Fragezeichen bildete "Na zum See und ins Dorf." Ahh darum gings "Ja, aber wie wollen wir dahin kommen das dauert doch ewig?" man merkte mir auf jeden Fall noch an, dass ich neu war. "Wir haben hier genug Fahrräder zum Ausleihen." beantwortete Inga meine Frage. "Na dann können wir ja los."

Schloss Rosenfels - Wie das Leben einen verändertWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu