Das gibt Rache

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Bis jetzt lief mein zweiter Schultag relativ ereignislos und wir kamen gerade von der Englischstunde. "Ich wünschte mir würde Englisch genauso leicht fallen wie Mathe" beschwerte sich Inga. "Hey, das wird schon, man kann nicht in jedem Fach perfekt sein" versuchte ich sie aufzumuntern. "Ja du kannst leicht reden. Du bist perfekt in Englisch" sie sah mich genervt an. "Aber dafür muss ich immer extrem viel in Chemie lernen, da ich sonst nichts checke. Und außerdem bin ich nur so gut in Englisch, da ich ja quasi Engländerin bin." leicht entschuldigend sah ich sie an. Ich wollte ihr gerade meine Hilfe anbieten, als Bea meine Gedanken unterbrach "Wir sollten uns viel mehr Gedanken machen wie wir die nächsten zwei Stunden überleben sollten. Wir haben Informatik. Und das noch bei der Horn." "Da hast du Recht" Alina stimmte ihr seufztend zu. 

Zusammen mit unseren anderen Klassenkameraden warteten wir vor unserem Klassenzimmer auf Frau Doktor Horn. Ich konnte es kaum erwarten, Informatik war mit Mathe eins meiner Lieblingsfächer. Als Frau Doktor Horn endlich kam, standen bereits alle Schüler dieser Klasse vor dem Zimmer und lächelten sie an. Guter Eindruck und so. Doch niemand hätte da erwartet was sich zu diesem Zeitpunkt abspielte. Denn als der Raum aufgeschlossen wurde und Frau Doktor Horn ihn betrat, sprangen ihr Hühner, ja richtig gehört Hühner, entgegen. Sie war so verwirrt und entsetzt, dass sie erstmals stehen blieb. Nach einer kurzen Zeit Stille betrat sie den Raum doch, und dieser Anblick, der uns gegeben wurde war zum Brüllen, aber gleichzeitig auch echt widerlich. Von der Decke flog Hühnerkacke oder sowas von der Decke direkt auf Frau Doktor Horn. Kurz darauf hörte man ihre Stimme durch den ganzen Flur "Wer war das!?!" Nachdem niemand antwortete sah sie sich noch einmal im Raum um und schließlich antwortete Bea, die ihr Grinsen nur schwer verbergen konnte "Das war niemand von uns, das waren die Schreckensteiner." "Räumt das auf und putzt es, danach machen wir mit dem Unterricht weiter" Ich unterdrückte ein genervtes Stöhnen während die anderen nur angewiderte Geräusche von sich gaben. 

Nachdem wir fertig waren, machte Frau Doktor Horn tatsächlich mit dem Unterricht weiter und sie war noch schlechter drauf, sodass Alina und Annika, eine aus meiner Klasse, einen Aufsatz über Ada Lovelace, eine berühmte Informatikerin, schreiben mussten. Alina regte sich so sehr darüber auf, dass wir so lachten mussten, sodass uns der Bauch schon wehtat. "Echt nicht witzig" genervt rollte sie mit den Augen, während Bea ihr mitfühlend auf die Schulter klopfte "Mein Beileid." doch dafür bekam sie nur einen Todesblick von Alina. Den restlichen Schultag bis zum Mittagessen brachten wir dann auch rum. Und das zum Glück ohne Frau Doktor Horn, zumindest die anderen, denn ich hatte die Arschkarte gezogen. Ich hatte nachmittags Einzelstunde mit ihr im Musikunterricht, da meine Eltern extra dazugetragen haben, dass ich Einzelstunden bekomme und nur manchmal mit den anderen in der Gruppe spiele. Und natürlich hat es sich Frau Doktor Horn zur Aufgabe gemacht mir diese Stunden zu geben.

Nach dem Mittagessen verabschiedete ich mich von meinen Freundinnen, sie spielten im Orchester bzw. in Kleingruppen und ich hab wie gesagt Einzelunterricht. Ich Glückspilz. Ironie lässt grüßen. Als ich am Raum ankam, saß Frau Doktor Horn bereits an ihrem Schreibtisch "Ah hallo Katalina. Du bist ja schon da. Perfekt. Dann können wir ja gleich anfangen." ich lächelte mal wieder mein altbekanntes fake Lächeln und setzte mich an den Flügel. "So dann zeig doch mal was du kannst." 

Währen ich gerade Beethoven spielte merkte ich wie die Türe aufging und sechs Leute den Raum betraten. Aber ich ließ mich nicht ablenken und spielte unbeirrt weiter. Als ich dann abschloss, sah ich Frau Doktor Horn an, welche ganz beeindruckt war. "Danke, sehr schön Katalina." "Wenn sie die Verkotung eines Klassenzimmers als eine Aufnahmeprüfung in eine Schreckensteinergemeinschaft aktzeptieren, so ist das ihre Sache" wendete sie sich an die Gäste. Es waren fünf Jungs und ein Erwachsener. Einige hatten ein Logo auf ihren Pullis gestickt. Ich nahm an sie kamen von Burg Schreckenstein, war mir aber nicht sicher. "Dann ist das Ihre Sache. Für mich ist das der Hinweis auf eine völlig missratene und fehlgeleitete Sexualität." das letzte Wort flüsterte sie und der Junge mit den Locken begann leicht zu grinsen. Eine Weile herrschte Stille und ich wartete auf die Reaktion des Erwachsenen. "Frau Kollegin" begann er, wurde aber gleich wieder unterbrochen "Ich bin nicht ihre Kollegin. Im Gegensatz zu Ihnen weiß ich wovon ich spreche" Wow, die Lady hatte einen ganz schönen Ton drauf. Endlich kam der Erwachsene zu reden "Die Jungs haben sich entschuldigt und werden selbstverständlich für alle Schäden aufkommen." auf den Gesichtern der Jungen bildete sich ein Grinsen "Sie haben ihren Fehler eingesehen, es tut ihnen leid und sie haben versprochen, dass es nie wieder vorkommt." Sie alle sahen Frau Doktor Horn provokant an, was definitiv ein Fehler war. "Ihr braucht gar nicht so blöd zu Grinsen. Ich frage mich welche Strafe euerm Vergehen angemessen ist." Da meldete sich ein spärlicher mit Brille zu Wort "Wir könnten für alle Schüler Hühnersuppe kochen?" er war ziemlich zögernd. Zurecht "Das war eine rhetorische Frage!" "Die Jungs werden sich ihre Strafe selber aussuchen" ich will auch so einen Lehrer, denn Frau Doktor Horn ist genau das Gegenteil, was sie auch zu spüren bekommen "Tzz Ihr pädagogisches Konzept beruht auf Nachgebigkeit. Sie wollen ja von den Schülern geliebt werden und verweigern ihnen deswegen die notwendige Autorität." Doch der Direktor von Burg Schreckenstein, zumindest dachte ich er sei es, war schlau genug nicht weiter zu diskutieren. "Gut das führt jetzt zu einer längeren Diskussion. Kommt Jungs wir gehen." Doch bevor sie gingen sahen sie mich entweder mit einem eingebildeten oder angewiderten Gesichtsausdruck an. Doch Frau Doktor Horn hatte noch etwas loszuwerden. "Am Ufer des Sees wurde ein kaputtes Schlauchbot gefunden. Ich möchte, dass dieses unverzüglich entfernt wird. Ende der Kommunikation!" Nun verließen sie endgültig den Raum und Frau Doktor Horn wendete sich mir zu. "So, wir sind fertig für heute, ich muss noch Papierkram erledigen."

Ich machte mich gerade auf den Weg in unser Zimmer, als mir etwas einfiel. Hoffentlich waren die anderen ebenfalls schon fertig. Auf dem Flur zu ihrem Raum kamen mir schon ein paar meiner Klassenkameradinnen entgegen, darunter auch Bea, Alina und Inga. "Los, schnell Beeilung" sie schauten mich nur verwirrt an. "Habt ihr hier etwas wie eine Steinschleuder oder so?" "Wofür?" "Habt ihr oder habt ihr nicht?" Sie waren sichtlich überfordert, aber Inga war bereit mir zu anteorten "Ja" "Perfekt schnell, wir dürfen es nicht verpassen, ich erzähl es euch unterwegs." 

Mittlerweile waren wir im Schuppen, wo auch die Fahrräder und Gartenwerkzeuge sind, angekommen und ich hatte ihnen von den Schreckensteinern, ich war mir zu dem Zeitpunkt sicher dass sie es waren, und davon dass sie mit dem Schlauchboot zurück fahren mussten. Zum Glück verstand Bea was ich vorhatte, schnappte sich die Schleuder und lief davon. Wir ihr hinterher. Am See angekommen sahen wir zwei Personen auf dem Schlauchboot wegfahren. Bea zögerte nicht lange und feuerte ab und versenkte damit das Boot. Wir gaben nur ein "Tschüss" von uns und verließen lachend den See.

Am Nachmittag beschlossen wir ins Dorf zu fahren und eine Limo zu trinken. Wir setzten uns wie letztes mal an den Tisch in der Ecke und fingen an drauf los zu plappern. Doch leider blieb es nicht lange bei dieser schönen Stimmung. "Passt auf, gleich riechts hier ganz streng" Alina deutete mit ihrem Blick zur Tür, wo gerade ein Junge, etwas größer als ich, hereinspazierte. Ich glaube es war einer der Schreckensteinern. Wir verfolgten jeden seiner Schritte. Gerade als er an seinem Portemonnaie rumhantierte erblickte er uns und lief, pfeifend, rückwärts nach draußen "Jungs! Der Hühnerstall ist da!" Hühnerstall? Ich glaube ich hab was verpasst. Muss ich später mal nachfragen. "Och ne, der Affenstall hat Ausgang" beschwert sich Inga. "Warum müssen die denn auch heute hier sein" fügt Alina noch hinzu. Ich halte mich da lieber raus, da ich sie ja eigentlich gar nicht kenne. Klar der Streich war mies und dafür werden wir uns auch rächen. Aber vielleicht waren sie ganz ok.

"Fünf mal im Becher: einmal Schoko-Ingwer, Erdbeer-Chili und Pfefferminz" hörte ich die gedämpfte Stimme von Dampfwalze. "Das Zauberwort?" Man, die Bedienung war ja eine von den ganz nervigen. Doch die Jungs, die sind ja am lustigsten. Ironie lässt grüßen "Simsalabim." Augenrollend sah ich zu den anderen. Alina klatschte sich eine Hand auf die Stirn "Simsalabim. Wie kindisch. Das machen die jedes mal." "So peinlich" pflichtete auch Inga ein. "Seit doch nicht so gemein" kam es von Bea. Geschockt sahen die anderen beiden sie an. "Stehst du jetzt auf einen oder was?" "Nein natürlich nicht, im Gegenteil. Aber seht ihr den mit den schwarzen Haaren?" "Ottokar" sprach Inga dazwischen und Bea erzählte uns weiter "Genau Ottokar. Seht ihr seine Schlüssel, an dem Hosenbund. Die brauchen wir. Ich gehe jetzt rüber." ohne dass sie uns erzählte wofür sie die Schlüssel brauchte, stand sie auf und ging zu den Jungen, die mittlerweile auf den Mauern des Brunnens saßen. Wir ihr hinterher.

Schloss Rosenfels - Wie das Leben einen verändertWhere stories live. Discover now