Die Schreckies

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Wir machten uns auf den Weg ins Dorf, den See besuchen wir auf dem Rückweg. Während wir fuhren redeten wir nicht viel, sondern genossen die Sonnenstrahlen und die Natur. Ich fuhr ihnen hinterher und versuchte mir so viel wie möglich zu merken. Außerdem wusste ich nicht einmal wo genau wir hinfahren, ich zitiere "Es ist eine Überraschung" bla bla bla. Alinas Stimme unterbrach meine Gedanken Meckerei "Wir sind da!" Wir waren bei einem alten Brunnen stehengeblieben. Er war wirklich wunderschön. Ich konnte mich nur sehr schwer von seinem Anblick lösen, als ich bemerkte, dass meine Freundinnen ihre Fahrräder wegbringen. Schnell ging ich ihnen nach. 

"So was machen wir jetzt?" Ich schaute die drei fragend an und Inga antwortete begeistert auf meine Frage "Eis essen, das hier", sie zeigte auf eine kleine süße Eisdiele, die mir bis jetzt  gar nicht aufgefallen ist, "ist die beste Eisdiele der Welt" beendete sie ihren Satz. So gingen wir hinein und stellten uns an die Schlange.  "Sag mal, wieso bist du eigentlich erst jetzt aufs Internat gekommen? Inga, Alina und ich sind schon seit der fünften hier.", begann Bea das Gespräch. Ich wusste nicht, ob ich ihnen die Wahrheit sagen sollte, beschloss mich  dann aber doch dafür. Bis jetzt gingen unsere Gespräche meist nur über die Schule und wir hatten auch noch nicht so viel Zeit zum Reden und selbst wenn habe ich nie so richtig geantwortet. Aber sie waren meine ersten Freundinnen und ich wollte sie nicht gleich belügen. "Also, wie ihr ja wisst habe ich fünf ältere Geschwister und ich wurde, wie sie ebenfalls, auf ein Internat geschickt, um gutes Benehmen oder so zu lernen. Von mehr weiß ich auch nicht." "Wieso wollen sie, dass ihr gutes Benehmen lernt?" ging die Fragerei weiter "Meine Eltern sind, ich würd mal sagen relativ reich und haben halt, wie sie es nennen einen "gewissen Standard" und wollen, dass wir diesen ebenfalls leben." kurz war Schweigen, aber zum Glück waren wir jetzt an der Reihe zu bestellen.

"Ich geb einen aus. Zur Feier meiner Ankunft" diesen Satz sagte ich mit einer fake eingebildeten Stimme, woraufhin wir alle lachen mussten. Nachdem jeder von uns ein Eis hatte, setzten wir uns an einen Tisch in der Ecke. Es war wirklich schön hier, so altmodisch eingerichtet uns so süß. Das Thema von vorhin war beendet und wir unterhielten uns über dies und das. Das Mittagessen ließen wir heute ausfallen, da wir sonst zu wenig Zeit hätten

Wir schlossen gerade unsere Fahrräder ab, als ein blauer Jeep am Brunnen halt machte. Kurz später stiegen eine Frau und ein Mann aus. Ich beachtete sie nicht weiter und stieg, wie die anderen, auf mein Rad. Gerade als wir an dem Jeep vorbeifuhren sprach uns eine Stimme an "Entschuldigung, wisst ihr zufällig wo lang es nach Burg Schreckenstein geht?" die nett aussehende Frau sah uns fragend an. Eigentlich hätte ich ihr sofort geholfen, doch ich selbst wusste nicht einmal wo, geschweige denn was, Burg Schreckenstein ist. "Ne, oder sehen wir so aus?" erklang Alinas, etwas angewiederte, Stimme in meinen Ohren. Inga und Alina fuhren los, doch Bea sah nur in den Jeep. Mein Kopf drehte sich automatisch in Richtung Jeep und da sah ich das, bzw. den, worauf Bea es abgesehen hatte. Auf der Rückbank des Jeeps saß ein Junge, doch ich konnte nicht genau erkennen wie er aussah. Und trotzdem lächelte ich mein süßes fake Lächeln, das ich immer drauf hatte wenn ich mit Erwachsenen oder Fremden redete, woraufhin er mich nur grimmig anschaute und sich dann wegdrehte. Normalerweise hätte ich jetzt die Augen verdreht, aber das wurde mir immer und immer wieder strengstens untersagt. Ich zitiere "So ein Verhalten gehört sich für eine Lady nicht." "Bea Mila kommt ihr dann mal?" Ingas genervte Stimme drang in meine Ohren, doch ich durfte nicht ohne eine vernünftige Antwort gehen. Während Bea schonmal los fuhr, antwortete ich freundlich "Tut mir wirklich leid, aber ich bin neu hier in der Gegend und weiß selbst nicht wo Burg Schreckenstein ist. Aber ich müsste dann auch los." Wieder lächelte ich, schwang mich auf mein Rad und fuhr zu den anderen.

"Auch mal da?" Alinas neckische, gleichzeitig genervte Stimme erklang als ich bei ihnen ankam. "Tut mir leid, ich musste noch kurz Smalltalk führen." grinste ich sie an, doch sie verdrehte nur belustigt mit den Augen. "So, dann ab an den See!" rief Inga freudig aus. Während wir fuhren stellte ich mir eine Frage "Was ist Burg Schreckenstein?" Daraufhin fingen alle an zu lachen, während ich nur dumm drein blickte "Alsoooo?" ich zog das O solange in die Länge bis jemand meine Frage beantworten würde. Zum Glück beruhigte sich Bea wieder und antwortete mir endlich "Also, Burg Schreckenstein ist unser 'Gegeninternat', es liegt auch am See, also wirst du es später sehen." Das Fragezeichen auf meinem Gesicht verschwand immer noch nicht, also erklärte Alina weiter "Es ist ein reines Jungeninternat", so langsam ging mir ein Licht auf "und die Schreckensteiner, oder wie wir sie nennen die Schreckies, und die Rosenfelserinnen sind sozusagen verfeindet." Jetzt kehrte das Fragezeichen auf meinem Gesicht wieder zurück, so beschloss Inga sich einzuschalten "Auf jeden Fall haben sie angefangen uns Streiche zu spielen." "und das lassen wir uns ganz sicher nicht gefallen" rief Bea dazwischen. "Dann haben wir uns gerächt, sie sich an unserer Rache gerächt und immer so weiter bis zu dem Stand der Dinge heute." beendete Inga ihren Satz. Mittlerweile waren wir am See angekommen, ließen unsere Fahrräder stehen und setzten uns auf den Steg.

Da fiel mir etwas auf "Wer war zuletzt dran?" ich blickte in fragende Gesichter, "also mit Streich spielen." "Wir, aber das war letztes Schuljahr. Und sie haben sich vor den Ferien nicht mehr gerächt, was darauf schließen lässt, dass sie etwas großes planen" Beas Blick wurde etwas, auch wenn nur ein klein wenig, unsicherer. "Ich hoffe einfach, dass es nicht allzu schlimm wird." auch Inga hatte ihre Bedenken. "Naja machen wir das beste draus." Ich wollte einfach, dass die Stimmung nicht kippt. "Ja!" wurde auch Inga optimistischer. Generell war Inga fast immer positiv gelaunt und dafür liebte ich sie, obwohl ich sie grade mal einen Tag kannte. 

Nach ein paar Stunden plaudern machten wir uns auf den Weg zurück ins Schloss um noch pünktlich zum Abendessen zu kommen. Als wir ankamen brachten wir unsere Fahrräder weg und machten uns auf den Weg in den Speisesaal. Als wir ankamen waren die meisten schon da, doch ein paar Nachzügler, wie wir, kamen jetzt erst. Wir setzten uns auf unsere Plätze und warteten bis die Frau Doktor Horn fertig mit ihrem Vortrag war. Dann gingen alle zum Büffet. Es war sehr praktisch, da man von allem kosten konnte und es immer etwas veganes, vegetarisches und mit Fleisch gab. Da ich seit meinem achten Lebensjahr Vegetarierin bin, trennten sich die Wege mit meinen Freundinnen und ich holte mir eine Gemüselasagne und einen kleinen Salat dazu.

"Ich versteh echt nicht wie du es ohne Fleisch aushältst. Ich meine das", Alina zeigte auf ihre Lasagne, "ist das beste der Welt" Während die anderen beiden ihr zustimmten konnte ich nur lächelnd die Augen verdrehen. "Mittlerweile gibt es ja auch viele Ersatzprodukte und ich ernähre mich ja nicht nur von Gemüse und Käse." "Ich verstehe es trotzdem nicht" Alina schob sich die nächste Gabel in den Mund. Wir alle lachten nur und aßen zu Ende.

Nach dem Essen gingen alle auf ihre Zimmer und wir plauderten noch lange. Doch leider war schon um 22 00 Uhr Nachtruhe. So beschlossen wir uns schlafen zu legen um am ersten Schultag nicht allzu müde zu sein.

Mein erster Schultag verlief eigentlich ganz gut. Die Klassenräume waren so wie ich sie mir vorgestellt habe. Weiß. Aber eigentlich ganz schön. Nur eine Sache fand ich nicht so prickelnd. Nur Einzeltische. In jedem Zimmer. Sonst machten wir an diesem Tag nichts mehr, da ich noch mein ganzes Zeug einräumen musste. Und es war viel, sehr viel. Die anderen blieben bei netterweise bei mir und wir unterhielten uns über alles und jeden. So erfuhr ich auch, dass Inga einen Bruder namens Mücke, fragt mich nicht wie die Eltern darauf gekommen sind, hat und dieser auf Burg Schreckenstein ging.

Schloss Rosenfels - Wie das Leben einen verändertOnde as histórias ganham vida. Descobre agora