Kapitel 87

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"Wie lange seit ihr schon zusammen?", fragt eine weibliche Stimme.
"Wir haben im Sommer geheiratet", erklingt die zweite, wobei das letzte Wort besonders betont wird.
Innerlich bin ich stolz auf ihn und könnte vor Freude platzen. Na ja deswegen und das ich gegen diese Frau gewinnen werde.

Ein freches Grinsen bildet sich auf meinen Lippen und ich beschließe dem Geschehen näher zu kommen.

Leise tapse ich zur Küche und lucke heimlich hinter dem Türrahmen hervor. Matteo lehnt an der Arbeitsfläche und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Ich folge seinem Blick und schon sehe ich April, die gerade den Kuchen in Stücke schneidet.

Als ihr die Anzahl reicht, platziert sie alle auf einem Teller, wäscht sie sich die Hände und kommt meinem Mann näher. Dicht vor ihm bleibt sie stehen und mustert ihn eine Zeit lang von oben bis unten.

Bei dem Anblick gefriert mein Blut in den Adern und mein Mund wirkt ganz trocken. Ich weiß nicht wieso, aber mein Kopf malt sich aus, wie Matteo sie jetzt aus freiem Willen küssen wird. Mein Herz pocht immer schneller und ich merke, wie mein ganzer Körper anfängt zu zittern, obwohl es hier ziemlich warm ist.

April geht noch einen Schritt vor, sodass ihre Körper dicht aneinander gedrückt werden und streckt ihren Arm nach oben, um den Griff des Schranks zu greifen, der über dem Kopf meines Mannes ist. Sie öffnet die Tür und nimmt sich ein paar Teller, ehe sie sich wieder entfernt.

Ich konnte deutlich erkennen, dass Matteo sich stark angespannt und zudem auch die Luft angehalten hat. Auch wenn das hier eigentlich kein Betrug war, sticht es in meinem Herzen doch so sehr, dass man meinen könnte, jemand würde es mit einem Dolch aufspießen.

Die Frau, die ab sofort meine Feindin sein wird, stellt den Kuchenteller auf die anderen. "Nimmst du bitte noch die Gabeln mit", fragt sie meinen Mann und lächelt ihn, wie ein Engel an. Danach kommt sie in meine Richtung.

Das ist mein Zeichen, so schnell und so leise wie möglich zu verschwinden, aber ich würde es unmöglich zu den Tischen schaffen, sodass die beiden mich nicht rennen sehen. Deshalb verschwinde ich in dem nächstgelegenen Raum und schließe die Tür hinter mir. Ich warte, bis zwei paar Schritte daran vorbei laufen und ich nichts mehr hören kann, ehe ich aus meinem Versteck hervor komme und ebenfalls wieder in den Garten gehe.

Matteo scheint gar nicht bemerkt zu haben, dass mein Stuhl leer war, weswegen er als er mich sieht zusammen zuckt und sich wieder anspannt. Wahrscheinlich befürchtet mein Mann, dass ich etwas mitbekommen habe, was ja auch stimmt.

April verteilt den Kuchen und hält mir als erstes den befüllten Teller hin. Während sie das tut, schenkt sie mir ein warmes freundliches Lächeln und auch ich zwinge mich zu einem, obwohl ich ihr eigentlich lieber in ihr Gesicht spucken würde.

𝐀𝐋𝐋𝐄𝐒 𝐍𝐔𝐑 𝐖𝐄𝐆𝐄𝐍 𝐄𝐈𝐍𝐄𝐑 𝐖𝐄𝐓𝐓𝐄 | ✔︎Where stories live. Discover now