Ayato. Schenke mir dein Vertrauen

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,, YN, geh von ihm weg. "
Ayato klang so kalt, ich erkannte ihn kaum. Sein Blick war kühl und er zeigte deutlich, dass er bereit war, die Klinge zu kreuzen.
Der Regen durchnässte seine Kleidung, die er anscheinend gerade erst übergeworfen hatte. Er schien aus dem Bett gekommen zu sein, oder zumindest hatte er sich auf einen ruhigen Abend vorbereitet.
Das Unwetter schien ihn düster und dynamischer zu gestalten.
Plötzlich trat mein Bruder vor, ebenfalls in Kampflaune und zog seine Klinge.
,, Was macht das ehrenwerte Oberhaupt des Kamisatoclans den hier? ", höhnte er.
,, Hör auf Shengu", ich hielt ihm am Arm, doch er schüttelte mich einfach ab.
,, Ich beschütze YN ", antwortete er kalt.
,, Was? Ayato was meinst du?", ich konnte mir keinen Reim aus seinem merkwürdigen Verhalten machen.
,, Du dutzt ihn? Also stimmt es? Ihr fickt meine Schwester?! ", wütend zerrte mein Bruder mich hinter sich und ich schnappte kurz aufgrund seiner Wortwahl nach Luft. Doch das beeindruckte Ayato nicht.
,, Wenn ihr euch mehr für eure Schwester interessieren würdet, wüsstet ihr von unserer Romanze, sie war keineswegs geheim", Ayato würdigte meinen Bruder nur mit Eiseskälte.
Wie die Geier belagerten wie sich gegenseitig und versuchten den jeweils andern einzuschüchtern.
Ich hatte beide schon beim Kämpfen beobachtet, doch der mörderische Blick, der Ayato's Gesicht zierte, war mir gänzlich unbekannt.
Seine Eleganz war dahin.
Ein Funkeln lag in seinen Augen und plötzlich stürmte er los. Der Regen war perfekt für seine Techniken.
Keine Minute dauerte es, er sprintete an Shengu vorbei und kam in der Hocke zum stillstand.
Die blaue Klinge war ganz und gar rein, doch surrealerweise war sein heller, teurer Kimono nur so mit glänzenden,roten Flecken übersät.
,, Ayato! ", ich stürzte nach vorne und strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht. Meine Stimme bebte.
,, Was hast getan?!"
Ich sprang auf, doch er hielt mich eisern zurück.
,, Nicht. Schau nicht hin", befahl er und drückte mich gegen seine Brust.
,, Wieso? Was sollte das denn?! Erklär es mir! "
,, YN, er war ein Verräter! Er war hier um dich zu töten! Was glaubst du wohl, geht er nachts im strömenden Regen mit dir spazieren?"
,, Nein, das kann nicht sein.. ", ich sah auf und suchte Antworten in seinen Augen.
Sanft strich er über meine Wange.
,, YN, er ist zu den Fatui übergegangen, und damit die Thronfolge gesichert ist, wollten sie deinen Tod. "
,, Nein, nein... Das..", ich suchte eine Antwort, versuchte die Realität zu ändern, aber die Leiche meines Bruders stach mir ins Auge. Ich hörte nur mit einem Ohr zu, als Ayato noch mehr Beweise seiner Schuld anführte. Nun erschien mir der Regen passend.
,, Komm, geh mit mir."
Ich nickte schwach und ließ mich von ihm in sein Anwesen bringen.
,, Meister, Fräulein YN. Ihr seid ganz durchnässt", begrüßte uns Thoma mit einer leichten Verbeugung.
Er regestrierte das Blut, enthält sich aber einer Antwort und versprach uns ein Bad zubereiten.
Ich lehnte an Ayato's Schulter und schluckte meine Schmerz hinunter.
Ayato würde nicht ohne Beweise handeln, nein, er hatte das Richtige getan.
,, Hey, denk nicht darüber nach, es strengt deinen hübschen Kopf viel zu sehr an ", er umklammerte mein Kinn und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen.
Plötzlich tat sich in mir ein Abgrund auf, das Grauen packte mich und brachte mir Angst. Und dazu tauchte das Bild von zwei eiskalten, blauen Augen auf.
Ich zuckte zurück.
Er hob nur eine seiner feinen Augenbrauen und schob mein Verhalten auf das vorherige Erlebnis.
Wortlos führte er mich ins Badehaus, half mir mich zu entkleiden und stieg mit mir ins heiße Wasser.
Der Dampf öffnete meine Poren, säuberte mich und ich sank tiefer.
Der Geruch von ätherischen Ölen breitete sich aus und ich schloss meine Augen.
Erschöpfung machte sich in meinen Gliedern breit, doch auf einmal packten mich zwei starke Hände.
,, Nicht einschlafen, wir gehen gleich zu Bett ", sanft hob er einen Schwamm und fing an mich gründlich zu schrubben.
Seine Berührungen waren angenehm.
Und viel zu schnell endete die Behandlung.
Kurze Zeit später hüllte er mich in einen seiner seidenen Kimonos und brachte mich in sein Schlafzimmer.
Obwohl ich todmüde war, fand ich nicht zur Ruhe und wälzte mich umher.
,, YN, soll ich für Entspannung sorgen?", seine raue Stimme durchschnitt die Luft und ich nickte.
Schon schob er seinen Körper über meinen und öffnete den Kimono.
Seine Finger zeichneten verschlungende Muster auf meine Haut. Immer tiefer glitt er, bis er meine Brust entblößte, die Seide fiel zu beiden Seiten herab und legte ihm Begierde offen.
Wir tauschten tiefe Küsse und er massierte meinen Körper, bis er sich sicher war, dass ich bereit war.
Kurz endete seine Zurückhaltung, mit Wucht drang er in mich ein.
Ich stöhnte leise und umschlang seinen Nacken. Sein Name lag auf meinen Lippen und kam als erotischer Hauch heraus.
Er lächelte, seine Augen funkelten.
Mein Körper bebete, eisiges Blau grub sich in meinen Verstand.
Meine Erregung wich.
,, Hör auf", ich versuchte ihn von mir runter zudrücken.
,, Ayato! Geh von mir runter! ", ich stieß ihn von und aus mir. Verdutzt kniete er zwischen meinen Schenkeln.
Verletztlichkeit lag in seinem Gesicht.
,, Ich brauche frische Luft", eilig hüllte ich mich in den Kimono und trat auf die überdachte Veranda hinauf. Ich stützte mich auf die reich verzierte Brüstung und atmete tief durch.
Verdammt, was sollte das denn?!
Wieso dachte ich nicht an das Blut, oder die Leiche?
Wieso musste es Ayato's Blick sein?
Wieso belastete es mich so!?
Wütend über mich selbst schlug ich auf das Holz.
Im gleichmäßigen Rhythmus fiel der Regen um mich herum, unbeeindruckt von meinen humanen Problemen.
,, YN? ", ein Schatten trat ins Mondlicht.
Voller Besorgnis betrachtete er mich.
Ich liebte ihn doch, oder nicht?
,, Ayato.."
,, Scht, ist schon gut. Ich kann verstehen, dass es furchterregend war, aber dein Bruder -.. "
,, Das ist es ja nicht! Du bist es!"
,, Ich? Was soll den mit mir sein?"
,, Ich.. ich kann dich nicht... ", stammelte ich.
,, Was kannst du nicht? YN rede mit mir! "
Ich schüttelte den Kopf.
,, Ich muss nach Hause."
Ich trat ins Haus und holte mir meine Kleidung. Sie war noch klam, aber sie würde ohnehin gleich nass werden.
Im schnellen Tempo kleidete ich mich ein.
,, Was soll das!? YN, warte doch ", ich wich ihm aus und eilte aufs Hauptor zu.
,, Warte! YN! "
Ich hörte nicht auf ihn.
Ich stoppte nicht und lief durch den kalten Regen.
Vollkommen durchnässt betrat ich mein Zuhause.
,, Vater! "
In vollem Prunk stand er da und mir fiel wieder einmal auf, wie sehr er sich nach dem Tod von Mutter geändert hatte.
,, YN, ich war äußerst besorgt ", doch sein Tonfall klang überhaupt nicht danach. Es wunderte mich kaum, ich war es seit Jahren daran gewohnt.
Ich wollte etwas sagen, etwas für meine Bruder. Musste ich Vater noch informieren?
Doch er überraschte mich in jeglicher Hinsicht.
,, Das mit deinem Bruder war ein unschönes Missgeschick. Er hätte verdeckter Arbeiten sollen. "
Ich erstarrte innerlich zu Eis.
Er wusste davon?!
Aber das konnte nur heißen...
,,.. Du steckst da mit drinnen?!", fassungslos wich ich einen Schritt zurück.
,, Natürlich, dein Bruder war nicht so schlau wie du es bist. Aber dafür machtversessen. Es war einfach ihn zu manipulieren."
,, Du warst das! Also bist du an seinem Tod schuld! ", wütend erhob ich Anklage.
,, Zügel deinen Ton junge Dame! Für seinen Tod ist er und nur er verantwortlich, durch seine eigene Dummheit. "
Etwas riss in mir.
Ich stürmte auf ihn zu, brachte meine Pyrokräfte zu glühen und materialisierte meine Naginata, bereit, auf ihn einzuschlagen.
Vater grinste, und plötzlich wurde mein Schlag mit so einer Wucht abgewehrt, dass ich einen Ausfallschritt machen musste um mich zu fangen.
,, Was zum..?! "
Vor meinem Vater stand ein Anhänger der Fatui. Ich erkannte sein Gesicht nicht, keine Stelle an Haut, sondern nur das Schwarz und Rot seiner Kleidung, sowie der Maske.
,, YN, ab heute stehen wir in den Verhandlungen mit den Diplomaten aus Snezhnaja, den Fatui.
Geleitet sie auf ihr Zimmer und sorgt dafür, dass sie das Anwesen nicht verlässt! "
Der letzte Satz war nicht vor mich, sondern für die unzähligen vermumten Wachen, die aus allen Ecken herströmten und mich packten.
,, Vater, was hast du getan?! Das ist verrat!"
,, Nein, nur Gastfreundschaft ", ein süffisantes Lächeln legte sich auf seine Züge und machte sein Gesicht hässlich.
Sinnlos starrte ich gegen die Wand, seit Stunden und fragte mich, wie es soweit kommen konnte.
Meine Familie bestand nur noch aus Verrätern, zumindest das, was davon übrig war.
Zu meinem Erstaunen weinte ich nicht, ich fühlte keine Trauer. Ich fand mich einfach so mit der Situation ab.
Und so vergingen die ersten Tage.
Ich war eingesperrt, eine Gefangene, in meinen eigenen vier Wänden.
Ich hörte die fremden Wachen der Fatui, die auf und ab marschierten.
Doch an einem Tag hörte ich fremde Schritte und eine mir wohlbekannte Stimme.
Ayato!
Ich sprang auf die Beine, nur um an der verschlossenen Tür abzuprallen.
,, Dennoch habt ihr meinen Sohn getötet ", hörte ich gerade meinen Vater.
,, Und was ist mit eurer Tochter? Ich habe sie seit Tagen nicht gesehen."
,, Sie hat kein Interesse daran, euch zu treffen. "
,, Das glaube ich weniger", erklärte Ayato. Sie standen genau vor meiner Tür!
Ich hämmerte gegen das Holz.
Bitte, Ayato, du musst mich doch hören können!
Bitte!
Ayato!
Doch es kam keiner.
Hörte mich denn niemand?
Ich schlug mit aller Kraft gegen die Wand, die Tür, ich suchte die Stelle die am meisten Lärm machte.
,, Bitte gebt ihr diesen Brief von mir und sagt ihr, dass ich sehnlichst eine Antwort erwarte. "
,, Natürlich."
Und dann waren sie weg.
Kein Laut, kein Geräusch drang mehr an meine Ohren und ich war alleine.
Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, lag, unter der Tür durchgeschoben, ein reinweißer Brief mit dem blauen Siegel von den Kamisato's.
Ich stürzte mich auf das Papier und riss den Umschlag auf.
Die niedergeschriebenden Zeilen gehörten zu Ayato 's eleganter Sprechweise.
Ich schluchzte.
Er liebte mich und er wollte warten.
Er wollte auf mich warten!, wenn ich ihm eine Antwort schrieb...
Und damit zerfiel alles.. Wer sollte den Brief verschicken? Wie sollte ich überhaupt einen schreiben?
Wieder vergingen die Tage.
Ich war einsam und alleine.
Immer länger..
Niemand war für mich da.
Ayato war gegangen, und ich war mit daran schuld.
Ich war schuld daran, daß unsere Liebe zerbrochen war.
Ich hockte in meinem Zimmer, isoliert und nutzlos.
Wieso kam niemand?
Hatte keiner Interesse an mir?
Ich sehnte mich nach Liebe, nach Geborgenheit, ich sehnte mich nach dem Mann, den ich begehrte.
Aber er würde nicht kommen.
Zweimal versuchte ich auszubrechen. Zweimal scheiterte ich.
Zur Strafe wurden meine Essenrationen gekürzt.
Ich akzeptiere und ließ das Leben an mir vorbeiziehen.
Es versprach ein trüber Tag zu werden, als ich an diesem Morgen aufwachte. Von draußen ertönte das gleichmäßige Trommeln des Regens.
Ich versuchte mich in ein Buch zu vertiefen, und tat so, als könne ich es nicht in und auswendig.
Doch plötzlich tat sich etwas vor meiner Tür, eilige Schritte ertönten, Geschrei und ein Krachen erfüllte das Haus.
Aufgeregt sprang ich auf die Beine und rannte zur, verschlossenen, Tür.
,, Hey! "
Wieder einmal schlug ich gegen die Tür, und tatsächlich blieb jemand davor stehen.
Ich erstarrte, was wenn es doch ein Feind war?
Zögernd wich ich einen Schritt zurück und zog meine Waffe.
Etwas flog gegen die Tür, nein, trat etwa jemand dagegen?
Ich hob die Waffe, bereit zuzuschlagen.
Scheppernd flog die Tür auf und ich stürmte los.
,, YN! "
,, A - Ayato?!"
Sanft fing er mit seinem Schwert meine Klinge ab und blockte mich.
,, Ayato?"
Meine Waffe zerstob in feurige Flammen und ich warf mich in seine Arme. Ich spürte die Tränen und weinte an seiner Brust.
,, Scht. Es ist vorbei. Ich hab dich, du bist in Sicherheit."
Er drückte mich fest an sich.
,, Es tut mir Leid! Es tut mir so furchtbar leid, dass ich dich die Nacht abgewiesen hatte, bitte verzeih-.."
,, Hey, es ist alles in Ordnung, YN. Es ist gut. "
Er streichelte mein Haar und hob mein Kinn.
,, Endlich habe ich dich wieder ", erklärte er leise und küsste mich.
Und da wusste ich, dass er gewartet hatte.
Eng presste ich meinen Körper gegen seinen und küsste ihn mit animalischer Energie, ließ meine Sehnsüchte und Ängste in den Kuss fließen und zeigte ihn meine Liebe.
,, Komm zu mir ", bat er.
,, Bitte."
Ich nickte und ließ mich von ihm in den Arme nehmen.
Er durchschritt mit mir das Anwesen. Der Kampf tobte schon längst nicht mehr, die Leichen der Fatui lösten sich in Luft auf.
Meine Vermutung bestätigte sich, als ich nach so langer Zeit ans Tageslicht trat, es regnete.
,, Diesmal habe ich einen Schirm ", muntere Ayato mich auf und präsentierte mir freudig den blauen Papierschirm.
Ich lächelte, wollte einen neckischen Kommentar geben, doch das was raus kam war ein :
,, Ayato, ich liebe dich."
Kurz sah er überrascht aus, bevor sich ein sanftes Lächeln um seine Züge schloss.
,, Ich liebe dich auch YN, und jetzt wird dich mir keiner mehr wegnehmen können."

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