Kapitel 39

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Nach dem ich mir frische Sachen angezogen habe und mir jegliches Blut und Schweiß vom Körper gewaschen habe, fühle ich mich nicht besser. Die paar Schnitte und blauen Flecken, die ich mir zugezogen habe, verarzte ich nur notbedürftig. Meine Verletzungen sind nichts im Vergleich zu Fritz' seine. Seb hat mich nach einer festen Umarmung und einem Kuss auf die Stirn allein gelassen. Er und die anderen Männer warten alle draußen bis sie etwas von unserem Arzt hören.

Ich traue mich kaum, meine Kajüte zu verlassen. Zu groß ist die Angst zu erfahren das Fritz tot ist. Zu groß ist die Angst den Hass erneut in Jespers Augen zu sehen.

Die Haut unter meinen Augen spannt von vielen geweinten Tränen. Meine Kehle ist rau und tut weh vom Schreien. Meine Glieder schreien von Protesten auf, wenn ich mich nur aufrichte.

Trotz meiner Wehwehchen stehe ich fertig angezogen im Flur. Ich traue mich nicht die Tür zum Deck zu öffnen und hinauszutreten. Seb hat zwar nicht ausdrücklich gesagt ich solle in meiner Kajüte bleiben, aber er meinte ich soll mich ausruhen, es käme später jemand um mich auf den Neusten Stand zu bringen.

Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch zu sehen, wie es Fritz geht und ob er überhaupt noch lebt und den Schuldgefühlen, weil das hier passiert ist, weil ich nicht auf Jespers Befehl gehört habe.

Ich komme gar nicht erst dazu eine Entscheidung zu fällen, denn mit dem Aufreißen der Tür wird sie mir abgenommen.

Jesper steht im Türrahmen und schaut kurz überrascht zu mir. Dann überschattet Wut seine überraschten Züge und er schließt die Tür hinter sich.

"Komm mit." presst er zwischen zusammen gepressten Lippen hervor und geht voraus. So sehr es mir auch gegen den Strich geht ihm wie ein Hündchen zu folgen, sehe ich es ein das ich gerade in dieser Situation einfach Folge leisten sollte.

Jesper läuft mit durchgestreckten Rücken vor mir her. Seine Kleidung ist auch von hinten schmutzig, blutbefleckt und teilweise zerrissen. Steif öffnet er die Tür und tritt hinein.

Ich nehme mir eine Sekunde, um mich kurz zu sammeln dann trete ich ebenfalls durch die Tür hinein in sein Zimmer und schließe sie hinter mir.

Licht strahlt durch die großen Fenster über seinem Bett in das Zimmer und erhellen jede Ecke. Das gute Wetter will nicht recht zu meiner Stimmung passen.

Jesper steht noch immer mit dem Rücken zu mir, mitten im Zimmer. Unsicher verlagere ich Gewicht auf die andere Seite. "Es tut mir..." "Du hast dich meinen Befehlen widersetzt!" donnert er los, ohne auf mich ausreden zu lassen. Er wirbelt zu mir herum. "Ich weiß und es tut mir auch lei..." "Ich will keine entschuldigen hören! Du ignorierst mich seit Tagen, weil du Gleichberechtigung willst! Aber du weigerst dich mir zu gehorchen!"

Eingeschüchtert ziehe ich die Schultern hoch. Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, aber Jesper ist noch nicht fertig. "Jeder meiner Männer hat meinen Befehlen Folge zu leisten! Ich bin hier der Captain und nur durch dieses System überleben wir! Es kann nicht jeder einfach das tun, was er gerade für richtig hält, weil wir dann im Chaos versinken würden! Du willst das ich dich gleich wie alle meine Männer behandle? Dann horche auf meine Befehle, verdammte Scheiße!" er schreit mich nicht an, hat aber so weit die Stimme erhoben das sie in meinen Ohren nachklingelt.

Schwer atmend schaut er mich an. Er sieht so abkämpft aus das ich den Drang verspüre ihn zu umarmen.

"Ich wollte nur helfen." gestehe ich im ruhigen Tonfall. "Du hast aber nicht geholfen, du bist dafür verantwortlich das Fritz möglicherweise sterben wird!" "Das ist jetzt nicht fair!" sage ich laut und ignoriere meine belegte Stimme. Die Tränen drücken gegen meine Lider. "Ich habe euch geholfen! Ich habe getötet um dieses Schiff, um diese Crew zu verteidigen! Und das, was eben mit Fritz passiert ist, dass tut mir schrecklich leid, aber er hat sich dafür entschieden mich weg zu schubsen! Eigentlich hätte ich den Schlag abgekommen sollen! Wärst du dann zufrieden? Dann hättest du eine Last weniger!" Das letzte haue ich ihm um die Ohren. Jetzt atme ich ebenfalls schwer. Mein Brustkorb hebt und senkt sich schnell.

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