𝘊𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳¹⁵/#𝐅𝐈𝐕𝐄𝐓𝐄𝐄𝐍

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"Ich bin mit deinen Angaben immer noch nicht zufrieden. Du stellst dich doch nur an."

"Ja gut...", murmelte ich etwas hilflos.

Ein wenig fühlte ich mich wie ein Kind, dass seinen Eltern von seinem ersten Schultag erzählen sollte.

Soll ich ihm noch was von meinen Klassenkameraden erzählen?

Spontan würde mir dazu mein Nebensitzer einfallen, Tachibana Naoto. Ich wollte mal bei einem Mathe-Kurztest bei ihm abschreiben und als ihm das auffiel, hat er mich mit Absicht die falschen Antworten abschreiben lassen.

Fiesling.

Nach diesem Tag wusste ich, dass wir beide dann wahrscheinlich eher keine Freunde werden.

Wenn ich darüber nachdachte, waren er und Sano die Art Mensch, mit denen ich die meisten Probleme hatte. Es lag nicht wirklich an ihnen, eher an mir und meiner verkorksten Unzufriedenheit.

Tachibana war gut in der Schule und hatte ein Talent in Mathematik, für das ich ihn insgeheim unglaublich sehr beneidete. Egal wie sehr ich mich nämlich für das Fach anstrengen würde, wie viel ich auch dafür lernte....

...Am Ende konnte ich meine Grenzen nie weiter ausschöpfen. Egal wie gut ich war, es würde immer wieder jemanden geben, der besser war und sich dafür weniger bis gar nicht anstrengen musste.

Ich redete dabei nicht nur von dem Schulfach.

Wenn ich sage, dass ich für absolut nichts ein Talent hatte, dann meine ich es auch. Es gab schlichtweg nichts, was mir von Anfang an richtig lag. Entweder ich war darin nur durchschnittlich begabt oder gänzlich miserabel.

Ich konnte in den Augen anderer vieles gut.
Nicht selten durfte ich hören, dass ich "so gut" wie Perfekt wäre.

Keiner von ihnen sah allerdings so wirklich ein, was ich dafür tun musste.

Für alles - und auch für jede sonst so nebensächliche Kleinigkeit - musste ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen.

Du hast für deine 80 Punkte im Test nur zwei Stunden zum Lernen investiert?
Schön, ich müsste dafür fünfmal so viel hingeben.

Du kannst kämpfen?
Klasse, ich kann es trotzdem mit dir aufnehmen. Ich habe die Technik und die Erfahrung, aber weißt du was? Die Effektivität meiner Schläge lag nach jahrelangem Training trotzdem immer noch so gut wie Null, egal wie sehr ich mich anstrenge. Letztendlich muss ich zu Waffen und weiteren "unfairen" Mitteln greifen, um das auszugleichen und nicht zu verlieren.

Du weißt, wie man gut Geld macht?
Geil. Das kann ich auch, aber leider nicht aus dem Grund, dass mir der Sinn für Geld angeboren war.

Du hast das Zeug, eine Gang zu führen?
Schön.
Wirklich toll.
Ich wurde weder mit unglaublichem Charisma noch mit dieser besonderen Authentizität gesegnet. Meine jetzigen Fähigkeiten musste ich mir wieder erlernen, als ob es keinen Morgen gab.

Aber was das Schlimmste an der Sache war?

Egal wie sehr ich mich anstrengte: Mein Fleiß würde nie gegen das Talent anderer ankommen.

Ich werde niemals in einem Bereich die Beste sein können, vollkommen gleichgültig was ich alles dafür hinschmiss und es war einfach nur....frustrierend.

Es war nicht so, dass ich es nicht gönnen konnte, doch ich musste zugeben, dass ich manchmal eifersüchtig sein konnte, so bedeutungslos die Sache auch ist. Ich wünschte, mir würde die Schule so einfach fallen wie Naoto. Ich wünschte, ich könnte auch so umgänglich und emphatisch mit anderen umgehen wie Draken. Ich wünschte, ich hätte dieses Charisma und diese Stärke, die Sano ausmachten. So nervenaufreibend er sein konnte, seine Fähigkeiten als Boss von Toman musste ich ihn lassen.

雀 | 𝐌𝐈𝐊𝐄𝐘 𝐗 𝐑𝐄𝐀𝐃𝐄𝐑: 𝘚𝘵𝘳𝘪𝘱𝘱𝘦𝘳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt