Streit unter Brüdern

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Das Gemurmel der Schüler hielt auch noch an als Dumbledore uns in die Betten schickte und mit den Lehrern in den Raum verschwand in dem sich die Champions versammelt hatten. Nach und nach standen die Schüler in der großen Halle auf und machten sich auf die Wege in ihre jeweiligen Gemeinschaftsräume doch ich konnte und wollte nicht aufstehen. Immer noch schockiert von den Ereignissen die sich grade abgespielt hatten sah ich auf die Tür hinter der mein Bruder verschwunden war. Ich wusste, dass Harry manchmal leichtsinnig sein konnte, ebenso wie ich wusste, dass er niemals seinen eigenen Namen in den Kelch geschmissen hätte egal was dabei rausspringen würde. Doch dieses Wissen half mir keinesfalls. Es bot nur Platz für Fragen die mir bald noch mehr Angst machen sollten. Wer hatte Harrys Namen in den Kelch geworfen? Wer war es, der wollte, dass Harry Potter an diesem Turnier teilnahm? Und zu welchem Preis? Welche Absicht steckte dahinter?
Ich zuckte zusammen als ich spürte wie jemand mir eine Hand auf die Schulter legte. Ich sah auf. Fred und George waren die einzigen Schüler die außer mir noch immer der großen Halle waren.
„Komm Luce", sagte Fred leise und nickte zur Eingangshalle.
„Wir sollten auch langsam gehen", ergänzte George. Ich sah auf meine Hände und schüttelte langsam mit dem Kopf.
„Nein", hauchte ich. „Ich will auf ihn warten."

Es dauerte länger als gedacht bis Harry, in Begleitung von Cedric, wieder aus dem Raum hinaus kam. Noch immer sah Harry zerstreut und etwas fassungslos aus. Ich stand auf und lief beiden entgegen.
„Was hat Dumbledore gesagt?", fragte ich geradewegs heraus. Harry seufzte missmutig.
„Ich muss teilnehmen", antwortete er nicht grade begeistert. Ich verstand ihn angesichts des tödlichen Turniers das uns erwartete.
„Wie bei Berlins Bart hast du es geschafft deinen Namen da rein zu werfen?", fragten Fred und George als wir wieder bei ihnen waren. Harry warf ihnen einen giftigen Blick zu.
„Ich habe meinen Namen nicht eingeworfen", stellte er klar. Ich verdrehte die Augen.
„Er war doch die ganze Zeit bei uns Jungs", sagte ich. „Seht ihr nicht, dass Harry nicht grade begeistert davon ist teilnehmen zu müssen?"
„Aber wenn du es nicht warst", fing Fred an.
„Wer war es dann?", fragte George.
„Das ist es was ich versuchen werde herauszufinden", antwortete ich entschlossen. Ich wusste nicht ob es schaffen würde zu einem mir unbekannten Zeitpunkt und einem völlig fremden Menschen zu reisen doch ein Versuch war es allemal wert. Immerhin wusste ich, dass es irgendwann in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert sein musste. Also war der Zeitraum nicht gänzlich unbekannt und der Ort ebenso wenig.
Schweigend machten wir uns auf den Weg zum Gemeinschaftsraum.

Der Lärmschwall, der durch das Porträtloch an unsere Ohren drang, riss mich beinahe von den Füßen. Etwa ein Dutzend Händepaare zogen Harry in den Gemeinschaftsraum, wo ganz Gryffindor schreiend, klatschend und pfeifend auf ihn wartete.
Angelina drängte sich durch die Masse nach vorne.
„Tja, wenn nicht ich, dann wenigstens ein anderer Gryffindor..."
„Jetzt kannst du es Diggory für das letzte Quidditch-Spiel heimzahlen!", kreischte Katie Bell, die ebenfalls nach vorne gestürmt kam.
„Wir haben was zu essen, Harry, komm, hau rein!"
„Ich hab keinen Hunger, wirklich, ich hab beim Fest genug gegessen..."
Doch niemand wollte hören, dass er keinen Hunger hatte. Mitleidig sah ich Harry nach wie die Maße ihn in Beschlag nahm. Ich konnte mir vorstellen wie es ihm jetzt ging. Niemand wollte hören, dass nicht er selbst seinen Namen in den Feuerkelch geworfen hatte, nicht ein Einziger von ihnen schien zu merken, dass er überhaupt nicht in Feierstimmung war, dass er sich all das nicht ausgesucht hatte. Lee hatte irgendwo ein Gryffindor-Banner ausgegraben, und er ließ sich nicht davon abbringen, es wie eine Toga um Harry zu wickeln. Kein Entkommen für Harry; wann immer er versuchte sich zur Schlafsaaltreppe zu verdrücken, schloss sich die Schar um ihn und drängte ihm noch ein Butterbier auf, drückte ihm Kartoffelchips und Erdnüsse in die Hände... alle wollten sie wissen, wie er es geschafft hatte, Dumbledores Alterslinie auszutricksen und seinen Namenszettel in den Kelch zu werfen.
„Ich war's nicht", sagte er immer und immer wieder. „Ich weiß nicht, was passiert ist."
Doch er hätte genauso gut den Mund halten können, so wenig hörten sie ihm zu.
Irgendwann schafften wir es uns auf eines der Sofas in der Ecke zurück zu ziehen wo auch Ron noch saß.
„Wo warst du?", fragte Harry seinen besten Freund.
„Ach, hallooh", sagte Ron als wäre ihm eben erst aufgefallen, dass wir überhaupt da waren. Er grinste, doch es war ein sehr merkwürdiges, gezwungenes Grinsen. Ich hob eine Braue. Ron lag reglos auf der Couch und sah Harry zu, wie er verzweifelt versuchte das Tuch loszuwerden.
„Na denn", sagte er, als sich Harry endlich von dem Banner befreit und es in eine Ecke gepfeffert hatte. „Gratuliere."
„Was soll das denn heißen, gratuliere?", fragte Harry und sah Ron finster an. Etwas stimmte offensichtlich nicht mit Rons Lächeln; es war eher eine Grimasse.
„Na ja ... keiner sonst ist über die Alterslinie gekommen", sagte Ron. „Nicht mal Fred und George. Wie hast du's gemacht – mit dem Tarnumhang?"
„Mit dem Tarnumhang wäre ich nicht über diese Linie gekommen", sagte Harry langsam.
„Na gut", sagte Ron. „Ich dachte nur, du hättest es mir sagen können, wenn es der Umhang gewesen wäre ... da hätten wir immerhin beide druntergepasst, oder? Aber du hast was anderes gefunden?"
„Ron!", sagte ich laut doch Harry stellte sich vor mich und hielt mich zurück. Er wollte das alleine klären.
„Hör zu", sagte Harry, „ich hab meinen Namen nicht in diesen Kelch geworfen. Jemand anderes muss es getan haben."
Ron hob die Brauen.
„Warum sollte jemand das tun?"
„Weiß ich nicht", antwortete Harry. „Um mich zu töten."
Ron zog die Augenbrauen so weit hoch, dass sie unter seinen Haaren zu verschwinden schienen.
„Es ist schon in Ordnung, mir jedenfalls kannst du die Wahrheit erzählen", sagte er. „Wenn du nicht willst, dass es alle erfahren, schön, aber ich weiß nicht, warum du auch noch anfängst zu lügen, du hast ja nicht einmal Ärger gekriegt, oder? Diese Freundin der fetten Dame, Violet, hat uns schon alles erzählt. Dumbledore lässt dich teilnehmen. Tausend Galleonen Preisgeld, aber hallo. Und von den Prüfungen bist du auch befreit..."
Ich ballte die Hände zu Fäusten. War das wirklich Rons ernst? Harry und er standen sich so nah, waren wie Brüder. Wie konnte er davon ausgehen Harry hätte das gewollt?
„Ich hab meinen Namen nicht in diesen Kelch geworfen!", sagte Harry mit einem Anflug von Ärger.
„Jaah, schon gut", erwiderte Ron. „Aber du hast doch heute Morgen gesagt, du hättest es in der Nacht getan, damit dich keiner sieht ... ich bin nicht blöd, weißt du."
„Aber den Blödmann spielst du ziemlich gut", blaffte ihn Harry an.
„Jaah?", sagte Ron, und jetzt war keine Spur eines Grinsens, ob echt oder falsch, auf seinem Gesicht. „Du willst jetzt sicher schlafen, Harry, ich denke, du musst morgen früh raus, für einen Fototermin oder so was."
Mit diesen Worten ließ Ron Harry stehen und ging hinauf in die Schlafräume. Ungläubig und mit einer Riesen Wut im Magen sah ich ihm nach. Ich wusste das Ronald manchmal ein Idiot sein konnte aber das... ich wusste nicht wohin das alles noch führen sollte und wenn ich ehrlich war wusste ich nicht mal ob ich das wissen wollte...

Licht oder Dunkelheit - Die Geschichte der Potter Zwillinge #4 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt