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Eine Woche vergeht wie im Flug. Das Haus ist mittlerweile fast leer geräumt. Ein paar Dinge konnten tatsächlich verkauft werden. Ulrike hat sich aber überlegt, das Haus erstmal zu behalten und es solange sie es nicht braucht zu vermieten. Damit ihr das Haus keine zusätzlichen Kosten bereitet, sondern sogar noch Geld einbringt. Wir haben auch schon gemeinsam nach einer neuen Wohnung geschaut und tatsächlich etwas gefunden. Doch jetzt steht erstmal die Klassenfahrt an, morgen ist es soweit. Morgen früh müssen wir schon früh an der Schule sein, unsere Sachen sind schon gepackt. „Ich freue mich so auf den Strand und das Meer." murmle ich leise. „Mmh, weißt du worauf ich mich freue?" fragt Ulrike ebenso leise. Wir sind kurz vorm einschlafen und kuscheln miteinander. „Nein was?" frage ich zurück. „Auf deinen Körper in einem Bikini." schmunzelt sie und küsst mich auf die Wange. Ich werde leicht rot. „Darauf freue ich mich auch schon." erwidere ich dann. „Was? Darauf dich in deinem Bikini zu sehen." kichert Ulrike. „Nein, dich in deinem Bikini zu sehen." kichere ich ebenfalls. Wir quatschen noch eine Weile, bis wir endlich einschlafen.

Am nächsten Morgen stehen wir beide früh auf und machen uns fertig. Wir frühstücken noch und fahren dann los. Unsere Koffer und Taschen hatten wir gestern Abend schon ins Auto gebracht. Wir parken wie jeden Morgen seit letzter Woche in der Straße und laufen dann jeweils in die andere Richtung zur Schule. Meine Klasse ist erst zur hälfte anwesend als ich an dem großen Reisebus ankomme. Meine Freunde sind auch schon da. Ich geselle mich zu ihnen und wir quatschen aufgeregt miteinander. Bis es Zeit wird einzusteigen. Alle drängeln sich auf die freien Plätze. Da die Jungs auf einem Zweier sitzen, setze ich mich mit Tena zusammen. Wir sitzen vor den beiden. Ulrike sitzt vorne mit Frau Spatzer und geht die Anwesenheitsliste durch. Als sie bei meinem Namen angekommen sind, lächelt Ulrike mir leicht zu. Ich erwidere ihr Lächeln sofort und spüre ein angenehmes Kribbeln im Bauch. Da Anne und Frank unsere Beziehung akzeptieren, konnten wir in den letzten Tagen viel offener mit unseren Gefühlen umgehen und es hat wirklich gut getan, ich habe gemerkt wie sehr ich sie wirklich liebe und habe entschieden, dass ich sie nie wieder gehen lassen will. Ich will mein Leben mit ihr verbringen, Kinder mit ihr bekommen und mit ihr sterben wenn wir alt sind. Aber das alles habe ich ihr noch nicht gesagt, weil ich es in einem besonderen Moment machen will. Vielleicht ergibt sich auf der Klassenfahrt ein Moment. Ich hoffe es sehr. „Worüber denkst du nach?" reißt mich Tena aus meinen Gedanken. Wir sind längst losgefahren. „Über Ulrike." antworte ich leise. „Ouh, um was geht es?" fragt sie kichernd und schaut mich neugierig an. „Ich will ihr etwas sagen aber in einem besonderen Moment." erkläre ich. „Und was willst du ihr sagen? Du willst ihr doch keinen Heiratsantrag machen." fragt sie. „Nein, bist du verrückt. Ich bin lange noch nicht alt genug dafür aber ich will ihr trotzdem meine ewige Liebe zu ihr gestehen und ihr sagen, dass ich mein Leben mit ihr verbringen will, Kinder mit ihr bekommen möchte und mit ihr alt werden möchte." erzähle ich leise. „Aww, das hört sich süß an. Wehe wenn sie dir nur was vorspielt und das zwischen euch einfach irgendwann beendet. Dann bringe ich sie um." meint Tena. „Beruhig dich, sie ist nicht so wie die anderen. Ich spüre dass es mit ihr anders ist, echt. Sie würde mich nie so verletzen wie meine Ex und so. „Wenn du das sagst. Trotzdem sollte sie..." meint Tena. „Ja ist ja gut." unterbreche ich sie. Die Fahrt über quatschen wir leise über unsere Partner. Tena will sich unbedingt Nachts mit Leon raus schleichen. Seit der Party sind die beiden zusammen. Sie verbringen auch sehr viel Zeit miteinander und da ich sehr viel Zeit mit Ulrike verbracht habe, haben wir uns kaum noch gesehen. Wir wollen das auf der Klassenfahrt wieder gut machen und so viel wie möglich miteinander machen. Natürlich lassen wir uns auch etwas frei Raum für unsere Partner/in. Tim und Max melden sich plötzlich bei uns. „Ey, Emilia Tena, wir wollen mit den Jungs an einem Tag eine Party feiern, seid ihr dabei?" fragen sie uns. „Klar, sagt uns einfach bescheid." stimmen wir zu. Den Rest der Fahrt quatschen wir zu viert über die anstehenden Aktivitäten und über die Zimmerauswahl wird auch schon überall fleißig diskutiert. Bis es unserer Klassenlehrerin zu viel wird, sie um Ruhe bittet und uns eine Liste vorließt, wer in welchem Zimmer ist. Überall hört man vereinzelte Stöhngeräusche. Viele sind nicht zufrieden mit der Auswahl. „So, einen von euch habe ich jetzt noch nicht erwähnt, bitte melde dich." fordert sie mich auf, da sie mich noch nicht genannt hat. „Emilia, die Zimmer sind alle belegt, es tut mir leid ich habe ausgelost und dich habe ich als letztes gezogen, weshalb du bei mir im Zimmer schlafen wirst." erklärt sie. Ich sehe wie Ulrikes Blick sich verfinstert. „Ehm, bei Ihnen? Wieso denn das?" frage ich vorsichtig. Ich würde viel lieber bei Ulrike im Zimmer schlafen aber das kann ich nicht einfach sagen. „Weil ich deine Klassenlehrerin bin und nun mal alle Zimmer belegt sind. Die Sache ist gegessen, keine Wiederrede." bestimmt sie und setzt sich wieder auf ihren Platz. Verblüfft starre ich nach vorne weiterhin. „Emi? Hallo?" versucht Tena meine Aufmerksamkeit zu bekommen. Erschrocken drehe ich mich zu ihr. „Man hast du ein Pech. Wenn du wenigstens bei Frau Weißmann schlafen könntest." meint sie mitleidig. Vorne hören wir plötzlich eine Diskussion ausbrechen. „Wieso soll eine Schülerin bei dir übernachten. Das grenzt sie doch nur von allen Schülern ab, wieso konnte das nicht so geregelt werden dass es vielleicht auch zweier Zimmer gibt, dann hätte sie mit ihrer Freundin auf ein Zimmer gekonnt." meint Ulrike wütend. „Weil die Zimmeranzahl begrenzt war, das Hotel ist voll. Es gibt keine andere Lösung." rechtfertigt sich Frau Spatzer. ~was soll das? Wieso ich?~ Sie diskutieren noch eine Weile aber nach einer Zeit beruhigt sich die Situation vorne wieder. Ein paar Schüler haben die Diskussion mitbekommen, kümmern sich nun aber nicht weiter drum. Manche haben mich mitleidig angesehen aber dann kehrt langsam Ruhe ein.

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