Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)

𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙

2022

Dag saß auf dem Hotelzimmerbett.

Nachdem Carla ihm weitere Mails geschrieben hatte, wieso er sie ignorieren würde, rief er sie nun an.

»Hey.«

»Wie kommst du darauf, dass du schwanger bist?« , schoss die Frage, die ihn ebenso die ganze Zeit schon beschäftigte, aus ihm heraus.

»Ich ... ich ... wieso hast du mich die ganze Zeit ignoriert?« , stellte sie als Gegenfrage.

»Carla bitte. Ich hab' echt nicht den Nerv für irgendwelche weiteren Diskussionen. Ich will jetzt einfach eine Antwort.«

Sie blieb erst einige Sekunden still. »Ich habe 'nen Test gemacht. Der ist positiv.«

Dag atmete hörbar laut aus. »Scheiße.« Er sagte es leise und mehr zu sich, aber Carla hörte ihn trotzdem.

»Du freust dich nicht?«

»Natürlich freu' ich mich nicht. Was verlangst du von mir?« Er stellte das Handy auf laut, legte es auf die Matratze und stand auf. »Du kannst keine Kinder bekommen. Genau das waren deine Worte.«

»Ich weiß. Es ist auch ... keine Ahnung.«

»Meine Frau hat deine Nachrichten gesehen, weil du mich zugetextet hast.« , sagte er endlich.

Wieder war sie still. »Und jetzt?« , fragte sie schließlich.

»Carla du ...« Er überlegte, wie er ihr sagen könnte, dass er nicht vorhatte, mit ihr ein Kind zu bekommen. Doch wenn dem wirklich so war, und sie bereits in anderen Umständen zu sein schien, konnte er es auch nicht übers Herz bringen, etwas zu verlangen um dies zu beenden. »Du hättest mir nicht die ganze Zeit Nachrichten schicken sollen.« , sagte er stattdessen.

»Du hast mich ignoriert.« Wieder diese Stille. »Kommst du zu mir?«

»Nein. Meine Frau hat mich gerade rausgeschmissen. Sie hat eine jahrelange Beziehung beendet.«

»Das ist nicht meine Schuld.« , unterbrach sie ihn.

»Ich weiß.« , sagte er. Natürlich gab er ihr nicht die komplette Verantwortlichkeit. Aber hätte sie ihm nicht andauernd geschrieben, wäre es eventuell nicht rausgekommen. Er hätte es trotz seiner Schuldgefühle vielleicht hinbekommen. Isabelle und er waren doch wieder auf einem guten Weg gewesen. »Ich muss jetzt auflegen.«

»Aber ... kommst du morgen zu mir?«

»Ich weiß es nicht. Carla, bitte lass mich erst mal mit der Situation klar kommen, okay?! Das sind mehrere Dinge, die ich irgendwie versuchen muss, in meinen Schädel zu bekommen.«

»'kay.« , sagte sie leise und traurig.

»Wir ... sehen uns. Tschau.«

»Okay. Tschau.«

Dag legte auf und massierte sich die Schläfen, während er sich wieder auf die Matratze setzte, als es an der Tür klopfte.

Er wusste natürlich, wer es war. Denn sein bester Freund hatte ihn, kurz bevor er das Hotel erreicht hatte, angerufen und in Kurzfassung gefragt, wo er genau wäre.

Ihm war klar, dass Isabelle Katja alles erzählt haben musste und die daraufhin Vincent mit ins Boot gezogen hatte.

Er stand auf und öffnete die Türe. Der strafende Blick von ihm traf ihn sofort. »Was hast du getan?« , fragte er, als er ihm nachging, nachdem Dag direkt kehrtmachte.

»Ey bitte Vince. Ich hab' jetzt echt keine Lust auf irgendeine Moralpredigt von dir, okay?!«

»Du willst keine Predigt? Fein. Verstehe ich. Niemand will auf seine Fehler hingewiesen werden. Aber kannst du mir nur erklären, was du dir dabei gedacht hast?« Vincent sah ihn an, während Dag sich auf das Bett setzte.

»Nichts.«

»Das glaube ich dir sogar. Wie kannst du sagen, du willst das mit Isabelle hinbekommen und dann machst du so etwas?«

»Bitte Vincent. Bist du hier, um mich fertigzumachen, oder bist du mein Freund?«

»Ich bin dein Freund. Und kann dir zeitgleich eine Schimpfkanonade an den Kopf knallen, wenn du extreme Scheiße gebaut hast. Das ändert nichts an unserer Freundschaft.«

»Ich wollte das nicht.« , meinte er schließlich leise. »Carla hat mir gutgetan. Isy hat mich so weit ins Aus gedrückt ... ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Aber ... ich hab's ernst gemeint, als ich sagte, das ich Isy will.«

»Carla heißt sie also?« Vincent nahm sich einen Stuhl und setzte sich wie ein Reiter darauf. »Du hast das beendet?«

Dag nickte. »Ja. Habe ich.«

»Ist sie schwanger?«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Sie ... sie hat einen Test gemacht und meinte, der wäre positiv.«

»Kondome kennst du schon, oder?«

Dag sah ihn vielsagend an. »Ich hab's gelegentlich vergessen, weil ich einfach zu sehr an die Jahre mit Isy gewöhnt bin, okay? Zudem habe ich keinen Magister im ... Fremdgehen.« Es wiederkehrend auszusprechen, machte ihm nochmal bewusst, wie er vorhin den Schmerz in Isabelles Augen sehen konnte. »Carla hatte mir gesagt, dass sie keine Kinder bekommen kann. Ich hab' die ärztlichen Unterlagen gesehen.«

»Das ist alles insgesamt scheiße. Wir fliegen jetzt bald. Sing meinen Song steht an.« Vincent schüttelte mehrmals den Kopf. »Wir können echt keine schlechte Presse benötigen, weil irgendeine Frau meint Dinge über dich zu erzählen.«

»Carla ist nicht so. Sie wird mit keinem reden.«

»Du hast die Sache mit ihr beendet. Wenn sie ein Kind von dir bekommt und es scheinbar wohl behalten will, will sie bombensicher auch dich. Verschmähte Frauen können giftig sein.«

»Sie wird nichts tun, okay?! Ich rede mit ihr.«

»Ist es die, mit der Katja dich gesehen hatte? Oder gab es mehrere?«

»Es gibt nur sie ... es gab nur sie.« , verbesserte er sich. »Du hast sie aber auch schon gesehen.«

»Was?« Vincent sah ihn irritiert an. »Wann?«

»Damals im Eiscafé.«

Sein Freund runzelte die Stirn, bis ihn die Klarsicht traf. »Die Dunkelhaarige?« Dag nickte. »Du hattest damals schon etwas mit ihr am Laufen?«

»Nein. Ich ... ich hab' sie da kennengelernt.«

»Ich war doch dabei. Das wäre mir doch aufgefallen.«

»Sie hat mein Eis bezahlt und ihre Nummer hinterlassen.«

»Und du Idiot hast sie dann angerufen?«

»Könnten wir ein anderes Thema einschlagen?« Dag war es satt, als der Buh-Mann angesehen zu werden. Schließlich wäre es nie so weit gekommen, wenn zwischen ihm und seiner Frau nicht diese eisigkalte Wand plötzlich erschienen wäre. Dessen war er sich sicher.

»Du willst das mit Isabelle doch wieder hinbekommen, oder?!« Fragend sah Vincent ihn an.

»Ich glaube nicht, das sie mir das je verzeihen wird.«