𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟙𝟚𝟘

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Nia betrat das Studio mit dem Ersatzschlüssel ihrer Mutter.

Ihr Vater wollte später herkommen, doch derzeit waren nur Robin und Vincent vor Ort.

Sofort hörte sie das Klavier und kurz danach Robins Stimme.

»... Ich trag sie bei mir, unsere Bilder. Dein strahlendstes Lächeln auf einem Polaroid. Wir reisen zusamm'n, auch wenn Meil'n uns trenn'n, folgst du mir in Gedanken an jeden Ort, Ort, Ort.«

Er sang Nur ein Herzschlag entfernt von Wincent Weiss, jedoch viel langsamer. Nia gefiel es und das lag an seiner Gesangsstimme und das Gefühl, das er dabei besaß.

Mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete sie ihn, während er gar nicht mitbekommen hatte, das seine Freundin bereits anwesend war.

Nia sah sich einmal kurz um ... Vincent war gar nicht hier. Das erklärte auch Robins spontane Aktion am Klavier. Er liebte es, irgendwie, Musik zu machen, aber mochte es nicht, wenn Leute ihm dabei zusahen.

Was sie extrem schade fand, denn er besaß ihrer Meinung nach viel Talent.

Die Türe öffnete sich und sie legte sofort ihren Zeigefinger auf die Lippen, als Vincent mit zwei Paketen das Studio betrat.

Er lächelte auf Anhieb, als er seinen Sohn hörte. Er stellte die Postsendungen ab und ging zu Nia rüber.

»... So viele fremde Gesichter und tausende Lichter, doch jeden Moment bin ich bei dir, dir, dir. An manchen Tagen verblassen all diese Farben, dann stell ich mir vor, du wärst bei mir, mir, mir.«

Die Türe öffnete sich erneut. »Ey Vince. Ich ruf' dich die ganze Zeit und du dackelst ohne nach rechts und links zu achten einfach weiter. Du ...« , sprach Dag lautstark und hielt inne als seine Tochter und sein bester Freund beide die Finger auf ihre Münder legten.

Robin drehte sich erschrocken um und hörte direkt auf. »Wie lang steht ihr da?«

Vincent ging zu ihm und wuselte durch sein Haar. »Ich versteh' nicht, wieso du dich dabei so schämst. Du hast Potenzial in der Stimme.« Er überlegte. »Weiß nicht mal, von wem du das hast.«

»Vom lieben Onkel Dag natürlich.« , sprach sein Freund und begrüßte seine Tochter mit einem Kuss.

»Er hat nichts von dir. Das wäre ja ...« Sie verzog ihr Gesicht.

Dag ging derweil zu Robin und krabbelte ebenso durch seine Haare. »Ich weiß auch, dass du gut bist. Du solltest das vielleicht mal in Erwägung ziehen, mehr draus zu machen.«

»Nee. Kein'n Bock.«

»Ist vielleicht auch besser so.« , sagte Vincent. »Deine Mutter würde mich umbringen, wenn du in meine Fußstapfen trittst und dann auch nur noch unterwegs wärst, während irgendwelche Mädchen deinen Namen kreischen.«

»Ich will das auch nicht. Ich mag es nicht, wenn mich so viele anstarren.« , erklärte Robin.

»Ich will das.« , sprach Nia derweil. »Also für mich. Ich will unbedingt auf einer riesigen Bühne stehen. Alle Augen auf mich.« Sie drehte sich im Kreise.

»Aber Papa will das nicht für dich.« , meinte Dag. »Wie sieht es überhaupt aus bei dir? Hast du jetzt eine Ahnung, was du machen willst. Die Schule ist beendet. Du hast keinen tollen Abschluss und du hast zusätzlich noch keinen Ansatz irgendwie. Ich glaube, es ist sogar schon viel zu spät dich noch auf Schulen oder so anzumelden.«

»Ich will auch nicht mehr in die Schule. Das fuckt voll ab da rumzusitzen.«

»Nia, du kannst auch nicht Nichtstun.«

»Ja, aber ich will auch nichts machen auf was ich kein'n Bock hab.«

Dag wusste, dass sie unbedingt einen Job mit Publikum wollte. Sie hatte keine Lust in einer Bäckerei zu stehen, oder Leuten die Haare zu frisieren. Ein Bürojob wäre ihr zu langweilig und in allem anderen ... generell war es schlecht, sich mit nicht so tollen Abschluss irgendwo zu bewerben.

Ihm kam eine Idee.

»Was hältst du davon, wenn wir dich mitnehmen?«

»Mitnehmen? Wohin?«

»Ja wir haben hier noch den Gast-Auftritt bei Adel und danach steht Tollwood und Summer Jam an.«

»Und du willst sie mitnehmen?« , horchte Vincent nach.

»Ja. Als ... Roadie?!«

Sein Freund lachte. »Deine Tochter räumt nicht mal ihr Zimmer auf. Wie viel Belastbarkeit willst du ihr da zumuten?«

»Nein, sie soll ja nicht voll ins Geschehen rein. Ich will ... sie soll mal sehen, wie viel Arbeit dahintersteckt und ... das komplette Ausmaß erkennen.«

Vincent war klar, dass Dag es wirklich so wollte, um ihr Dinge fassbar zu machen, aber auch, dass er Ablenkung benötigte ... und das sogar auf Tour. Er sah zu Robin. »Also ich hab da nichts gegen. Denkst du denn, dass du paar Tage ohne deine Freundin aushältst?«

»Wenn es ihr hilft.« , meinte dieser und setzte sich hin. Nia platzierte sich direkt auf seinen Schoß und küsste seine Wange.

Natürlich war ihm dies, wie so oft, peinlich.

Vincent musste schmunzeln. Sein Handy vibrierte und er sah drauf. Es war Katja.

- Haben die Anbieterin für Dags sexuelle Dienstleistungen beim Einkaufen getroffen. Isabelle weiß jetzt, dass er es beendet hat.

Er sah kurz auf. Sein Freund hatte sich jedoch derweil einen Stuhl genommen und unterhielt sich mit Nia über den weiteren Ablauf.

- Und jetzt?

Tippte er.

- Sag ihm nichts davon.

- Weil?

- Isabelle sich derzeit nicht sicher ist.

- Wie, nicht sicher?

- Ob sie das eventuell nochmal durchstehen könnte.

Vincent rollte mit den Augen. Warum wurde es wieder komplizierter? Er konnte ja verstehen, dass Isabelle unter Umständen erst einmal neues Vertrauen aufbauen müsste, aber beide liebten sich doch. Beiden war doch klar, dass sie ohne den anderen nicht sein konnten.

~ die zwei sollten langsam mal wissen, dass eine Beziehung Arbeit ist. Es ist nicht nur fröhlich pfeifend in den Tag hineinleben. ~

Tippte er zuerst ... und löschte es auch direkt wieder.

- Dann hoffen wir mal das Beste.

Schickte er schließlich ab.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora