𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟟𝟚

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Isabelle sortierte das vierte Mal hintereinander ein paar Akten. Gedanklich war sie immer wieder bei Andi, weshalb sie auf der Arbeit gar nichts richtig auf die Reihe bekam.

Als es an der offenstehenden Türe klopfte, drehte sie sich um, während sie in einer hockenden Position die Akten zurück ins Regal schob. »Oh. Herr von Lamik.« , sagte sie und stand auf, um ihm die Hand zu reichen.

Er lächelte sie an. »Ben, meine Liebe. Wir hatten uns doch auf das Du geeinigt.«

Isabelle schmunzelte eine Winzigkeit. »Tut mir leid. Das hatte ich jetzt komplett vergessen.« Sie sah rüber zu Çans Bürotüre, die geschlossen war. »Mein Kollege hat noch eine digitale Besprechung. Haben Sie ... hast du einen Termin?« Für sie war es ein wenig seltsam, den Mann vor ihr zu duzen.

»Nein. Nein. Ich hatte eigentlich vor zu fragen, ob du Lust hast, mit mir Essen zu gehen. Ich lade dich ein.«

»Was?« Sie wirkte konfus. »Jetzt?«

»Jetzt. In deiner Mittagspause. Heute Abend. Ich richte mich nach dir.«

Verlegen strich Isabelle sich einige Strähnen hinters Ohr. »Oh das ist ... lieb gemeint, aber ... dürfte ich den Grund erfahren?!«

Er lächelte. »Ich würde dich gerne näher kennenlernen. Tut mir leid, wenn das so forsch rüberkommt, aber ... du gefällst mir und ...«

»Oh ... ehm ...«, unterbrach sie ihn sofort. »Das ist ... nett, aber ...« Sie schüttelte ihren Kopf. »Ich muss dankend ablehnen.«

»Du musst?«

Jetzt nickte sie. »Ja.«

»Weil?«

Sie wurde verlegen. »Ehm. Das wäre nicht angebracht?«

»Weil ich euch finanziere?«

»Auch.«

»Du bist vergeben?!«

Isabelle berührte ihre Kette, an der ihr Ring hing, den sie damals von Dag bekommen hatte. »Nein.« , antwortete sie traurig.

»Oh. Frisch getrennt?!«

»Ja, aber ... ich möchte hier nicht über meine privaten ...«

Er kam einen Schritt näher, was sie dazu brachte still zu sein und ihn erschrocken anzusehen. »Isabelle, ich würde dich liebend gerne zum Essen ausführen. Ohne Hintergedanken. Ein nettes Essen zwischen zwei erwachsenen Menschen. Mehr nicht.«

»Ohne Hintergedanken?!«

»Na ja, die habe ich schon, aber ich kann warten ... das heißt aber nicht, dass ich an irgendeiner Raststätte warten werde, bis du eventuell dich mal entschließt, eine kleine Pause einzulegen. Nein.« Ben schüttelte den Kopf. »Ich werde präsent sein, damit du mich ja nicht vergisst.«

Irritiert starrte sie ihn an. »Ehm ... es ... es tut mir wirklich leid. Ich kann das nicht.«

»Wieso nicht?« , hörte sie Ramona sagen, die am Türrahmen zu sehen war. »Dein Ex hatte doch auch keine Probleme damit, sich sofort etwas Neues beziehungsweise, seine Affäre, zu nehmen.«

»Ramona.« Wütend sah Isabelle sie an. Sie empfand es als eine Frechheit, dass sie sich erstens in ein Gespräch einmischte, was sie gar nichts anzugehen hatte und zweitens das sie Ben darüber in Kenntnis setzte, das sie die betrogene Ehefrau war. »Würdest du bitte gehen?!«

Ramona lächelte Ben zu und klopfte dann an Çans Türe, der sie, nachdem sie diese öffnete, sofort sagte, dass er keine Zeit hätte, weil er ein Gespräch führen würde.

Isabelle wartete, bis sie das Gebäude wieder verließ. »Es tut mir leid, das ...«

»Schon okay.« , fiel er ihr ins Wort. »Du wurdest verletzt und benötigst Zeit.«

Sie umrundete den Tisch und nahm auf ihrem Stuhl platz. »Ich finde, wir sollten es aufs Geschäftliche belassen.«

Er setzte sich ihr gegenüber. »Nur ein Essen, Isabelle. Bitte«

Ihr Kopf ging wiederholt nach rechts und links. »Es tut mir leid.« , sagte sie abermals.

Ben stand auf. Sein Lächeln behielt er jedoch. »Okay. Fürs Erste. Aber ich gebe nicht auf.«

Ihre Mundwinkel hoben sich anstandshalber ein wenig an. »Auf Wiedersehen ... Ben.«

»Auf Wiedersehen Isabelle.«

Sie sah ihm nach und rollte dann mit den Augen und lehnte sich zurück. Sie massierte ihre Schläfen.

»Ben hat dich um ein Date gebeten?« , erklang unerwartet Çans Stimme.

»Wie ...?«

»Ramona hat mir getextet.«

»Hat sie dir auch getextet, dass sie ihm mein Privatleben serviert hat?«

»Ihr Ex hat neu geheiratet und ist Vater geworden. Ich glaube, das hat bei ihr irgendeinen Schalter umgelegt.«

Der Gedanke das Dag ebenso nochmal Vater werden würde, holte sie dank dieser Aussage wieder mal ein. Sie sah ihn mit einem kleinen Mini-Dag auf den Schultern, das nicht ihr Kind sein würde.

»Bin ich auch so fies?« , fragte sie Çan.

»Wenn man verletzt ist, handelt man manchmal nicht richtig.« , antwortete er daraufhin. »Wieso hast du nein gesagt?«

»Zu Ben?« Er nickte und sie sprach weiter. »Erstens ist er unser Sponsor und zweitens ... wieso sollte ich?! Ich bin nicht auf der Suche nach jemanden.«

»Warst du damals auf der Suche nach Dag oder ... ist er einfach in dein Leben getreten?!«

»Das ist etwas völlig anderes. Ich will niemand ... anderen.« , sprach sie leise.

»Ich weiß, das du jetzt so denkst, aber ... er ... Isabelle, du solltest dich nicht in ein Schneckenhaus verkriechen. Du bist eine attraktive Frau. Es sagt ja niemand, dass du Ben heiraten sollst, aber ... ein Treffen mit jemand anderen wird dich schon nicht umbringen.«

Heiraten ...

Wieder dieser schmerzhafte Stich der Erkennung. Früher oder später müsste einer der beiden die Scheidung einreichen.

Sollte sie ihm da nicht besser zuvorkommen, als wenn er sie von Neuem hart treffen würde?! Ihr wurde übel bei dem Gedanken, dass er sich dafür entscheiden könnte, sich komplett von ihr zu ... lösen.

Oder das er eventuell mit der Auffassung spielen könnte, diese Carla zu ehelichen.

Hatte Dag damals damit gehadert sie zu treffen, oder war er fröhlich pfeifend in ihre Arme gelaufen?

»Lass uns arbeiten. Sind ja nicht zum Vergnügen hier.« , meinte sie und bückte sich wieder, um die Akten reinzuschieben. 

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt