𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 𝟛𝟠

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Dag saß auf Carlas Balkon und rauchte eine Zigarette, während diese in der Küche stand und zu lauter Musik tanzend das Mittagessen machte.

Er bereute es ein wenig, wie er Nia für ihre Widerborstigkeit angegangen war. Sie war noch jung. Da macht man einige Fehler im Leben. Er war schließlich auch kein Muster-Kind gewesen.

Was ihn sauer machte, war die Art, wie sie halbnackt in diesem Club vorzufinden war. Ja, seine Tochter war kein kleines Kind mehr. Sie war sechzehn. Aber musste man sich dann so kleiden?

Carla kam, mit einer Decke über ihren Körper haltend, nach draußen und nahm direkt auf Dags Schoß platz, um anschließend beide zuzudecken. Er legte die Zigarette in den Aschenbecher und umarmte sie. »So schlafe ich heute.« , sagte sie und lehnte sich zurück.

»Im Sitzen? Oder auf dem Balkon?«

»Nein. So, dass du mich festhältst. Ich liebe das.«

»Ich seh's schon kommen, das du dich in meinem Koffer versteckst und ich dich in Südafrika auspacke.« , lachte er.

»Wäre eine Idee.« , sagte sie und kuschelte sich an ihn. »Ich weiß echt nicht, wie ich die lange Zeit aushalten soll, wenn du auf Tour bist. Die letzte Nacht war schon Folter für mich.«

»Da musst du dich dran gewöhnen. Ich bin jedes Jahr lange weg.«

»Huh.« Sie schreckte ein wenig hoch, als etwas in seiner Hose vibrierte.

Dag fummelte in seiner Hosentasche herum und holte sein Handy heraus. Es war Vincent. Er stellte den Lautsprecher an und legte sein iPhone neben den Aschenbecher, als er den Anruf entgegennahm.

»Ja?«

»Hey. Kleines Problem.« , meldete sich sein bester Freund.

»Welches?«

»Nia will nicht hier schlafen. Robin und sie haben ... sich gestritten.«

Dag stöhnte auf. »Ja dann ...« Er sah zu Carla. »... dann soll sie hier bei mir pennen.« Seine Freundin schüttelte den Kopf. »Warte mal.« , sagte er zu Vincent und stellte ihn stumm. »Was ist?«

»Du kannst doch deine Tochter nicht hier schlafen lassen. Also ich hab nichts gegen sie. Aber ... sollte sie uns in einem Bett schlafen sehen?«

»Genau das ist der Grund, weshalb wir auch eine größere Wohnung benötigen.« Dag hatte vergessen, dass Carlas Behausung nicht gerade raumgreifend war. »Dann muss ich weiterhin da schlafen.«

»Dag, sie ist sechzehn.«

»Ja und du siehst ja, was für Dummheiten sie im Kopf hat.«

»Solltest du ihr nicht etwas Vertrauen entgegenbringen?!« Carla drehte eine Locke von ihm auf ihrem Zeigefinger auf. »Sie ist alt genug.«

»Du hast ja Recht. Aber wenn sie noch mehr Scheiße baut, kann Isy das auf mich schieben. Und darauf hab' ich keine Lust.« Er stellte sein Handy wieder auf laut. »Vince?!«

»Ja?«

»Nia schläft trotzdem bei dir. Ob sie will, oder nicht.«

»Sicher? Ich meine, ... ich kann sie ja schlecht zwingen.«

»Ich rufe sie jetzt gleich an und sage es ihr.«

»Du könntest ihr aber auch Vertrauen schenken und ...«

»Isy würde dasselbe machen. Nia hat bewiesen, dass auf sie kein Verlass ist.«

»Okay. Wie du willst.«

»Ich rufe sie jetzt gleich an.« , wiederholte er und verabschiedete sich kurz danach.

Carla legte sich wieder mehr zurück. »Ich glaube, deine Tochter mag mich nicht.«

»Wie kommst du darauf?«

»Na ja ... ich bin deine Freundin. Kann es vielleicht sein, dass sie all das extra macht, damit du nicht ... bei mir bist?«

Der Gedanke war ihm bisher nicht in den Sinn gekommen. »Vielleicht hast du Recht. Vielleicht wäre es besser, wenn du dich mal mit ihr treffen würdest?!«

Carla blickte ihn an. »Was? Ich alleine mit ihr?«

»Natürlich. Sie ist meine Tochter.«

Sie lächelte und nickte, fühlte sich jedoch nicht sehr wohl bei dem Gedanken. Ihr war klar, dass Dag vor ihr eine Familie gegründet hatte, aber sie beabsichtigte auch nicht, dass dies Teil ihres Lebens sein sollte. Sie wollte ein Leben mit ihm ... und nicht eins mit seiner Vergangenheit.

Carla war sich jedoch auch bewusst, dass sich das nicht als einfach gestalten lassen würde. Sie liebte Dag und würde notfalls all das in Kauf nehmen, statt ihn zu verlieren. Allerdings nicht auf Dauer.

Seine Tochter war, wie bereits erwähnt, sechzehn Jahre alt. Alt genug ihr Leben in den Griff zu bekommen, ohne das Papa vierundzwanzig Stunden auf sie aufpasst.

Sie schmiegte sich an ihn. »Ich hab' übrigens eine Überraschung für dich, wenn du aus Südafrika wiederkommst.« Sie strich mit ihren Fingern über sein Twi'lek Tattoo am rechten Unterarm und ihr fiel sofort etwas Passendes ein, wie sie ihn zusätzlich empfangen könnte.

»Und das bekomme ich erst, wenn ich wiederkomme?«

Sie nickte. »Ja. Ich muss noch einige Sachen besorgen, aber ich denke, es wird dir gefallen.«

»Ich dachte, ich bekomme eine Überraschung, wenn dein Herz-König Kartenspiel vorbei ist?!« Er küsste ihre Wange, als sie ihren Kopf näher an seinen legte.

»Nicht ganz. Dann tritt nämlich die Königin ins Spiel und will, das du ihr untertan bist.« , sprach sie. »Aber nach Südafrika wartet ein wenig mehr auf dich.«

»Mehr?«

»Einen Tipp bekommst du.«

»Okay. Da bin ich mal gespannt.«

»Nicht ich, werde dich hier in Empfang nehmen.«

»Nicht du?« Seine Stimme wurde tiefer.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Denn deine liebe Freundin hat nicht vergessen, was zu deiner Vorliebe gehört.«

»Oh.« Er verstand. »Ein Rollenspiel?!«

Carla nickte. »Nimm das, was wir in ein paar Tagen haben, als Anreiz, weil es ein klein bisschen Schauspielkunst in sich trägt ... aber wenn du wieder in Berlin bist, wird halt ... mehr ... auf dich warten.«

»Mmmh.« Seine Hände wanderten unter die Decke über ihren Körper, doch sie hielt diese eilig fest.

»Nix da.« , lachte sie.

»Ey, du kannst mir doch keinen Lolli hinhalten und den dann wieder einpacken.«

»Dann hast du doch etwas, auf was du dich freuen kannst.« Carla stand auf. »Wir essen gleich.«

Dag fiel ein, dass er ja auch noch Nia anrufen musste und nickte, als seine Freundin wieder in die Wohnung trat.

Er nahm sein Handy zum wiederholten Mal an sich und wählte ihre Nummer.

Reißen wir uns gegenseitig raus, oder reiten wir uns rein (Band 3)Where stories live. Discover now