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Freunde.

Wie gewinnt man neue Freunde?

Man trifft neue Leute. Sei es in der Schule, in einem Sportverein, in einem Café oder vor deiner eigenen Haustür.

Entweder bleibt man nach dem ersten Treffen in Kontakt und redet miteinander oder dieses eine, erste Treffen ist das letzte oder man hat nicht wirklich etwas miteinander zu tun.

Mit manchen Menschen wird man schnell Freunde, mit anderen eher langsamer.

Aber genau so schnell wie man sich mit jemandem anfreunden kann, kann man sich auch wieder voneinander entfernen.

Natürlich ist es traurig, aber leider passiert es manchmal. Man fragt sich: Hätte ich etwas dagegen tun können?
Wer verliert schon gerne gute Freunde?

Noch schlimmer als diese Freunde gar nicht mehr zu sehen ist, sie zu sehen, aber durch das Auseinanderleben sich nicht mehr so nah zu sein.

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Nachmittags Unterricht zu haben ist schrecklich. Ich schätze, da stimmt mir jeder zu. Aber was es noch schlimmer macht, ist das Wetter draußen. Es schüttet wie aus Eimern. Ich mochte den Herbst eigentlich schon immer und Regen stört mich auch nicht besonders, aber jetzt in diesem Klassenzimmer sitzen und das Plätschern der Regentropfen hören, macht mich müde.

Da gestern Abend noch die Mädels da waren, bin ich auch ziemlich spät schlafen gegangen.

Gähnend gehe ich nach weiteren, endlos scheinenden zwanzig Minuten aus dem Klassenzimmer. Es regnet immer noch, aber nicht mehr so stark. Mit einem Blick auf die Uhr erkenne ich, dass mein Bus erst in einer viertel Stunde kommt, deswegen entscheide ich mich zu laufen. Ich setzte mir die Kapuze meiner Jacke auf, schwinge meine Tasche um meine Schulter und fange an zu laufen. Der Weg von der Schule nach Hause ist nicht all zu lang und ein bisschen nass werden wird mich nicht umbringen.

Ungefähr bei der Hälfte meines Weges, bleibt ein Auto plötzlich neben mir stehen und macht mich erstaunlicherweise nicht nass. Auf meiner rechten Seite, wo das Auto nun steht, sehe ich ein mir bekanntes Auto. Ich lächle leicht und er macht sein Fenster runter.

"Willst du mitfahren?", fragt mich David und lächelt leicht. Ich muss nicht mehr lang nach Hause laufen, aber in den letzten Wochen habe ich so wenig mit David geredet, dass ich das Angebot annehme.

Ich setze mich auf den Beifahrersitz und mich trifft sofort die warme Luft im Auto. Es tut doch ganz gut und ich reibe meine Hände zusammen, damit ich wieder ein Gefühl in ihnen bekomme. Meine Hände sind immer kalt, selbst im Sommer.
Während David nur auf die Straße sieht und nichts weiter sagt, sehe ich ihn an. David ist brünett, hat braune Augen, ist groß, aber nicht zu groß. Über seiner rechten Augenbraue hat er eine kleine Narbe, die er sich bei einem Unfall im Kindergarten zugezogen hatte. Insgesamt ist er nicht wirklich muskulös und eher schlank gebaut.

An einer roten Ampel, an der letzten Kreuzung, bevor wir vor meinem Haus ankommen würden, sieht David zu mir und meint:" Du bist heute so ruhig, Ella." Da hat er Recht. Sonst rede ich ziemlich viel und auch gerne. Aber in dem Moment ist mir nicht danach. Ich realisiere in dem Moment genau, wie sehr wir beide uns in den letzten Wochen auseinander gelebt haben.

"Bin nur müde.", kommentiere ich, was keineswegs gelogen ist und streiche mir mein brustlanges hellbraunes Haar aus meinem Gesicht. Ich bin müde. Sehr sogar. Keine zwei Minuten später bleibt David vor meinem Haus stehen und sieht erst zu der Haustür hin. Nachdem ich meine Sachen zusammensammle, drehe ich mich zu ihm und sage:" Danke fürs Mitnehmen.", dann schaue auch ich zur Haustür hin, wo inzwischen meine Mutter steht. "Willst du vielleicht mit reinkommen? Mama hat dich schon eine Weile nicht gesehen und fragt nach dir."

Freunde.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt