30 | Alles gelogen?

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C A Y E T A N A

Wahrscheinlich sind mir soeben alle Gesichtszüge entwichen. So viele Informationen auf einmal. Donnerstag? Geschockt weiten sich meine Augen und mein Mund öffnet sich. Die Drogenübergabe! Ich habe Domenico alles erzählt. ALLES.

Nein. Das kann nicht wahr sein! Das kann doch alles nicht gelogen gewesen sein. Die ganzen Momente. Die ganzen 'Ich liebe dich'. Ich weigere mich zu glauben, dass das alles gelogen war. "Ja, zum Glück muss ich das jetzt nicht mehr", erwidert Domenico. Das reißt mir komplett den Boden unter den Füßen weg. Ich schlage mir meine Hand tonlos auf meinen Mund und spüre, wie meine Unterlippe zu beben beginnt, während meine Augen anfangen zu brennen.

Domenico liebt mich nicht? Alles war gelogen? Es ist wie, als würde man mir mein Herz aus der Brust reißen und darauf herumtrampeln. Und genau das hat Domenico gerade eben getan. Stumm rasen die Tränen über meine Wange, während das Stechen in meiner Brust unerträglich schmerzhaft ist.

Mit aller Mühe und Not unterdrücke ich ein Schluchzen. Ich stehe kurz vor dem zusammenbrechen. Abrupte Angst überkommt mich. Würde er mir etwas antun? Mein Atem ist außer Kontrollen, während mein Herz einen Marathon rennt. Ich habe das Gefühl man schnürt mir den Hals zu.

Das kann nicht wahr sein. Das kann doch nicht alles gelogen gewesen sein. Weinend beiße ich mir auf meine Unterlippe. "Gut, ich sollte wieder hoch. Nicht dass sie wach wird und ich bin nicht da", höre ich auf einmal Domenicos Stimme.

Alarmiert werden meine Augen groß. Augenblicklich setze ich mich in Bewegung. Mein Herz rast vor Angst. So leise wie möglich öffne und schließe ich seine Tür. Ich flitze auf das Bett zu und krabble schnell unter die Decke. Und zum Schluss wische ich mir noch die Tränen aus dem Gesicht. Ruhe bewahren, Cayetana, wenn du so tust, als wäre alles perfekt wird er dir nichts antun!

Kaum liege ich ruhig, da höre ich, wie sich langsam die Tür öffnet und Domenico sich leise rein schleicht. Ich versuche so gut wie möglich meinen Atem unter Kontrolle zu halten und nicht in Tränen auszubrechen, was mir verdammt schwer fällt.

Ich zucke fast zusammen, als er mit seinem Handrücken sanft über meinen Oberarm streicht. Um ehrlich zu sein, weiß ich im Moment nicht, ob ich lieber in Tränen ausbrechen würde, oder ihm heftig eine rein hauen.

Ich brumme gespielt verschlafen und wälze mich leicht herum. Denn wenn ich eins überhaupt nicht gut kann, dann war es mich schlafend zu stellen. "Guten Morgen, amore mio", murmelt Domenico, bevor er sich zu mir beugt und unsere Lippen miteinander verbindet.

Guten Morgen, du scheiß verfickter Lügner.

"Guten Morgen", gähne ich gespielt, als er sich endlich von mir löst. Ich muss die Fassade aufrecht erhalten. Zu meinem eigenem Wohl. Als ich ihn ansehe, wollen sich schon wieder Tränen in meine Augen schleichen. Aber das darf nicht passieren. Domenico darf nicht wissen, dass ich bescheid weiß. Er würde mir sonst etwas antun.

"Alles in Ordnung?", fragt er. Innerlich lache ich auf. Wie gut er schauspielern kann. Am liebsten würde ich ihm jetzt in sein, trotz allem, perfektes Gesicht schlagen. Ob er etwas ahnt? Mist, ich brauch schnell eine Ausrede.

"Ja, ich hab nur Unterleibsschmerzen. Ich glaube ich bekomme meine Tage bald", jammere ich gespielt und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen. Ich tue so als würde mir etwas einfallen und schlage meine Hand auf meinen Mund. "Fuck", zische ich. Fragend legt Domenico seine Stirn in Falten.

"Ich glaube ich kann nicht mehr lange bleiben. Ich hab total vergessen Monas Geschenk fertig zu machen", sage ich aufgebracht. Ich will hier weg. Schnellstmöglich. Ich kann den Tränen nicht mehr stand halten. Ich muss das alles verarbeiten.

Amore mio | Verbotenes VerlangenWhere stories live. Discover now