Arten 5

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Hier ist mein neues Kapitel :)


Die Bögen waren ordentlich aneinander gelehnt und die Pfeile einzeln daneben gereiht. Ich nahm mir einen schon leicht zerschundenen Bogen und einen Pfeil. Neben mir kam ein Junge zum Vorschein und nahm einfach wahllos einen Bogen. Seine Hand griff mehrere Pfeile, die er gekonnt festhielt, während er den ersten Pfeil einspannte. Mit Mühe versuchte ich, den einzelnen Pfeil einzuspannen, bis der Junge mich genervt unterbrach. ,,Kannst du dich mal beeilen? Ich wollte auch noch zu den Keulen.'', fragte er unfreundlich. Überrascht schaute ich ihn an:,, Du kannst auch vor...'' Daraufhin drängelte er sich an mir vorbei und spannte seinen Bogen. Es folgte ein Zischen und schließlich steckte der Pfeil in der markierten Mitte der Scheibe. Starr schaute ich auf die Scheibe, bis ein weiteres Zischen neben mir ertönte und ein zweiter Pfeil knapp neben dem Erstem versenkt wurde. Es folgten noch zwei weitere Pfeile. Dann legte der Junge seinen Bogen zurück und stolzierte zu der Scheibe, wo er zufrieden die restlichen Pfeile herauszog und wieder zurück brachte. Anschließend lief er zu einem Stand in der Nähe und hob eine mit Stacheln besetzte Keule hoch. Sein Gesicht verzog sich vor Anstrengung. 

Ich straffte meine Schultern und konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit. Nach einiger Zeit stand ich mit gespanntem Bogen in der Hand vor der Scheibe. Die Mittagssonne blendete mich, sodass ich meine Augen zusammenkneifen musste, um etwas zu sehen. Meine Augen fixierten den markierten Fleck in der Mitte. Dann ließ ich den Pfeil fliegen. Ein lautes Zischen ertönte. Doch der Pfeil flog viel zu weit nach rechts. Verärgert zog ich die Luft ein und beobachtete ihn. Endlich blieb er im Boden stecken. Wenigstens hatte ich niemanden verletzt. Seufzend joggte ich zum Pfeil und zog ihn aus der Erde. Dann legte ich alles wieder an seinen alten Platz und schritt weiter. 

Als nächstes kamen die riesigen Keulen mit gewaltigen Stacheln in Sicht. Wenn ich noch nicht einmal die Äxte halten konnte, wie sollte ich denn diese riesigen Dinger halten? Beim Weitergehen sah es sogar so aus, als ob getrocknetes Blut an einer Keule kleben würde. Angeekelt lief ich vorbei und sah schließlich zusammengerollte Peitschen. Ich nahm mir eine dunkelbraune von der Seite und wickelte sich langsam ab. Eine tiefe Stimme ließ mich zusammenzucken:,, Endlich jemand, der sich für Peitschen interessiert. Wurde auch Zeit. Soll ich dir helfen?'' Seine Stimme klang schon so scharf wie ein Hieb von einer Peitsche. Ich drehte mich um und konnte einen Ritter mit kurzem Haar sehen. Es war so kurz, dass sich die Sonne auf seiner gepflegten Kopfhaut spiegelte. Seine braunen Augen funkelten gefährlich und geheimnisvoll. Sein großer Körper war gut gebaut, bloß sein altes verschmiertes Hemd passte nicht ganz zu ihm. 

Leicht nickend reichte ich ihm die Peitschte, doch er winkte lachend ab. ,, Ich habe meine eigene Peitsche. Er zog ein dickes Band heraus und mit einem lauten Knall schlug er in die Luft. Die Peitsche rollte sich, wie erwähnt, geräuschvoll aus und lag dann halb auf dem Boden. 

,,Um dich nicht selber zu schlagen, musst du die Peitsche weg von dir schwingen lassen. Ungefähr so.'', mit Schwung rollte er die Peitschte in seiner Hand ein und ließ sie anschließend wieder nach außen Knallen. ,,Verstanden?'', fragte er mich. Zögernd nickte ich und versuchte ihm die Bewegung nach zu machen. Und es klappt tatsächlich ganz gut, bis das Ende wild hin und her schwang und mir somit in den Arm schnitt. Aus Schreck ließ ich die Peitschte fallen und fluchte laut auf. Ein feiner roter Strich war einige Zentimeter über meinem rechten Unterarm ausgebreitet. Langsam bildete sich Blut und lief in einem feinen Rinnsal bis zu meinem Handgelenk.  

Plötzlich fing der Ritter lauthals an zu lachen. ,,Dann können wir jetzt anfangen.'' Ungläubig starrte ich ihn an. Hatte er das Ernst gemeint? Er schien meinen Blick zu bemerken, denn er antwortete:,, Jeder schneidet sich mindestens einmal an der Peitsche. Ich übrigens auch.'' Er schob den Ärmel seines schmutzigen Hemdes hoch und zeigte mir feine Narben, die sich über seinen Arm verteilten. Aber eine dicke, wulstige Narbe zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ohne darüber nachzudenken zeigte ich auf sie und fragte gerade heraus:,, Woher kommt diese Narbe?'' Der Ritter strich über die Narbe und lächelte, als ob ihn das jeder fragen würde. Vielleicht stimmte das sogar, denn gerade unauffällig war die große Narbe nicht. ,,Mein Drache ist daran schuld.'' Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an. Wieder lachte er rau und laut auf:,, Als wir uns kenngelernt haben. Da konnte sie mich noch nicht richtig ausstehen.'' ,,Was für eine Drachenart?'', fragte ich neugierig und ein wenig ängstlich. ,, Mein Mädchen ist ein Feuerdrache.'', redete er stolz und schien sich seinen Drachen bildlich in Erinnerung zu rufen. ,,Mädchen?'', fragte ich überrascht, da ich bis jetzt nur von männlichen Drachen gehört hatte. ,,Ja. Der erste gezähmte Erdrache war ein Weibchen.'', antwortete er wieder. Ein breites Grinsen zierte nun sein Gesicht. Ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln. ,,Sind die Weibchen besonders?'', fragte ich nun. ,,Nein. Sie binden sich nur nicht so häufig an Menschen, sondern ziehen lieber das Wildleben vor.'' Ich nickte erkennend. Er zog seinen Arm weg und erst jetzt hatte ich gemerkt, dass ich die ganze Zeit auf die Narbe geschaut hatte. Peinlich berührt schaute ich auf den Boden. ,,Geh das erst einmal abwaschen, dann können wir weiter üben.'', holte mich der Ritter aus meinen Gedanken. Er zeigte auf meine blutende Wunde und meinen mittlerweile rotverschmierten Arm. Eilig nickte ich und lief von dem Trainingsgelände. Der steinige Weg führte mich an großen Bäumen vorbei, die bestimmt schon Hunderte von Jahren dort standen. Sie wirkten unzerbrechlich. Ihre Blätter wirbelten im leichten Wind und raschelten dabei sanft. An einer Abzweigung angekommen, bog ich nach links ab. Soweit ich wusste, waren am Ende des Weges einige Wasserkrüge aufgestellt. Doch vor mir erschien eine Steinmauer, die dicht von Pflanzen bewachsen war. Na toll. Ich war den falschen Weg gegangen. Also lief ich wieder zurück und bot in den anderen Weg ein. Gar nicht weit entfernt standen die großen Krüge. Eilig nahm ich mir ein Tuch und tauchte es in das frische Wasser. Mit zusammen gebissenen Zähnen zog ich meine Hand wieder aus dem Krug. Das Wasser war eiskalt. Ich drückte das Tuch aus und wischte meinen Unterarm ab. Das kühle Wasser war angenehm auf der Wunde und ich wiederholte den ganzen Prozess noch einmal. Dann legte ich das Tuch zurück und drehte mich um. Doch einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor Augen. Mein Magen fing an, sich zu verziehen und alles drehte sich. Vor Schreck fingen meine Hände an zu zittern. Bitte keine Vision! Ich schaute mich um, doch niemand war zu sehen. Immer wieder flackerte es schwarz vor meinen Augen, bis es schließlich mein gesamtes Blickfeld einnahm.

Eine graue Wand erschien vor mir und Schritte waren zu hören. Sie hallten von den Wänden durch die leeren Gänge und kamen immer näher. Ich wollte weg hier und beschloss dem dunklen Gang zu folgen. Doch die Schritte folgten mir weiterhin. Ich fing an zu rennen. Außer Atem sprintete ich in einen größeren, mit Fackeln beleuchteten Gang. Erschöpft ließ ich mich an die kühle Wand gleiten. Doch kurz darauf ertönten weitere Schritte, als ob sie in den Gängen gefangen wären und keine andere Wahl hatten, Besucher zu erschrecken. Doch plötzlich ertönte eine Stimme. 

,,Das kommt mir bekannt vor.'', flüsterte sie gefährlich leise. Meinem Körper wurde heiß und kalt zugleich. Denn hörte sich an wie meine Stimme. Mit Schock geweiteten Augen schaute ich auf zwei Personen, die sich langsam nährten. Ein Mädchen und ein Junge. Sie schienen mich nicht zu sehen. Dem Mädchen wehten rote Locken um das Gesicht. Ihre Gesichtszüge waren hart und konzentriert. Das war tatsächlich ich! Schnell fuhr mein Blick zu dem Jungen, doch egal wie sehr ich mich konzentrierte, die Umrisse waren deutlich verschwommen. Mann konnte nicht erkennen wer es war. ,,Vallerie! Mach keinen Mist! Wir müssen weiter.'', zischte der Junge fordernd. Doch auch die Stimme klang merkwürdig verzogen. Wie in einem Tunnel. Als ob ich nicht erkennen durfte, wer es war. Doch das Mädchen ...ich... lief auf die Stelle zu, in der ich hockte. Mein Körper war unfähig sich zu bewegen. Die kalten blauen Augen des Mädchens...von mir... ließen mich erzittern. Als sie dann auch noch ihre Hand ausstreckte, wäre ich am liebsten aufgesprungen und hätte geschrien. Doch stattdessen saß ich zusammengekauert dort und starrte auf die sich nährende Hand. Mein Körper ließ sich nicht bewegen. Saß nur still dort. Unfähig auch nur auszuweichen. Dann war es soweit. Ihre Hand berührte mich. Schmerzen durchzogen meinen Körper. Adrenalin schoss mir in die Adern und ich sprang auf. Doch der Schmerz durchzuckte mich und ich schrie qualvoll auf, bis ich nach Vorne überkippte. Mein Körper zitterte nun heftig und fühlte sich seltsam an. Als wäre man zu lange bei kaltem Wetter draußen gewesen und nun die Hände eingefroren. Das Mädchen zog die Hand zurück und schaute mich geschockt an, als könne sie mich für einen Moment sehen. Dann fiel ich auf den harten Boden und wieder wurde ich von einem Schwarz umgeben. Das Kribbeln ließ wieder nach. 

,,Hast du das g-gehört.'', fragte ihre Stimme ängstlich und vor Angst zitternd. ,,Ja.'', hauchte der Junge fassungslos. 

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