Reise

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Müde versuchte ich meine Augen offen zu halten. Auch Dune stolperte über den kargen Weg.  Die Sonne ging allmählich unter. Staub wirbelte hinter uns auf. Ich hielt angestrengt nach einem Schild Ausschau.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, erblickte ich eine Abzweigung mit einem Schild. Dort angekommen versuchte ich die Schrift auf dem morschen Holz zu entziffern.

Die linke Abzweigung führte in das nächste Dorf. Der rechte Weg führte weiter zur Dragon Academy.

,,Komm Dune. Wir müssen hier weitergehen.", gab ich ihm heiser Bescheid. Seit Stunden hatte ich schon nichts mehr getrunken. Gemeinsam schlugen wir den rechten Pfad ein.

Als die Sterne schon hoch am Himmel standen, schlug ich mein Lager auf. Rasch hatte ich ein paar Hölzer gestapelt und versuchte ein Feuer zu entzünden. Derweil trank Dune gierig aus einem Fluss. Als das Holz nach einiger Zeit noch immer nicht brannte,  gab ich es auf und begann Dune das ganze Gepäck vom Rücken zu nehmen. Ich band ihn an einem Ast in der nähe vom Fluss an, dass er jederzeit etwas zu trinken hatte.

Wir befanden uns noch am Waldrand,  doch ich wusste, dass der Wald bald einer riesigen Wüste Platz machen würde.

Ich nahm eine Decke aus dem Rucksack und legte sie auf eine gemütlich aussehende Stelle. Zum Abendbrot aß ich ein Stück trockenes Brot, da ich noch immer kein einzigen Funken erzeugen konnte.

Erschöpft ließ ich mich auf die Decke fallen und beobachtete die Sterne. Es dauerte nicht lange, da fand ich das Sternenbild. Das Bild eines Drachen. Erinnerungen von früher suchten mich heim:

,,Was ist das für eins?", fragte ich aufgeregt. Die Äste stachen in meinen Rücken,  doch ich hatte nur Augen für die vielen Sternenbiler.
,, Das ist ein Löwe.", antwortete eine tiefe Stimme neben mir.
Mein Blick schweifte über den Himmel
,, Und das? Was ist das für eins?", rief ich aufgeregt.
,,Was erkennst du denn darauf?", kam es als Antwort.
,,Einen Drachen!", rief ich wieder, aber diesmal nach längerem Überlegen.
,,Sehr gut, Vallerie. Jedes der Zeichen bringt dich zu anderen Orten. Der Löwe nach Süden.... Der Hase nach Osten....Das Pferd nach Westen....und der Drache,  der bringt dich nach Norden. Folge einfach dem Auge des Drachen."
Stolz blickte ich in den Himmel, froh darüber und stolz darauf,  den Drachen erkannt zu haben.

Ich war wohl eingeschlafen. Am nächsten Morgen wurde ich von Regentropfen geweckt. Erst fielen Tropfen zu Boden, doch dies änderte sich in Sekundenschnelle. Riesige Wassermassen stürzten zu Boden. So schnell ich konnte hatte ich alle Gegenstände beisammen und war mit Dune unter einen großen Baum geflüchtet. Flink packte ich alles ein. Decke, Flaschen und das Schwert, welches ich heimlich mitgenommen hatte. Dune starrte in den Regen.

,,Was ist denn da?", fragteich unsicher und versuchte irgendwas in den Regenmassen zu erkennen.

Ein dunkler Schemen nährte sich dem Baum. Angestrengt blickte ich den Schemen an, doch ich erkannte nichts. Es kam immer näher und flog direkt in die Baumkrone hinein.

Über mir ertönte ein rascheln und plötzlich fiel Mout erschöpft vor meine Füße. Überrascht zuckte ich zusammen. Mout schaute mich fröhlich an, doch Dune schien es überhaupt nicht zu gefallen. Er war nervös. Mout setzte sich hoch auf einen Ast und beobachtete mich.

Lächelnd zog ich mir den Rucksack auf den Rücken. Der Regen hatte etwas nachgelassen. Ich setzte mich auf Dune und gab ihm die Sporen.

Und die Reise ging weiter.

Am Nachmittag befanden wir uns in der sonst so trockenen Wüste. Vom Regen war der Sand zu Matsch geworden und so kamen wir nur langsam voran. Ich blickte in die Wüste hinein. Nur Sand...doch..etwas entfernt erkannte ich einen gewaltigen Felsen.

,,Das muss ich mir genauer ansehen!", rief ich in den Regen.

Dort angekommen stieg ich vom Rücken des Pferdes und gönnte ihm eine Pause. Ich selbst lehnte mich an den Felsen. Doch eine gewaltige Kraft drückte mich nach vorne. Erstaunt fuhr ich mit den Händen über den Stein, doch es fühlte sich anders an. Ich ging um den Fels herum und konnte meinen Augen kaum glauben. Vor  mir lag ein Drache.

Er versuchte krampfhaft etwas mit seinen riesigen Beinen zu umklammern.

Es war eindeutig ein Sonnendrache, aber seine sonst gold-gelb leuchtenden Schuppen waren matt und farblos. Seine Augen schimmerten nicht mehr. Er war dem Tode nahe. Doch plötzlich öffnete der Drache seine Klauen und schob mir ein blutiges Bündel zu.

Fragend schaute ich ihn an, doch in seinem Blick erkannte ich, was er wollte: Helfe ihm!

Dann schloss der Drache die Augen und atmete tief ein. Die Luft strömte aus seinen Lungen, doch er holte nicht noch einmal Luft. Es war sein letzter Atemzug.

Ich schaute auf das Bündel hinab. Es war ein junger Mann, doch er war in seiner Rüstung eingeklemmt. Er schaute mich aus leidenden Augen an und flüsterte:,, Geht es ihm gut? Ist er erlöst?"

Mein Blick fuhr zu dem Drachen. Ich nickte ihm traurig zu.

,,Gut.", flüsterte er leise. Es dauerte nicht lange,  da erschlaffte er auf meinem Schoß. Er hatte noch nicht einmal die Kraft gehabt, die Augen zu schließen.

Dies tat ich für ihn und zog den Ritter durch den Schlamm zu dem Drachen. Ich legte den Ritter an den Drachen,  so das es aussah,  als würden sie schlafen. Ein riesiger Speer ragte aus der Brust des Drachen. Wer konnte das einem Tier antun?

Traurig kehrte ich zu Dune zurück und ritt mit ihm, so schnell es ging weiter.

Weg von dem Ort der Stille. Weg von dem Ort des Todes.

Ein neues Schild erschien nach einigen Stunden.
Dragon Academy: Halber Tagesritt.

Erfreut schlugen wir die Richtung ein und ritten weiter auf dem feuchten Boden.

Dragon AcademyWhere stories live. Discover now