Macht?

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Hier kommt das neue Kapitel. Es tut mir (mal wieder) leid wegen der Verzögerung. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich keine Lust mehr hatte, die Geschichte weiter zu schreiben...aber ich habe mir sie nochmal durchgelesen. Nun ja...da bin ich wieder. Viel Spaß beim Lesen!

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,,Du möchtest also wissen, warum wir angegriffen wurden? Und das auch nicht als Einzige?'', stellte er mit einem intensiven Blick klar. Eifrig nickte ich und versuchte den darauffolgenden Worten gut zu folgen.

,,Na schön. Wo fang ich denn an? Als ich noch ein junger Ritter war, leitete mein Vater die Akademie. Wie viele andere Ritter trainierte ich die neuen Schüler oder zog in Kriege oder Kämpfe, um die Grenzen unseres Reiches zu sichern. Doch gerade als ich im fernen Osten in der Wüste auf das angreifende Heer wartete, verbreitete sich das Gerücht, dass ein Drachenei gestohlen wurde. Das ist noch nie zuvor passiert, Vallerie. Ich glaubte an solche Gerüchte nicht.

Als ich noch jünger war, wurde erzählt, dass man weichere Füße bekam, wenn man diese in Drachenkot hielt. Glaub mir, es hilft nicht im Geringsten. Das Einzige was geholfen hat, war die ausgiebige Dusche danach.'', erzählte Rider plötzlich völlig verändert.

Er war in seinem Sessel versunken und tiefe Falten zierten sein Gesicht. Allerdings zog sich ein leichtes Lächeln über die trockenen Lippen. Auch ich musste Grinsen, als ich mir Rider als kleinen, hilflosen Jungen vorstellte, welcher verzweifelt im Duschraum stand und seine Füße sauber schrubbte.

Rider räusperte sich leicht und erhob seine Stimme erneut:,, Wie schon erwähnt schenkte ich diesem neuen Gerücht keinerlei Aufmerksamkeit. Als am Abend das Heer eintraf, welches sich ein Stück unseres Reiches genehmigen wollte, kämpften wir erbittert und ohne Hintergedanken. Wir haben diesen Kampf ohne große Verluste gewonnen. Also kehrten wir alle gut gelaunt und triumphierend zur Akademie zurück. Es dauerte ungefähr vier bis fünf Tage, nachdem wir die Hälfte des Rückwegs schon geschafft hatten. Es tauchten zahlreiche Gerüchte auf. Davon, dass es tatsächlich ein Drachenei gäbe. Davon, dass es von einer noch unbekannten Spezies kam, was es noch um so wertvoller machte. Aber als mir eine alte Frau in einer großen Stadt erzählte, dass es in der Dragon Akademie aufbewahrt wurde, wurde mir mulmig. Ich hatte in der Zeit davor mitbekommen, wie mein Vater verschlossener geworden war und auch bei Versammlungen durfte ich nicht mehr mit anwesend sein. Wir alle waren verunsichert und beeilten uns mit unserer Rückkehr.

Doch schon wieder erhielten wir Gerüchte, die besagten, dass unsere Akademie angegriffen wurde. Diese häuften sich und wurden sogar in den kleineren Städten erzählt, in denen sonst nur wichtige Informationen ankamen. Ich wurde hektisch und konnte kaum erwarten, wieder Zuhause zu sein.''

Rider erhob sich aus seinem Sessel und ging auf einen schmalen Tisch zu, welcher aussah, als ob er die Glasbehälter mit den Getränken kaum halten konnte. Rider nahm sich ein schweres Glas und füllte es mit einer tiefroten Flüssigkeit. Wahrscheinlich war es Wein.

Er nahm einen großen Schluck und deutete fragend auf die restlichen Gläser. Ich nickte leicht verunsichert, da ich nicht unhöflich sein wollte. Rider füllte das Glas bis zur Hälfte und reichte es mir beim Vorbeilaufen. Ich nahm es entgegen und schaute in die dunkle Flüssigkeit, ehe ich einen kleinen Schluck nahm. Der strenge Geschmack ließ mein Gesicht leicht verziehen und unwillkürlich gab ich ein angewidertes Schlucken von mir. Definitiv Wein. Doch Rider bemerkte es nicht oder ignorierte es gekonnt, denn ohne eine Miene zu verziehen, ließ er sich auf dem gegenüberliegenden Sessel nieder und nahm noch einen Schluck, bevor er weiter sprach.

,, Nach einigen Tagen erreichten wir, erschöpft durch die lange und gehetzte Reise die Akademie. Oder besser gesagt das, was noch von ihr übrig war. Es war später Herbst und ziemlich kalt. Es erhoben sich, schon von weitem sichtbar, dicke Rauchschwaden aus der Akademie. Verwirrt kamen wir näher und erkannten erst dann das Ausmaß des Schadens. Die sonst so stabil wirkenden Mauern hatten tiefe Schäden, oder waren an manchen Stellen sogar eingebrochen. Die Tore hingen halb aus ihren Angeln und die Bäume waren niedergetrampelt und zerstört. Geschockt blieben wir stehen. Ich bekomme dieses Bild bis heute nicht mehr aus meinen Augen.''

Wieder herrschte eine kurze Stille zwischen Rider und mir. Er nahm einen erneuten Schluck aus seinem Glas und schwenkte die restliche Flüssigkeit hin und her. Auch ich nahm einen Schluck und verzog das Gesicht erneut. Allerdings brannte der tiefrote Wein nicht mehr so stark im Rachen wie zuvor.

Rider atmete kurz tief aus und erzählte weiter:,, Nun ja... es kamen schließlich Hofjungen zu uns gerannt. Sie atmeten schwer und bedeuteten uns zu folgen. Wir taten wie geheißen und stellten, immer noch geschockt, unsere Tasche ab.

Auf dem Hof herrschte ein strenger Geruch. Ich folgte ihm so gut es ging und als ich an der Quelle ankam, verschlug es mir die Sprache. Ein gewaltiger Berg Leichen stapelte sich vor mir. Leere Augen starrten in alle Richtungen und blutige Wunden waren fast auf jedem schlaffen Körper deutlich zu sehen.

Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand oder was um mich herum passierte, bis mich plötzlich eine helle Stimme aufschrecken ließ. Es war ein Junge. Vielleicht gerade einmal zehn Jahre alt. Bevor ich fragen konnte, wie er überhaupt hierher kam, fing er an zu reden.

Dabei fingen seine Augen an wässrig zu werden, doch er versuchte sich zusammen zu reißen:,, Sie kamen plötzlich wie aus dem Nichts. Mit vielen Drachen und Waffen. Wir wurden überrascht. Haben versucht uns zu verteidigen, aber sie waren zu stark.'' Gerade als der kleine Junge weiterreden wollte, unterbrach ich ihn ängstlich: ,,Wer sind sie?''

Der Junge starrte mich aus großen Augen an:,, Sie wollten das Ei. Sie waren ein riesiges Heer aus einem Reich hinter dem westlichen Ozean.''

Ich war verwirrt und fragte ihn, welches Ei er meinte. Er bestätigte die ganzen Gerüchte. Bestätigte, dass das mysteriöse Ei tatsächlich existierte und hier aufbewahrt wurde.''

Fassungslos starrte ich Rider mit großen Augen an. ,,Es wurden solch fürchterliche Kämpfe geführt...nur wegen einem Ei ?'', keuchte ich geschockt.

Rider lachte sarkastisch auf:,, Nur wegen einem Ei? Dieses Ei gehört einer unbekannten Spezies. Es könnte uns eine Macht geben, die niemand anderes hat. Es gibt uns Aufmerksamkeit. Und wenn das Drachenjunge schlüpft, dann werden wir die ersten sein, die ein Junges dieser Art sehen und es aufziehen. Wir könnten in verschiedene Städte reisen und viel Geld von den Leuten verlangen, die ihn oder sie sehen wollen.''

Als Rider meinen missmutigen Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu:,, Das wirst du erst verstehen, wenn du groß bist. Das Bestreben nach Macht und Geld wird auch dich einholen. Auch du wirst dich danach sehnen. Warte nur ab. Aber es wird kommen. So ist jeder Mensch. Und so werden die Menschen immer sein.''

Den letzten Satz flüsterte er zwar, aber ich bekam ihn trotzdem mit.

Ich war nicht nur erschrocken oder überrascht von Riders Einstellung zum Leben. Nein. Ich war richtig geschockt. Ich bin zur Akademie gegangen, weil ich lernen wollte, wie man kämpft. Weil ich lernen wollte, wie man einen Drachen zum Freund bekommt und wie man unschuldigen Leuten das Leben rettet. Ich war mir sicher, dass ich nicht hierher gekommen war, um berühmt zu werden. Und auch mein Vater hatte keine Anzeichen vom Streben nach Macht gezeigt.

Vielleicht war Rider deshalb so unfreundlich zu mir. Da er dachte, dass ich ihm seinen Ruhm stehlen würde. Als erster weiblicher Ritter.

Meine Stimme war merkwürdig verzerrt, als ich zum Sprechen ansetzte, sodass ich erstmal einen Schluck des Weins nehmen musste, welcher nun gar nicht mehr so schlecht war, wie zuvor.

,, Vielleicht gibt dieses Ei der Akademie Macht...'', setzte ich an, wurde jedoch von Rider unterbrochen. ,,Oh ja! Ganz bestimmt gibt es uns Macht.'', rief er selbstbewusst aus.

Leicht verärgert über meine Unterbrechung, atmete ich aus und sagte:,, Ist es das wert? Die Akademie wird angegriffen und viele Leute werden getötet. Es wird nicht lange bis zum nächsten Angriff dauern. Und auch dann kann man nicht verhindern, dass Leute sterben. Ich will nicht abstreiten, dass das Ei uns keine Macht gibt, aber ich weiß nicht, ob diese Macht all das wirklich wert ist.''


( Das nächste Kapitel kommt morgen)

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