Gespräch

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Erst einmal ein großes DANKE an Wildfly für die tollen Bilder von den Drachen und Mout :D

Soooo und nun: Viel Spaß beim Lesen!

Ich spürte weiches Gras unter mir. Mein Körper war merkwürdig verdreht und mein rechtes Knie tat ziemlich weh. Langsam öffnete ich ängstlich die Augen. Die Sonne schien noch immer und blendete mich. Leichter Wind brachte das Gras zum Schwenken. Alles war ruhig. Kein Vogelgezwitscher war zu hören.

Aber als mir die Gedanken an die Vision in den Kopf schossen, jagte es mir ein Schauder über den Rücken. Was hatte das zu bedeuten? Und warum war ich selbst dort gewesen? Ängstlich setzte ich mich auf und guckte auf mein rechtes Knie. Es war aufgeschlagen und Blut breitete sich aus. Die Blutstropfen schimmerten leicht, als sie mein Bein entlang flossen. Vorsichtig versuchte ich es zu bewegen. Es zog zwar ein wenig, doch sonst war es okay. Also stand ich, noch immer etwas geschockt, auf und lief wieder zu den Krügen. Ich fragte mich, wie lange ich hier wohl rumgelegen hatte.

Genervt nahm ich den Lappen von vorhin in die Hand und tauchte ihn erneut ins kalte Wasser. Nebenbei sah ich mich nach Veränderungen um. Doch außer das die Sonne ein wenig weiter gewandert war, gab es keine Auffälligkeiten. Früher hatte meine Mutter mir immer versucht beizubringen, wie man anhand der Sonne Zeiten ablesen konnte. Ich hatte das nie hinbekommen und auch heute war ich noch eine Niete.

Als der Lappen sich vollgesogen hatte, drückte ich das Wasser erneut aus und wischte mir über mein Knie. Als ich es etwas gesäubert hatte fiel mir ein glitzerndes Stück auf. Es war anscheinend irgendein Stein, der beim Fall in die Wunde gekommen war. Schnell nahm ich das Stück zwischen meine Finger und zog daran. Ein plötzlicher Schmerz breitete Gänsehaut auf meinen Armen und Beinen aus. Aus Reflex zog ich meine Hand ruckartig weg. Verblüfft starrte ich den Splitter an, der sich kein bisschen bewegt hatte. Wütend nahm ich das kleine Ende zwischen die Finger und zog ruckartig daran. Vor Schmerz biss ich mir auf die Zunge und kniff meine Augen fest zusammen, um nicht loszuschreien. Seit wann taten Splitter so doll weh? Ich schaute mein Knie noch einmal an und schaute an den kleinen blutenden Fleck, in dem sich vor Kurzem noch der Splitter befunden hatte. Dann wand ich meinen Blick zu dem Splitter. Es war ein winziger Steinsplitter. Nicht größer als die Länge eines Fingernagels des kleinen Fingers und auf jeden Fall dünner. Nun schaute ich mich fragend um. Hier waren nirgends Steine zu sehen. Und dann fiel es mir ein. In meiner Vision waren die Steine an den Wänden genauso grau gefärbt. Ich war auch hingefallen...aber wie konnte ich denn einen Splitter aus einer Vision bekommen? Ich meine ich war ja nicht richtig dort gewesen. Oder? Schnell rollte ich meinen Ärmel hoch, an dem mich das Mädchen...oder ich...mich berührt hat. Man war das verwirrend! Doch an meinem Arm war nichts zu sehen. Obwohl ich dort jetzt ein Loch erwartet hätte, so wie das wehgetan hatte. Aber meine Haut war blass und glatt. Keine Anzeichen von irgendwas. Also zog ich den Ärmel wieder herunter.

Doch als ich aufstehen wollte, um den Lappen nochmals auszuwaschen, fiel mir der kleine Steinsplitter aus der Hand. Ich riss die Augen auf und versuchte den Splitter aufzufangen. Doch er fiel schon zu Boden und sprang ungewöhnlicherweise wieder ein kleines Stück hoch. Als ich ihn mir greifen wollte, passierte es. Er leuchtete von Innen auf. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass er die Farbe von Mout's Augen annahm, bevor er sich auflöste. Geschockt schaute ich auf die nun leere Stelle. Einige Sekunden verweilte ich in meiner Starre, ehe ich aufsprang und mit eiligen Schritten den Weg zurück nahm. Rider musste mir dringend ein paar Fragen beantworten. Nicht erst wenn wir zurück in der Akademie waren, sondern jetzt. Als ich ein wenig gelaufen war, setzte das Gezwitscher der Vögel wieder ein. Es waren Stimmen vom Trainingsplatz zu hören, also bog ich in diese Richtung ein. Wenn Rider nicht hier wäre, sondern noch immer in der Akademie, dann musste ich jemanden Fragen, der mit mir kam. Denn die Tore wurden von mehreren Rittern bewacht, bei denen man sich nicht so einfach durchschleichen konnte. Um zur Akademie zu gelangen musste man als Neuankömmling mit jemandem gehen, der hier schon länger war. Und da ich zufällig jemanden kannte, der hier schon zwei Jahre war, musste ich ihn nur noch auffinden.

Als ich beim Trainingsplatz ankam, waren dort aber nicht mehr meine Freunde zu sehen. Ganz im Gegenteil. Jungen, die ziemlich muskulös und groß waren, kämpften mit Leichtigkeit gegeneinander. Mit diesen stachelbesetzten Keulen. Leicht eifersüchtig schaute ich ihnen zu. Moment mal! Hektisch sah ich mich um. Doch meine Freunde waren noch immer nirgends zu sehen. Hatte ich etwa den Rest des Trainings UND das Essen verpasst? Jetzt würde es für mich erst wieder Abends etwas zum Essen geben. Mein Magen beschwerte sich schon grummelnd. Als ich den Ritter sah, der mir gezeigt hatte, wie man die Peitsche halbwegs richtig benutzte, lief ich ohne nachzudenken los. Als er mich sah, verzog sich sein Gesicht zu einem Lächeln, dann zu einem fragendem Ausdruck.

,,Du weißt schon, dass du jetzt zur Theorie musst?'', fragte er, als ich bei ihm angekommen war. ,,Ja ich weiß...'', nickte ich eifrig. Dann fügte ich hinzu:,, Darf ich mir einen Schüler mitnehmen?'' Jetzt war seine Miene vollends verwirrt. ,,Warum das denn?'', fragte er auch gleich darauf offen hinaus. ,,Ich muss mit Rider sprechen. Es ist wichtig.'', antwortete ich.

Jetzt nickte er:,, Und weil Rider noch in der Akademie ist, brauchst du einen älteren Lehrling?'' Das Wort Lehrling hörte ich zum ersten Mal. Sonst hieß es immer Neuankömmling oder sonst was. Auf seine Frage nickte ich. Der Ritter schien kurz zu überlegen, ehe er nickte:,, Meinetwegen. Aber du musst vor dem Abendessen wieder da sein.'' Dann zog er eine Rolle aus einer Tasche am Ärmel. Es war altes Papier. Anschließend zog er einen Kohlestift heraus und kritzelte auf dem Papier herum. ,,So. Zeigt das vor und ihr werdet durchgelassen.'' ,,Wir brauchen noch die Erlaubnis von einem Ritter?'', fragte ich staunend. ,,Wenn wir wieder in der Akademie sind und ihr hierher möchtet dann nicht mehr. Aber jetzt schon. Du kannst froh sein, mich gefragt zu haben, sonst hättest du jetzt wegen Verspätung die Ställe putzen können.'', sagte er freundlich. Dankend nahm ich den kleinen Zettel an und winkte ihm noch zu. Er nickte noch einmal und drehte sich dann zu einem Jungen, der anscheinend eine Frage hatte. Als ich den Trainingsplatz durchquerte, suchte ich nach Vayur. Endlich sah ich ihn bei den Äxten. Mit Leichtigkeit nahm er, wie auch die anderen, eine Axt in die Hand und wirbelte sie durch die Luft. Dann holte er aus und schmiss sie mit voller Wucht. Die Axt drehte sich einmal um sich selbst, ehe sie in der Scheibe stecken blieb. Genau in der markierten Mitte. Mit offenem Mund schaute ich die Axt an.

Um nicht wie ein Trottel dazustehen, klatschte ich ein paar Mal belustigt in die Hände und rief dann:,, Gut gemacht! Nachdem du jetzt die arme Scheibe gespalten hast, können wir dann los?'' Verwirrt drehte er sich um. Dann sah er mich und ein überraschtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. ,,Hallo, Püppchen!'', rief er laut. Ein paar Jungen drehten sich um und grinsten mich wissend an. Mit leicht rötlich gefärbten Wangen schaute ich zu Boden. Immer dieser Spitzname! Und ich hatte immer noch keinen für ihn. ,,Wohin gehts denn?'', fragte er neugierig und plötzlich neben mir. Erschrocken wich ich zurück und räusperte mich erstmal:,, Zur Akademie. Ich muss dringend mit Rider sprechen. Heute noch.'' Einen kurzen Moment flackerte Neugier in seinen Augen auf, doch sie verschwand ebenso schnell wieder. ,,Ich hab Training...und du müsstest eigentlich bei deinem Theorieunterricht sein, Püppchen.'', stellte er ernst fest. ,,Alles schon abgesprochen. Du bist befreit und ich auch.'', plapperte ich schnell. ,,Aber..'', setzte er an, doch wieder redete ich los:,, Und den Zettel vom Ritter haben wir auch. Kommst du jetzt oder willst du lieber die Scheiben zerhacken?'' Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Freudig, über seine Befreiung, nickte er und folgte mir.

Auf dem Weg zu den Wachen sprach keiner von uns. Wahrscheinlich überlegte er, ob er mich auf den Grund zu dem plötzlichen Besuch anreden sollte. Und ich hatte keine Lust das Thema anzusprechen. Langsam nährten wir uns dem Tor.

Ein großer Ritter versperrte uns den Weg:,, Erlaubnis?'', fragte er unfreundlich. Ich nickte und hielt den Zettel hin. Vayur wippte neben mir immer wieder von dem rechten zu dem linken Fuß und wieder zurück, während der Ritter den Zettel las. Endlich ertönte seine tiefe unfreundliche Stimme unter dem dunklen Helm, den er zu der passenden Rüstung trug.

,,Ihr könnt durch. Rider befindet sich in seinem Raum oder im Gemeinschaftsraum.'', erklärte er knapp. Gemeinschaftsraum? Den kannte ich noch gar nicht. Der Ritter gab ein komisches Handzeichen und kurz darauf wurde das Tor aufgeschoben und Vayur und ich traten zögernd ein.

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