Im Auge des Betrachters

22 9 2
                                    

oder

Toleranz ist nicht immer leicht

Wir alle wissen: Jedes Ding hat zwei Seiten und/oder meist ein Gegenstück. Aber Vorlieben und Abneigungen haben immer ihre ganz eigene Vorstellung/Darstellung, je nachdem, von welcher Seite man sie betrachtet.

Kaffee - vor langer Zeit importiert,

hat mich schon immer fasziniert!

Die einen sagen: scheußlich und bitter!

Die anderen macht er täglich fitter.

Tee - in all seinen Noten und Formen,

deren Zubereitung unterliegt meist strengen Normen,

wird als Heilmittel verehrt, als Erfrischung genossen;

aber gelegentlich auch als labbriges Gesöff weggegossen.

Das Wannenbad - erfunden zur Reinigung mal,

ist bei heutiger Wasserknappheit nicht immer erste Wahl.

Da werden Schaum- und Duftfreunde verwöhnt,

jedoch ist es nicht nur bei Hautärzten als Verschwendung verpönt.

Die Dusche - als fixes Gegenstück

spart meist Platz und Wasser, was für ein Glück.

Doch während mancher die schnelle Brause kann leiden,

gibt es genug Genießer, die das lieber vermeiden.

Ein kühles Bier - seit Jahrhunderten schon

hat in mancher Kultur so seine Tradition.

Oftmals beschimpft als Proletentrank,

füllt es andererseits auf Festen manche Bank.

Die Weinrebe, eine durchaus edle Frucht;

deren beste Jahrgänge werden oft gesucht.

Für den Liebhaber ergibt sie einen feinen Tropfen,

andere haben eben mehr übrig für Hopfen.

Und so haben all diese Dinge eines gemein:

Man ist sich oft nicht einig von vornherein.

Neben den alltäglichen Kleinigkeiten

können auch andere Vorstellungen den Menschen Sorgen bereiten:

Die Mutter, die für ihr Kind keinen Vater braucht,

der alte Herr, der trotz Lungenkrebs raucht,

das schwule Pärchen von gegenüber,

die fremden Religionen, die klingen herüber,

der Bioladen, teuer und klein,

ein neuer Supermarkt, muss das sein?

Doch all das hat immer Sinn und Grund,

und nur weil man ihn nicht sieht oder tut kund,

bedeutet es nicht, er ist unberechtigt.

Ein jeder Mensch ist schließlich ermächtigt,

zu denken und zu leben, wie es ihm gefällt,

solange er die persönlichen Grenzen einhält.

Toleranz ist hier oberstes Gebot,

und sieht auch des Betrachters Auge rot,

bedenke die zwei Seiten jeder Angelegenheit

und sei stets zum Meinungsaustausch bereit.

Aus dem Kopf gefallenOnde histórias criam vida. Descubra agora