Kapitel 14

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K Y R A

Unsanft wurde ich geweckt und schlug grummelnd die Augen auf. Es war mitten in der Nacht, was zur Hölle wollte Damian jetzt schon wieder von mir?

Gerade wollte ich den Mund öffnen, als er seine Hand schon auf meine Lippen legte und mich davon abhielt. „Halt den Mund!"

Er war wütend. Sehr wütend.

Verwundert hielt ich inne und sah ihn fragend an. Natürlich gab er mir keine Antwort, sondern zog mich nur grob auf die Beine. Ich wagte es nicht, zu fragen, was zur Hölle schon wieder sein Problem war, sondern ließ mich einfach aus dem Bett und die Treppen herunter ziehen.

Bevor wir das Haus verließen, legte er mir eine Jacke um die Schultern, was mich noch perplexer machte. Er plante etwas und das war definitiv nicht gut.

„Damian! Verrätst du mir, was gerade schon wieder dein Problem ist?",zischte ich, als er mich geradewegs in sein Auto verfrachtete. „Planst du ein Late-Night-Date? Wenn ja, bin ich nicht daran interessiert!"

„Nein!",fuhr er mir an und brauchte zwei Anläufe um seinen Wagen zu starten. „Das müsstest du ja wohl am besten wissen. Wir beide werden ein kleines Spiel spielen."

„Was?",entfuhr es mir, als er mit einer geschickten Bewegung meine Hände mit Handschellen fesselte und mir ein schwarzes Tuch vor die Augen band. Der Typ hatte sie doch nicht mehr alle!

Ich hob die Hände, um meine Augenbinde hochzuschieben, zischte jedoch leise auf, als er diese rechtzeitig festhielt und die Handschellen schmerzhaft fester schloss.

„Was bildest du dir eigentlich ein?!",fragte ich bissig, spürte im nächsten Moment jedoch, wie er nun auch noch Tape über meinen Mund klebte. Was auch immer geschehen war, es hatte mit mir zu tun und er hatte definitiv an alles gedacht.

„Mach es uns beiden nicht unnötig schwer. Akzeptier die Situation, dir wird nichts passieren."

Nichts passieren? In welcher Welt lebte er denn?!

Ich schnaubte protestierend auf, rutschte jedoch tiefer in den Sitz und ließ ihn machen. Eine andere Wahl hatte ich ja schließlich auch gar nicht.

Es vergingen Ewigkeiten, bis wir an unserem Ziel ankamen. Geduldig wartete ich, bis Damian die Tür öffnete und mich herauszog. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als er langsam das Tape löste und es gemeinsam mit der Augenbinde achtlos auf den Boden warf.

„Wir spielen ein Spiel",verkündete er, als er auch die Handschellen löste. Wir standen mitten auf einem dunklen Weg, in den Tiefen eines Waldes. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun.

„Und worum geht es? Mein Leben?"

„Deine Freiheit",korrigierte Damian mich und zückte sein Messer, dass er mit Schwung in einen Baum warf. „Wir fangen genau um Null Uhr an. Es ist eine Art Versteckspiel. Ich habe sechs Stunden Zeit, dich in diesem Wald zu finden. Wenn ich es schaffe, gehörst du mir. Wenn ich dich nicht finde, lasse ich dich gehen und fasse dich nie wieder an."

Ich hielt inne. Das konnte er nicht ernst meinen! Ganz sicher hielt ich mich nicht mitten in der Nacht in einem Wald auf!

„Ich gebe dir eine halbe Stunde Vorsprung. Entweder läufst du die ganze Nacht im Wald umher oder du bleibst an einem Platz. Wie du das machst ist dir überlassen."

„Und du lässt mich wirklich gehen?",fragte ich hoffnungsvoll und starrte in den dunklen Wald hinein. Damian kam auf mich zu und legte mir seine linke Hand, die immer noch in einen dünnen Verband gehüllt war, auf die Schulter.

„Ich stehe immer zu meinem Wort, mi amor."

„Gut",stimmte ich schließlich zu, woraufhin er zu lächeln begann. „Ich bin dabei."

MI AMOR - Catch me if you can | LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt