Teil 4: Der Besuch am Grab

126 5 0
                                    

Vier Monate war es her das ich auf der Beerdigung dieses Mädchens war. Dieses Mädchen welches sich das Leben genommen hatte. In der Schule schienen sie bereits alle vergessen zu haben jeder war wieder Fröhlich und die anfängliche Betroffenheit war verflogen. Würde das auch passieren sollte ich gehen? Nein! Was war das nur wieder für ein Gedanke? Ich verließ das Schulgebäude und bog anstatt wie sonst immer nach links heute nach rechts ab. Es war Freitag das hieß ich würde wie jeden Freitag ihr Grab besuchen. Ich war scheinbar die einzige die jede Woche dort hin kam denn es stand immer nur meine Kerze und mein Verwelkter Blumenstrauß am Grab. Ein eisiger Wind streifte mein Gesicht und ich fröstelte. Kein wunder es war ende März und trotz des milden Winters war es nun noch einmal richtig kalt geworden. Mittlerweile kannte ich den weg auswendig. Ich mochte es hier die Ruhe und das Gefühl näher bei ihr zu sein. Es mag vielleicht komisch klingen aber ich sprach auch mit ihr. Und jedesmal nachdem ich bei ihr war ging es mir etwas besser. Dies sollte jedoch nicht diesmal der fall sein. Als ich am Grab ankam erblickte ich dort jemanden. Es war die Schwester des Mädchens. Sie musste auf mich gewartet haben denn als ich mich näherte drehte sie sich um und kam mir entgegen. Sie erzählte mir wie dankbar sie sei, dass ich mich bisher um das Grab ihrer Schwester gekümmert habe. Ihre Mutter sei nach der Beerdigung verschwunden und ihr Vater in den alkoholismus abgestürzt. Wie konnte sowas nur passieren? Wieso? War es vielleicht doch schwer für die hinterbliebenen? Würde man mich auch vermissen? Das waren Fragen die mir sofort durch den Kopf schossen und die mich auch längere Zeit nicht loslassen sollten. Nach dieser kurzen Unterhaltung verließ sie den Friedhof und ich widmete mich wieder dem üblichen Prozedere. Als ich zuhause ankam zitterte ich. Nicht nur wegen der kälte sondern auch wegen der Fragen die mir den ganzen weg keine Ruhe gelassen hatten. Jeder normale Mensch hätte sich in dieser Situation wahrscheinlich erstmal aufgewärmt doch ich konnte das nicht, nicht jetzt wo so viele Fragen in meinem Kopf hämmerten. Ich betrat die Küche und griff nach dem größten Messer welches sich in der obersten Schublade befand. Ich kannte es zu gut. Ich schtreifte meinen ärmel nach oben und zum Vorschein kamen unzählige wunden und Schnitte aber auch schon ältere abgeheilte Narben. So lange schon dachte ich bei mir bevor ich das Messer fest mit meinem Griff umschloss und mit einer schnellen Bewegung über mein Handgelenk zog.

Abschied || SuicideWhere stories live. Discover now