| Kapitel 30 |

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Kapitel 30:
991 von 1000"
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Ernst blickte ich ihm in die Augen.

„Das Luna.." setzte er an, und blickte herunter auf sein blasses Handgelenk. „Das sind Überreste von einer Zeit, in der ich schwach war." Er seufzte, und starrte auf das friedlich fließende Wasser im Bach.

„Es gab eine Zeit, in der ich nichts lieber, als sterben wollte." „Oh Kane.." wisperte ich leise. „Und jedesmal wenn ich dieses Mal gesehen habe, wurde es nur schlimmer. Also versuchte ich es von meinem Handgelenk zu entfernen. Ich hab wirklich alles versucht.. es wegbrennen, es abzukratzen.. das hat alles nicht funktioniert. Also blieb mir nur noch eins.. drüber Ritzen. Hat allerdings auch nicht wirklich funktioniert.. jetzt habe ich diese hässlichen Narben." „Also ich finde sie wunderschön." sagte ich ehrlich. Überrascht und gerührt zugleich, sah er mir in die Augen. „Weißt du, ich hab auch eine Menge Narben.." setzte ich an. „Aber keine hat so viele Erinnerungen hinter lassen, wie diese.."

Vorsichtig zog ich den Ausschnitt meines Shirt's nach unten. Als die schwarzen Ränder meines BH's und die hellrote, lange Narbe entblößt wurde, hielt ich inne. Überrascht starrte er sie an.

„Mein Vater hat mir ein Schwert in die Brust gerammt. So bin ich gestorben.. und alles, was davon übrig ist, ist diese Narbe." Langsam sah er von der Narbe wieder hoch in mein Gesicht.

Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, Kane so zu sehen, wie er wirklich war. Er war nicht mehr undurchschaubar für mich. Er zeigte mir sein wahres Selbst. Ohne eine Maske aufzusetzen, oder seine Gefühle zu verstellen.

Er nickte, und warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu. „Scheint so, als hätten wir beide echt übles durchmachen müssen.." Ich grinste, und zog den Kragen meines Shirts wieder nach oben.

„Das kannst du laut sagen.."

Wir starrten eine Weile gedankenverloren auf das Wasser im Bach. Bis Kane sich schließlich wieder zu Wort meldete. „Was hast du jetzt vor?" wand er sich neugierig an mich. „Ich weiß es noch nicht." gab ich ehrlich zu. Er nickte verständnisvoll. „Ich muss erst in Ruhe über all das was geschehen ist nachdenken.. aber eins weiß ich sicher. Wir müssen den gestörten Zirkel und meinen Bruder irgendwie aufhalten. Sie dürfen Torin auf gar keinen Fall wieder zum Leben erwecken.." „Was, wenn sie das schon getan haben? Immerhin haben sie doch nun auch das Schwert.."

„Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt.. aber irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass sie das noch nicht haben.." säuselte ich grübelnd. „Keine Ahnung wieso.. aber ich glaube, sie haben das Ritual noch nicht vervollständigt. Mr.Mitchell meinte heute zu mir, dass seit einigen Tagen keine neuen Mordfälle gemeldet wurden. Es sind immer noch 991.." „Das muss aber nichts heißen. Vielleicht wurden die neuen Opfer einfach nur noch nicht gefunden."

„Wäre auch möglich.. aber daran will ich gar nicht erst denken." erwiderte ich. „Ja da hast du recht.."

Schnell sah ich zu ihm. „Und was ist mit dir? Du willst doch meinen Bruder sicher dafür töten, dass er deine Eltern verbrannt hat.." „Ja, und Nein."

„Ja und Nein?"

„Ja, ich würde ihn gerne töten.. aber auf der anderen Seite, weiß ich, dass er damals gar keine andere Wahl hatte. Er wurde von Torin mehr oder weniger dazu gezwungen.. außerdem bringt Rache nur weiteren Schmerz mit sich. Ich weiß nicht genau, was ich tun würde, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, ihn zu töten.. ob ich es machen würde, oder nicht.. aber das spielt auch keine Rolle."

stars in the sky | the return of the dark Where stories live. Discover now