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ʜᴀɴ ᴊɪsᴜɴɢ | Ich habe das Gefühl, dass mir speiübel ist, als ich durch die Hintertür in das von außen schon riesig und verwirrend aussehende Gebäude gelotzt werde. Meine Hände habe ich in den Taschen meiner Jacke versteckt, habe den Blick stets gesenkt und versuche mich einzig und alleine auf die Sneaker meines Bodyguards zu konzentrieren, der mich glücklicherweise noch begleitet und das Reden übernimmt. Wie ein schüchternes Kind laufe ich ihm hinterher, bis wir endlich in eine der unzähligen Umkleiden ankommen und ich mich – zumindest für einen Moment – nicht von all den anderen Menschen erdrückt und eingeengt fühle. Ich nehme einen tiefen Atemzug, lehne mich gleich gegen die Wand neben der Tür und schließe meine Augen. Immerhin muss ich nicht vorne an den ganzen Kameras und Journalisten vorbei…

,,Hier Jisung.”, murmelt Bogum Hyung, drückt mir einen eiskalte Wasserflasche in die Hände und zerrt mich einfach auf das graue Sofa. ,,Und jetzt atmest du tief ein.”, erklärt er und macht es mir zum Glück gleich einmal vor. Ich nicke, komme aber nicht gleich dazu, ihn nachzuahmen. Zusammen halten wir für ein paar wenige Sekunden die Luft an, ehe wir gemeinsam ausatmen und das ganze noch einmal beginnen. Fünf– oder sechs mal, dann kann ich meine Augen bereits öffnen und in das Gesicht des etwa fünf Jahre älteren sehen. Er sieht mich fragend an und entfernt sich erst etwas, als ich leicht nicke. ,,Wir lassen dein Make–up einmal auffrischen und ziehen dir was vernünftiges an.” ,,Wie lange noch?”, frage ich unsicher, bemerke erst jetzt, dass mein Stylist ebenfalls schon in dem Raum aufzufinden ist. Er beachtet mich kaum, weiß genau, was in mir vorgeht und scheint zum Glück unbesorgt. ,,Eine Stunde.” Ich nicke flüchtig. Gott, warum mussten sie mich auch in die erste Reihe verfrachten? Warum so nah an allen Kameras? Genau dort, wo alle immerzu hinsehen werden!

Mein Herz zieht sich alleine bei diesem Gedanken schrecklich zusammen.

Ich setze mich mit zitternden Knien und Händen auf den eigentlichen ganz bequemen Stuhl und krame aus meiner Tasche bereits den Kirschlipgloss heraus, den ich unter jeglichen Umständen auf meinen Lippen tragen werde. Der Geruch und Geschmack beruhigt mich etwas. Nur ein wenig, aber das ist mehr als nichts, nicht wahr? Und irgendwie muss ich diesen Abend nun mal überstehen.
–Leider hilft mir dabei der schicke Anzug kaum. Er ist wunderschön, lässt mich beinahe in einem royalen Flair dastehen und engt mich doch etwas ein. Ich schlucke schwer und unsicher, als ich mich ein letztes Mal im Spiegel betrachte und den obersten Knopf erneut öffne. ,,Jisung…”, seufzt Chan, pudert mir ein augenscheinlich letzten Mal das Gesicht und zupft den Kragen zurecht. ,,Tut mir leid.” ,,Nein, ist schon gut.”, winkt er ab und tritt wieder einen Schritt zurück.

Von einer jungen Dame des ortsgegebenen Personals werde ich erst durch drei der unendlich lange Flure geführt, bis ich schlussendlich durch die große Halle bis zu meinem Platz geführt werde. Mir wird ein Wasser serviert, welches ich gleich auf dem kleinen Beistelltisch abstelle, der vor meinem und einem weiteren Platz steht. Möglichst unauffällig sehe ich mich um und bemerke doch jetzt schon die ganzen Blicke der anderen Anwesenden. Ich presse meine Lippen aufeinander, taste in meiner Hosentasche nach der Glosstube und atme tief durch.

,,Hey.” – ich zucke fürchterlich zusammen. Mit solch einer nahen Stimme habe ich nicht gerechnet und versteinere mich dementsprechend für einen Augenblick. Ich fühle mich beinahe ertappt, dabei habe ich nichts getan, was mich so fühlen lassen müsste, und kann mich erst einen Moment später mit weit aufgerissen Augen umdrehen. Ich halte die Luft an. ,,Lee Know.”, hauche ich erschrocken, stemme mich umständlich in die Höhe und versuche mich vor der internationalen Berühmtheit zu verbeugen. Stattdessen stehe ich wackelig für ein paar Sekunden auf den Beinen, ehe ich erneut in den so gut gepolsterten Sessel falle und mich wirklich zusammenreißen muss, um nicht in Schnappatmungen verfallen. ,,Minho reicht vollkommen.”, murmelt er eher anweisend als bittend und lässt mich damit schnell nicken. ,,Ich–“ ,,Han Jisung, ich kenne dich.”, nickt er schnell. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Kurz richtet sich sein Blick auf die Bühne, wobei er sich schnell über die Lippen leckt, und sieht dann wieder zu mir. Er kennt mich? Mich? Jemand, der noch vollkommen am Anfang seiner Karriere steht und genauso unbekannt wie jegliche Kellner in diesem Event sind. ,,Alles gut? Habe ich dich zu sehr erschrocken?” ,,D–Du–… Du– Ja, hast du.”, hauche ich unsicher, was beinahe in dem Gewusel unter den hunderten von Menschen hier untergeht. ,,Das tut mir leid. Ich wollte mich nur nicht ganz stumm neben dich setzen.”, murmelt er, ,,Ich hoffe hier vorne ist in Ordnung für dich, immerhin habe ich das mehr oder weniger verursacht…” Er? Wegen ihm erleide ich einen halben Herzinfarkt nach dem anderen und kann mich auf nichts und wieder nichts konzentrieren? Nein… ,,Wie meinst du das?”, will ich leise wissen. ,,Eigentlich sollten die Personen ohne Begleitung weiter hinten sitzen, doch mit meiner Zusage wurde der Plan geändert.”, murmelt er mir entgegen. Für den Bruchteil einer Sekunde sieht er mir ins Gesicht, dann aber auf meine Beine. Ich habe kaum bemerkt, dass ich wieder angefangen habe, sie auf und ab zu wippen, in der Hoffnung meine Nervosität und Angst in irgendeiner Weise in den Boden stampfen zu können. Sein Blick reicht aus, um mich zu beschämen. Mein Gesicht beginnt zu glühen und ich wende mich ab. Ich fühle mich ertappt – schon wieder – und diesmal schnürt es mir die Luft ab.

,,Hey, ist wirklich alles in Ordnung? Dir geht es doch nicht gut…” Lee Know – Minho umgreift vorsichtig mein Handgelenk und zieht mich etwas zu sich zurück. Sein Ausdruck – so erscheint es mir aus dem Augenwinkel – ist ein wenig besorgt und er weiß sich wohl kaum anders zu helfen, als mir mein Wasserglas in die Hand zu drücken. ,,Ich bin nur–… nur etwas nervös.”, hauche ich, ,,’war noch nie alleine auf so einem Event.” Ich ergreife das Glas mit meinen leicht schwitzigen Händen und nehme gleich zwei große Schlucke, die jedoch kaum helfen. Ich sehne mich schon jetzt mach frischer Luft, bequemen Klamotten und Ruhe. ,,Nicht? Aber keine Sorge, dir wird schon nichts passieren.”, versucht er mich aufzumuntern, was bei meinem psychischen Zustand recht wenig bringt. ,,Mh–hm.”, nicke ich, während mein Herz endgültig auszurasten beginnt. ,,Möchtest du–“ Schnell stelle ich das Glas zurück, ziehe den Lipgloss hervor und schmiere mir eine ordentliche neue Schicht der leicht rötlichen, dickflüssigen Substanz auf meine Lippen.

Ich nehme einen tiefen Atemzug.

Erst ein, dann einen Moment lang gar nicht und dann aus.
Einatmen, anhalten, ausatmen.

So ist’s gut. Oder zumindest etwas besser. Ich lehne mich wieder ein wenig zurück und sehe kurz an die Decke. Sie ist bestimmt fünf Meter hoch und jetzt – vor Showbeginn – sind noch einige der großen Lampen eingeschaltet, sodass ich mich ganz darauf konzentrieren kann.

,,Jisung?” Fragend neigt der so gute Sänger seinen Kopf zur Seite und lenkt meinen Blick automatisch auf sich. ,,Möchtest du meine Hand halten?”


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cherries and wine | ᵐⁱⁿˢᵘⁿᵍWhere stories live. Discover now