21 - Clara de Flocon

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~☀️~

Matt beschließt in einer Anwandlung, dass wir jetzt doch mal dringend über unsere Beziehung reden müssen, als wir in der Schlange vor der Essensausgabe stehen. Genauer gesagt über die E-mails, die ich ihm geschrieben habe. Ob es der seltsame Moment auf dem Gang war, der das ausgelöst hat, oder das knutschende Pärchen am Eingang, weiß ich nicht. Vielleicht hat er auch einfach taktisch darauf gewartet, bis ich nach der Klausur zu fertig bin, um mich mit ihm zu boxen.

„Hey, kann ich dir kurz was sagen?", meint er und gibt mir mit einem viel zu Hundewelpen ähnlichen Blick eines der hässlichen grauen Tablets. Misstrauisch nehme ich ihm das Ding aus der Hand.

„Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich nicht antworten konnte."

Irritiert schüttle ich den Kopf. Er seufzt tief, macht eine ernsthafte Pause und nimmt sich ebenfalls ein Tablet. Wir wandern die Edelstahlstreben entlang, vorbei an belegten Brötchen mit Algenfleischsubstrat und glitzerndem Wackelpudding. Es gibt unter anderem Fischcurry mit Klebereis, Sommerrollen und etwas wie rosanen Spargel, wahrscheinlich irgendeine Spezialität von einem Planeten, auf dem ich noch nie war.

„Deine E-mails", sagt er und der galaktische Spargel glitscht mir aus der Zange und landet mit einem nassen Geräusch auf dem Boden. Ich drehe mich mit der Zange in der Hand zu ihm um.

„Wir reden nicht über die E-mails. Wir reden nie mehr über diese E-mails!"

Matt lässt seinen Blick von dem Spargel, der inzwischen fünf kleine Füße ausgefahren hat und versucht durch die Beine der Studenten hindurch zu entkommen, zu mir wandern.

„Auf jeden Fall konnte ich nicht antworten. Ich habe sie gar nicht bekommen, bis ich wieder an einer Tankstelle reguläres WLAN hatte."

„Ist okay, alles gut, mach dir da mal keine Gedanken, ich hatte das schon ganz vergessen", sprudelt es aus mir heraus, während ich obercool die Zange zurück zu dem Nicht-Spargel lege und mir stattdessen Curry geben lasse. Diese E-mails sind das schlimmste, was ich jemals an jemanden geschickt habe. Ich schäme mich in Grund und Boden dafür und er spricht es an, als wäre es das Wetter. Den Blick fest auf die dampfende Soße und die Safranfäden gerichtet, die mir der Roboterarm darauf streut, merke ich selbst, wie verstellt meine Stimme gerade geklungen hat.

„Ich habe dich verletzt, das ist mir klar. Ich wusste nur nicht, dass ..."

„Wirklich?", frage ich, nehme meinen Teller zu harsch an mich und drehe mich so schnell zur Salatbar um, dass ich beinahe ein Erstsemester mit Curry getauft hätte, „Müssen wir das jetzt machen? Kann ich zumindest essen davor?"

Matt fischt unbeirrt drei der Spargelmonster aus dem Wasser, versetzt ihnen je einen leichten Klaps mit einem nebenstehenden glockenähnlichen Gerät und holt sich dann vollkommen unbeirrt einen Teller Curry, sowie Sesam-Algensalat auf Lachs und noch irgendwas, das er der einzigen menschlichen Mitarbeiterin im Umkreis von zehn Metern ‚nur zum Probieren' abschwatzt. Ich schiele auf seine Teller hinüber, während er Feta über seine bis oben gefüllte ovale Salatschüssel streut.

„Willst du auch?", fragte er und ich schüttle den Kopf.

„Soll ich für dich mitzahlen? Dann muss ich erst nochmal aufladen gehen."

Matt greift mit übertrieben dramatischer Geste nach dem Olivenöl.

„Bitte", schnaubt er, „Der Staatsdienst ruiniert dir zwar dein Leben, aber sie zahlen dir dein Essen."

Er checkt uns mit dem gefälschten Studierendenausweis aus, den er heute morgen aus seinem AI Spiegel in der Villa gedownloadet hat, und ich bin mir fast sicher, dass man mit dem Guthaben darauf eine Yacht kaufen könnte. Verdammte Sunhunter.

Starshakers (Sunhunters pt. 2)Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu