Kapitel 27

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Der Taxifahrer ließ mich direkt vor Deacons Haus heraus. Es standen bereits so viele PKWs in der Straße, dass ich davon ausging, dass Deacon das halbe Departement eingeladen hatte. Ich strich mir meine imaginären Falten aus dem Pullover und atmete tief durch.
Zielsicher betrat ich das Grundstück über das Gartentor an der Seite und versuchte mir, einen Überblick über die Gäste zu schaffen. Die meisten standen in Grüppchen zusammen und unterhielten sich angeregt - entweder mit einem Bier oder einem Plastikbecher in der Hand. Bevor ich noch weiter orientierungslos herumstehen konnte, rief jemand meinen Namen.
Eine blonde Frau drängelte sich durch die Massen und kam im Schlepptau mit zwei Kindern auf mich zu. Das war unverkennbar Annie. Auch, wenn Deacon mir keine Bilder von seiner Familie gezeigt hätte, würde ich sie an ihrer herzlichen Art und der warmen Ausstrahlung erkennen, von denen ich bereits in Deacons Erzählung zu hören bekam. Sie begrüßte mich mit meiner Umarmung. Annie sah wirklich wunderschön aus mit ihrem geblümten Sommerkleid.
„Alles Gute zum Geburtstag", wünschte ich ihr und reichte ihr eine kleine Tüte. Die Boutique mit Pflegeprodukten und Duftkerzen hatte ich in der letzten Woche in meiner Straße entdeckt und ich dachte, dass Annie das gefallen könnte. Sie bedankte sich mit einem warmen Lächeln.
„Darf ich vorstellen?" Sie fasste den Jungen und das Mädchen an den Schultern. „Das sind Lila und Matthew." Beide reichten mir artig die Hand. Lila war ganz klar ein Verschnitt ihrer Mutter, genau wie Matthew, der nur Deacons Nase und Augen geerbt hatte. Matthew mit seinem Hemd und der Fliege und Lila, die fast dasselbe Kleid wie Annie trug, sahen ganz fabelhaft aus. Fast zum Anbeißen. Vielleicht sollte ich mir die Sache mit dem Kinderwunsch doch noch überlegen. Wie Deacon und Annie das alles schaffte, mit ihren vier Kindern, dem Haus und Deacons Job war mir allerdings ein Rätsel. Annies' Name wurde gerufen. „Entschuldige mich bitte." Mahnend hob sie den Finger und richtete sich an Lila. „Gwen wird nicht belästigt, verstanden?" Sie nickten. „Es ist alles in Ordnung, Annie", widersprach ich. „Das ist kein Problem." Annie warf noch einen tadelnden Blick zu ihrer Tochter und verschwand mit Matthew auf dem Arm wieder zwischen den Menschengruppen.
Ich kniete mich zu Lila runter. „Arbeiten Sie auch mit meinem Vater zusammen?"
Ich nickte. „Ja, ich bin im selben Team wie dein Dad." Lila grinste frech. „Sind Sie auch schon von einem Gebäude gesprungen?"
„Nicht wirklich. Nur beim Training." Lilas Grinsen wurde noch breiter, sodass man ihre Zahnlücke sehen konnte. Das Grinsen könnte nicht stolzer sein. „Mein Dad schon", erwiderte sie. „Er ist auch schon aus einem Helikopter gesprungen. Und er fängt jeden Tag böse Menschen." Ich lächelte. Die Begeisterung für ihren Vater war zum Dahinschmelzen. „Dein Dad ist echt klasse."
Lila ließ ihren Blick über mein Gesicht gleiten. „Sie sind wirklich hübsch, Gwen. Nicht so hübsch wie Mommy, aber trotzdem sehr hübsch." Bevor ich etwas antworten konnte, griff sie nach einer meiner Haarsträhnen, die sich aus meinem Zopf gelöst hatten und zwirbelte sie um ihren kleinen Finger. „Ich mag ihre Haare und ..." Ihre Augen wendeten sich von meinem Haar zum Eingang hinter mir. Lilas Augen leuchteten. „Tante Chris! Da bist du wieder!", schrie sie mit ihrer kindlichen Stimme und flitzte an mir vorbei.
Ich rappelte mich auf und drehte mich um. Lila hatte sich gegen Chris' Beine geworfen, die sie lachend in die Arme nahm. „Na, Lila. Ich habe doch gesagt, dass ich kurz zu meinem Auto gehe." Mich begrüßte Chris mit einem Lächeln und kurzen Winken, was ich erwiderte. Da war es wieder. Dieses Flattern in meinem Bauch, als würde ein Schwarm Schmetterling darin wüten. „Worüber habt ihr beide geredet?", erkundigte sich Chris bei Lila, die endlich von ihr abgelassen hatte. Lila setzte wieder ihr Zahnlückengrinsen auf und stellte sich dann auf ihre Zehenspitzen, um Chris etwas ins Ohr zu flüstern. Ein Lächeln legte sich auf Chris' Lippen. Sie sah zu mir, betrachtete mich von oben bis unten, mit einem Blick, der meine Knie weichen werden ließ. Ein wenig verunsichert spielte ich am Riemen meiner Handtasche. „Ja", sagte Chris schließlich. „Da gebe ich dir recht, Lila. Sie sieht sehr hübsch aus." Ich hoffte inständig, dass ich nicht rot wurde. Doch gegen mein Grinsen konnte ich nichts tun. Ich schaute auf meine Stiefelspitzen, konzentrierte mich nur darauf, um meine Gesichtsfarbe unter Kontrolle zu halten.
Mir wurde plötzlich ziemlich warm in meinem Pullover. Unauffällig versuchte ich, den Kragen ein Stück herunterzuziehen, während Lila sich von Chris löste und ins Haus verschwand.
„Lila ist wirklich süß", meinte ich, als Chris das Gartentor hinter sich schloss. „Ja, das ist sie", stimmte sie mir zu.
„Sind die anderen schon da?" Chris nickte und schlug eine Richtung ein. Ich folgte ihr. „Fast alle. Tan und Bonnie fehlen noch. Sie sind bestimmt noch anderweitig beschäftigt." Ich verzog bei meinen Vorstellungen angeekelt das Gesicht. „Chris!", entgegnete ich empört. Sie zuckte unschuldig mit den Schultern, jedoch mit einem Feixen im Gesicht.
„Na los, komm. Die anderen halten uns die Plätze frei." Auch, wenn Chris nur eine einfache helle Jeans mit einem weißen T-Shirt und einer Jeansjacke trug, sah sie umwerfend aus. Besonders, weil sie ihre kinnlangen Haare heute endlich mal offen trug. „Ganz schön viele Leute", bemerkte ich, als wir uns durch eine weitere Gruppe quetschen mussten.
„Ja, ich wusste gar nicht, dass Deacon so viele Leute kennt." Ich wich einem Mann aus, der einen gefährlich großen Schritt nach hinten machte und mich beinahe umrannte. Chris sah sich einige Meter weiter vorne suchend nach mir um und griff nach meinem Arm, um mich hinter sich herzuziehen. „Ich wusste gar nicht, dass es überhaupt so viele Leute im Departement gibt", antwortete ich. Die kleinen Stromschläge auf meiner Haut, versuchte ich, zu ignorieren. Als wir endlich am Ende des Gartens an einer Gruppensitzbank ankamen, ließ ich mich auf die freie Sitzbank gegenüber von Street und Luca fallen. Chris setzte sich neben mich.
Von hier aus sah die Menge der Gäste noch größer aus. Es war das erste Mal, dass ich mich richtig umsehen konnte. Deacon und Annie hatten sich große Mühe gegeben mit der Dekoration und Herrichtung ihres Gartens. An den Bäumen und Zäunen hingen Lichterketten, bunte Luftballons und Girlanden in bunten Farben. Im Pool schwammen unzählige Luftmatratzen und schwimmende Teelichter. Auf den riesigen Grill briet inzwischen das erste Fleisch, dessen Geruch meinen Magen grummeln ließ. An der aufgestellten Bar daneben tummelte sich einige Gäste, die auf ihre Getränke warteten und hinter dieser Bar standen eine Unmenge an Flaschen, die dafür ausreichen würde, dass wir morgen alle einen heftigen Kater haben würden. Selbst Gitarren-Musik wurde durch einen Lautsprecher auf der Veranda gespielt und gab der ganzen Situation eine angenehme Atmosphäre.
„Annie hat sich mal wieder selbst übertroffen", sagte Street, als er meinen Gesichtsausdruck sah. Luca, Chris und ich stimmten ihm zu. „Ich dachte, die Sommerparty letztes Jahr wäre schon gigantisch, aber das ..."
„Übertrifft es", beendete Luca seinen Satz. Chris erhob sich. „Ich werde uns mal etwas zu Trinken besorgen, bevor die Bar überfüllt ist." Damit wurde sich auch schon von der Menschenmenge verschluckt. Auch Luca stand auf. „Irgendwer muss ihr doch mit dem Tragen helfen", meinte er entschuldigend und eilte ihre hinterher.
Street tippte derweil auf seinem Smartphone umher und grinste dümmlich vor sich her. Ich wollte ihn fragen, was er so lustig fand, doch da kam bereits der Rest unserer Gruppe zurück.
Chris stellte einen roten Plastikbecher vor mir ab, den ich dankend nahm und an meine Nase hielt. Es roch süßlich, doch ich konnte das Getränk nicht zuordnen. „Was ist das?", fragte ich an Chris gerichtet. „Find's heraus", erwiderte sie mit einem anzüglich Grinsen, das meinen Hals trocken werden ließ. Vorsichtig nahm ich einen Schluck. Zuerst schmeckte das Getränk süß, beinahe wie Saft. Aber als ich es herunterschluckte, brannte meine Kehle wie Feuer. Ich musste husten. Die anderen brachen in Gelächter aus. 
Chris klopfte mir hilfsbereit auf den Rücken. „Müssen wir dir wirklich noch das Trinken beibringen, Hernandez?" Ich zeigte ihr grinsend den Mittelfingern, auf den sie wieder mit einem Lachen.
Die nächsten Schlucke waren eindeutig besser. Ich war auf das Brennen vorbereitet und nach drei weiteren Schlücken merkte ich den Alkohol in meinem Hals beinahe nicht mehr. Was das genau für ein Gebräu war, wollte ich dennoch lieber nicht wissen. Es brachte meine Beine zum Kribbeln, das reichte. Während ich meinen Becher leerte, nahm ich im Augenwinkel wahr, wie Chris meine Bewegungen beobachtete, doch diesmal ließ ich mich nicht aus der Fassung bringen.
In der letzten Stunde schienen noch mehr Gäste gekommen zu sein. Deacon hatte sich kurz zu uns gesetzt, bis er neue Leute in Empfang nehmen musste. Ich war bereits bei meinem vierten Becher mit Chris' geheimnisvollen Gemisch. Die Nervosität, die ich anfänglich neben Chris gespürt hatte, war bereits vor einer halben Stunde von mir gewichen. Ich fühlte mich tatsächlich sogar entspannt.
Street sah immer noch verdächtig oft auf sein Handy und tippte nun schon seit geschlagenen zehn Minuten darauf herum - mit so einem dicken Grinsen im Gesicht, dass mir langsam übel wurde.
Auch Chris hatte es bemerkt, denn sie sah so aus, wie ich mich fühlte. Ich trat Street gegen sein Schienbein. Beim ersten Mal bekam er es gar nicht mit. Beim zweiten Mal trat ich fester zu. Street zuckte zusammen und verzog schmerzhaft das Gesicht. „Was habe ich getan?"
„Du grinst", erwiderte ich. „Ich grinse?", wiederholte er verwirrt.
„Ja, während du schreibst, grinst du. Das ist ..." Ich suchte nach einem richtigen Wort.
„Eklig", schlug Chris vor. Auch, wenn das nicht meine erste Wahl gewesen wäre, nickte ich. Street rollte mit den Augen und widmete sich wieder seinem Handy. Diesmal war Chris es, die ihm einen Tritt unter dem Tisch verpasste.
„Jetzt sag schon, Street. Wer ist es dieses Mal?", wollte sie wissen. Er schaltete sein Telefon aus und steckte es in seine Hosentasche. „Na gut", meinte er resigniert. „Ich habe da jemanden kennengelernt."
„Das tust du ständig", warf ich ein und erntete dafür einen bösen Blick. Entschuldigend hob ich die Hände.
„Nein", widersprach Street. „Nicht so."
„Also was Längerfristiges?", hakte Chris nach. Street bejahte. „Und wer ist es?" Chris' Stimme triefte vor Ungeduld. „Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen." Street seufzte. „Sie heißt Mia. Ich habe sie vor ein paar Tagen in einem Café kennengelernt und seitdem hatten wir ein paar Dates. Es scheint wirklich gut zu laufen. Das passt mit uns."
„Warum hast du sie heute nicht mitgebracht?", wollte ich wissen. Dann hätte er sie uns wenigstens vorstellen können. „Sie muss noch an einem Fall in ihrer Kanzlei arbeiten. Sie ist Anwältin und das eine sehr gute."
„Und du denkst, Mia ist die Richtige?" Dass Chris davon nicht überzeugt war, war nicht zu überhören. Ich stieß ihr mit dem Ellenbogen in die Seite und beugte mich zu Street. „Das hört sich super an, Street. Ich ... wir freuen uns für dich." Ich warf Chris einen kritischen Blick zu, bis sie schließlich leicht nickte. „Dann muss ich deinen Frauengeschmack wohl doch nicht ganz über Bord werfen."
Ich lehnte mich wieder zurück. Street sah mich empört an. „Hattest du das vor?" Ich verkniff mir ein Grinsen. „Zwischenzeitig schon", gab ich zu. Bei seinen vorherigen Bettgeschichten und Freundinnen hatte ich auch jedes Recht dazu. Gespielt verletzt griff er sich an seine Brust. Hilfesuchend sah er zu Chris, die versuchte ihren amüsanten Blick zu verstecken, indem sie an ihrem Becher nippte. „Was? Findest du das etwa auch, Chris?" Nach einigen Sekunden stellte Chris den Becher ab. „Manchmal ist dein Frauengeschmack etwas bedürftig. Aber hey - deine Sache."

Als ich gerade meinen nächsten Becher leerte, tauchten Bonnie und Tan auf. „Es tut mir leid, dass wir zu spät sind", kam es von Tan. Bonnie setzte sich neben mich, Tan nahm bei den Jungs Platz. „Weil sich jemand nicht entscheiden konnte, was er anzieht."
Bonnie kniff wütend ihre Augen zusammen. „Und weil jemand eine gesamte Stunde das Bad blockiert hat."
Street unterbrach die Diskussion. „Ihr habt es beide doch noch hierher geschafft und es auch noch nichts Außergewöhnliches passiert." Tan nahm Luca das Bier ab, das dieser ihm hinhielt und prostete uns zu, nachdem Luca die restlichen Getränke verteilt hatte. Aufhören zu trinken, wäre wahrscheinlich die beste Idee für mich, aber ich hatte morgen frei. Das hieß, ich musste weder früh aufstehen, noch lagen irgendwelche gefährdeten Leben in meinen Händen.
„Street und Chris sind also noch nicht halbnackt vom Dach gesprungen?" Ich verschluckte mich an meinem Cocktail und sah fragend zu Tan. Chris vergrub ihren hochroten Kopf in den Händen und Street schien sein Bier auf einmal besonders langsam zu trinken. Ratlos schaute ich in die Runde - in der Hoffnung, dass ich mich jemand aufklärte, denn diese Erklärung interessierte mich brennend. Als Tan sich beruhigt hatte, drehte er sich zu mir. „Schade, dass du letztes Jahr nicht dabei warst, Gwen."
„Tan", protestierte Chris leise, doch Tan ließ sich nicht weiter beirren. „Street und Chris haben nur zu tief ins Glas geschaut und sind dann auf die glorreiche Idee gekommen, in Unterwäsche vom zweiten Stock in den Pool zu springen." Ich stellte mir diese Szene bildlich in meinen Gedanken vor und musste Lachen. Mein Bedauern, dass ich dieses Erlebnis verpasst hatte, war groß.
Ich bemerkte, dass mein Becher erneut leer war. Ich sollte eindeutig langsamer trinken, nicht, dass ich später Unternehmungen machte, die ich bereuen würde und damit meinte ich nicht, halbnackt von einem Überdach zu springen. Als hätte ich meine Gedanken laut ausgesprochen, sah Chris mich an und wir hielten für zwei oder drei Sekunden Augenkontakt.
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Einige Gäste waren schon gegangen, doch der Garten blieb immer noch überfüllt. Und auch der Alkohol schien bei allen seine Wirkung zu zeigen. Die Stimmen wurden lauter und auch die Lautstärker der Musik wurde erhöht. Der Saft wirkte auch. Mein Puls arbeitete nun nicht mehr ständig auf Hochtouren und meine Hitzewallungen hielten sich zum Glück auch in Grenzen.
Doch das Kribbeln, wenn Chris mich zufällig am Arm oder am Bein berührte, oder ich sie, verschwand nicht. Ich wusste nicht, wann oder wie es geschah, doch irgendwann hatte ich meine überschlagenen Beine an ihres gelehnt. Es schien Chris nicht zu stören. Sie bedachte mich nur kurz mit einem Blick, zog ihr Bein jedoch nicht weg. Wahrscheinlich war es für sie nichts Großes - nur eine unbewusste Berührung. Für mich war es das nicht. Ich spürte jeden Millimeter ihres Körpers an meinem. Jede Bewegung, die sich machte, spürte ich wie eine Welle Stromschläge an meinem Bein, die mich durchfluteten.
Bei Street und Luca schien der Alkohol besonders zu wirken, denn sie lallten schon leicht. Ich genoss die Stimmung in vollen Zügen. Ich fühlte mich wohl zwischen diesen ganzen Leuten, die nicht einmal ein Jahr kannte und die mir doch gewaltig ans Herz gewachsen waren,
Luca erzählte gerade von einem Einsatz, als Chris aufstand. „Wo willst du hin?", flüsterte ich. Ich betete, dass ich nicht lallte, denn meine Zunge fühlte sich beim Sprechen bleischwer an. „Ich komme gleich wieder. Ich brauche nur ein bisschen Luft." Ich blickte ihr hinterher, beobachte sie, wie sie hinter dem Gartentor verschwand und klinkte mich wieder in das Gruppengespräch ein. Luca erzählte etwas von fünfzehn Scharfschützen, die er alleine erledigt hatte. Seine Geschichten entsprachen sicherlich nur der halben Wahrheit, doch ich behielt mein Kommentar für mich und versuchte, nicht zu lachen, während ich seinen Erzählungen lauschte.
Ich hatte das Gefühl, je länger die Nacht wurde, desto mehr Gegner kamen in Lucas' Erlebnissen vor. „Und alle erledigt waren, kamen nochmal siebzehn dazu", erzählte er. Street boxte ihn leicht. „Luca, übertreib nicht", ermahnte er in. Luca sah ihn ernst an. Dabei wippte sein Kopf immer wieder ein Stück zur Seite, weshalb ihn niemand mehr wirklich ernst nehmen konnte.
„Ich übertreibe nicht, Jim. Es waren siebzehn. Da verwette ich meine Marke drauf." Street hob ergeben die Hände. „Na gut, dann waren es siebzehn", gab Street sich geschlagen.
„Was? Siebzehn? Ich meinte zwanzig", berichtige sich Luca. Ich konnte mein Lachen nicht mehr zurückhalten und brach mit den anderen in schallendes Gelächter aus.
Ich warf einen Blick zum Gartentor, aus dem Chris vor einer halben Stunde verschwunden war. In mir breitete sich kein gutes Gefühl aus, wenn ich daran dachte, dass sie mitten in der Nacht alleine herumirrte. Chris konnte sicherlich gut alleine auf sich aufpassen, aber sie war immerhin nicht mehr nüchtern und wer weiß, wer sich zu dieser späten Zeit auf den Straßen herumtrieb.
„Ich gehe mal kurz auf die Toilette", sagte ich und rutschte von der Bank. Ohne, dass es jemand mitbekam, griff ich nach halb-vollen Whiskyflasche, die neben der Bank stand. Kurz verschwamm alles vor meinen Augen. Vielleicht hatte ich doch etwas zu viel getrunken. Ich schüttelte mich kurz und stolperte dann aus dem Garten.

everything i ever wantedDonde viven las historias. Descúbrelo ahora