25. Kapitel

1K 217 49
                                    

Louis:

„Du bist froh, dass er weg ist." – „Red keine Scheiße." Cayla verdreht die Augen. „Das war fies von dir, Louis." – „War es nicht", widerspreche ich und trinke mein Bier. „War es wohl." – „Was habe ich getan?" Fragend sehe ich sie an. Cayla seufzt. „Der Kerl hat ganz offensichtlich nicht viel Erfahrung damit, neue Leute kennenzulernen und du lässt ihn so auflaufen", antwortet sie mir. „Ich habe nicht –" – „Hast du wohl", fällt sie mir ins Wort. „Und jetzt hat er sich in sein Zimmer verzogen." – „Das ist doch nicht meine Schuld!", widerspreche ich sofort. Was will sie denn jetzt von mir? „Willst du jetzt Babysitter für den Engländer spielen?" – „Louis, stell dich nicht so an." Sie verschränkt die Arme vor der Brust.

Ich schüttle den Kopf. „Ich bin hier, um zu gewinnen, nicht um einem unseren Kerl zu helfen, hier Freunde zu finden. Ich kann verstehen, dass es scheiße ist, hier alleine zu sein, aber es ist nicht meine Aufgabe, ihm Sozialkompetenz beizubringen." – „Manchmal bist du echt ein Arschloch." – „Kannst du es echt nicht verstehen?" Sie seufzt. „Doch." Ich wusste, dass sie meiner Meinung ist. Hier geht es jedem Sportler so: Man selbst kommt zuerst. Cayla ist da nicht anders. Allerdings mag sie es nicht zu sehen, wenn jemand allein nicht klar kommt. Nicht, dass ich es mögen würde, manchmal ist es mir nur egal, wenn ich weitaus wichtigeres zu tun habe.

„Louis Tomlinson, richtig?" Ein Kerl in unserem Alter stellt sich zu uns. „Sollte ich dich kennen?", frage ich und krame in meinem Kopf. Wo habe ich dieses Gesicht nur schon einmal gesehen? „Oliver Havering", hilft Cayla mir aus der Patsche. „Ich wusste nicht, dass ich dich hier sehen werde." – „Olympia ohne mich?" Er grinst und schüttelt den Kopf. „Nicht nach letztem Jahr." Cayla umarmt Oliver kurz. „Ihr kennt euch?", frage ich verwundert. „Oliver ist Turner für Irland", erklärt sie mir. „Früher, als ich noch bei dem kleineren Verein war, haben wir im Winter nicht auf unserem Außengelände trainieren können, deswegen haben wir ein paar Mal in der Woche in einer Sporthalle trainiert." – „Lass mich raten, in dieser Halle hat Oliver trainiert", schlussfolgere ich. „Sie hat mich einmal fast abgeschossen." – „Stimmt gar nicht!" – „Stimmt wohl." – „Du bist in meine Schusslinie gelaufen." – „Was ein Bullshit."

Grinsend sehe ich zwischen den beiden hin und her. „Louis! Du hast mir zu glauben!" – „Weil ich dein bester Freund bin?" – „Genau." – „Genau deswegen, glaube ich ihm diese Geschichte." – „Arschloch", antwortet Cayla. Sie nimmt mir mein leeren Bier ab und geht zur Bar. Ich schmunzle und sehe zu Oliver. „Sorry, dass ich dich nicht erkannt habe. Jetzt weiß ich wieder, woher ich dein Gesicht kenne." – „Die Werbung?" – „Ja." Olivers Gesicht hat nach den letzten Olympischen Spielen überall in den Innenstädten gehangen, um Rasierer zu bewerben. So einen Werbedeal hätte ich auch gerne eines Tages. Vielleicht noch dieses Jahr, das könnte ich mir gut vorstellen.

„Deine ersten Spiele?" – „Und nicht die letzten", prophezeie ich. „Du schaffst es irgendwie, dass das weder arrogant noch hochnäsig klingt." – „Und wie klingt es dann?", möchte ich wissen und mustere ihn einen kurzen Moment. „Zielstrebig und ehrgeizig." Seine Lippen umspielt ein leichtes Lächeln. Ich bin mir nicht sicher, ob er es gemerkt hat, wie ich für einen kurzen Augenblick an ihm herab gesehen habe. In der Sportwelt muss man vorsichtig sein. Zwar sind wir hier in beim Fußball oder beim Eishockey, aber vollkommen vorurteilsfrei ist es hier dennoch nicht. Allerdings ist es deutlich besser als in Mannschaftssportarten. Ich sehe kurz zu Cayla. Sie steht immer noch an der Bar und unterhält sich gerade mit einer anderen Sportlerin. Und diese andere Sportlerin hat scheinbar mein Bier bekommen.

„Ich schätze, wenn du dein Bier noch haben willst, musst du es dir selbst holen gehen." – „Ich bin Kummer gewöhnt", antworte ich und Oliver lacht. „Ihr kennt euch schon länger, oder?" – „Ein paar Jahre", nicke ich. „Aber sonst kenne ich die anderen Athleten nur flüchtig", füge ich hinzu. „Das ändert sich in den nächsten Tagen. Und jetzt kennst du mich schon." Ich grinse und nicke. „Das ist ein guter Anfang." Olivers Augen wandern ein kleines Stück. Genug, dass ich es bemerke und er meine Reaktion beobachten kann. „Möchtest du noch etwas trinken?" – „Und mich an die volle Bar quetschen?" Ich zögere, als er das fragt. Und als ich zögere, geht er einen kleinen Schritt zurück. Es ist wie ein Drahtseilakt. Ich kann nicht gut Turnen, aber diese Balance zu halten, habe ich über die letzten Jahre perfektioniert. „Möchtest du Bier?" – „Gerne", nickt er. Ich gehe zu einem der Kellner.

„Können Sie vier Bierflaschen auf das Zimmer 289 im irischen Gebäude bringen lassen? Innerhalb von fünf Minuten." – „Natürlich, gerne." – „Perfekt, danke." Der Kellner schlägt den Weg hinter die Bar ein und ich gehe zurück zu Oliver. „Für Bier ist gesorgt." Fragend sieht er mich an. „Ich wusste deine Zimmernummer nicht." – „Sollen wir Cayla Bescheid sagen?" In diesem Moment sieht sie zu uns. Ihr Gesichtsausdruck ist fragend und sie hebt kurz ihre Bierflasche. Sie möchte wissen, ob ich mein Bier doch noch möchte. Ich lächle nur scheinheilig. Sie verdreht die Augen. Sie weiß, was los ist, diesen Gesichtsausdruck, kennt sie von mir. Dann zuckt sie mit einer Schulter und lächelt ebenfalls.

„Fertig." – „So kommuniziert, ihr? Gruselig." Ich lache und wir verlassen den großen Raum. „Ein bisschen, ja." – „Ist die deswegen an der Bar geblieben?", fragt er und öffnet mir die Tür. Die Anlage ist sanft beleuchtet und kühle Nachtluft empfängt uns. Die Rasensprenger sind angeschaltet und durch den Wind trifft einen hier und da ein wenig Wasser. „Ich habe mir geschworen, dass ich es nicht machen werde", meint Oliver plötzlich. „Was, Bier trinken?" – „Mich abschleppen lassen." Lassen. Nicht selbst jemanden abschleppen. Ich grinse verschmitzt und zucke mit den Schultern. „War auch nicht mein Plan, aber ich bin umgeben, von Profisportlern." – „Und da konntest du nicht widerstehen?" – „Wieso sollte ich das tun?", erwidere ich und wir betreten das Gebäude. Der Aufzug kommt schnell und sobald wir darin sind, trete ich an Oliver heran. Sein Blick ist herausfordernd, abwartend. Verdammt, genau das, worauf ich stehe. Er weiß genau, was er will. Mir geht es nicht anders.

Noch bevor sich die Türen ganz geschlossen haben, küsse ich ihn. Oliver ist etwa so groß wie ich. Ich mag es nicht sonderlich, wenn jemand sehr viel größer ist als ich. Es ist gut so. Wir wollen beide Sex. Mit viel Gefühl hat das hier nichts zu tun, aber das brauche ich auch nicht. Er ist heiß und nicht hetero. Und ich bin ziemlich sicher, dass er mir seinen Arsch geben wird. Das ist es, worauf es ankommt. Ich brauche ihn nicht zu fragen, aber ich bin mir sicher, er ist ebenso wenig auf der Suche, nach Romanik, wie ich. Zumindest hier. Für Romanik ist bei den Olympischen Spielen keine Zeit, wieso also nicht Spaß haben? Außerdem tritt er für Irland an, alles andere wäre unvertretbar.

Er stöhnt gegen meine Lippen, als ich mein Knie zwischen seine dränge. Er ist hart und sein Schwanz drückt gegen seine Anzughose. Zufrieden lächle ich, als ich merke, wie sein Körper auf mich reagiert. Ein leises „Pling" ertönt und die Aufzugtüren öffnen sich. Wir laufen über den Flur. Niemand außer uns ist hier. Schnell öffne die mein Zimmer. Oliver streift die Schuhe ab und stellt sie zu meinen. Ich gehe zum Kühlschrank und öffne ihn. Vier Bierflaschen stehen dort. Perfekt. „Erst Sex?" – „Meinst du echt, ich will jetzt hier sitzen und Bier trinken? Das können wir danach tun", antwortet er mir und knöpft mein Hemd auf. Ich küsse seinen Hals und öffne seinen Gürtel. Oliver gibt sich mir jetzt schon hin.

„Willst du... hast du Kondome?" – „Und Gleitgel", antworte ich. Ich habe es vorsichtshalber eingepackt. Kurz hatte ich gezögert, als ich meine Sachen zusammengesucht habe, aber dann dachte ich mir, ich nehme es lieber mit und merke, dass es unnötig war, als es zuhause zu lassen und es zu bereuen. Mein Hemd landet auf dem Boden und krame die Sachen heraus. Oliver zieht sich aus. Mein Blick bleibt auf seinem Körper haften. Ich habe eine gute Wahl getroffen. Noch lässt er die Shots an. Er legt sich in die Mitte meines Bettes und lässt ungeniert seinen Blick über meinen Körper schweifen. „Hätte ich vorher fragen sollen, ob du Bottom oder Top bist?" – „Wieso?" – „Dein Arsch ist dafür gemacht, dass man ihn nimmt", antwortet er mir. Ich schmunzle. „Ich weiß." Er seufzt leise. „Ich toppe lieber", füge ich direkt danach hinzu und seine Miene erhellt sich wieder. „Ich schätze, das war eine gute Nachricht." – „Das werde ich erst gleich beurteilen können", antwortet er mir und zieht mich zu sich, um mich zu küssen. Und wie er das gleich beurteilen kann.

Ich weiß nicht, was Liam an Sex mit Gefühlen so wunderbar findet, wenn ich das hier haben kann. Nicht viel Geplänkel, nicht viel kitschiges Gerede, einfach guter Sex. Viel Sex. Und das sogar, ohne, dass ich danach mein Bett teilen muss. Es ist mitten in der Nacht, als Oliver seine Shorts und sein Shirt anzieht. Das Bier haben wir in einer kurzen Pause getrunken, bevor wir noch einmal Sex hatten. Jetzt war er im Badezimmer und schnappt sich als letztes seine Schuhe. „Gute Nacht, Louis. Vielleicht sehen wir uns die Tage." – „Wenn ich Zeit habe, gerne", antworte ich. Wir wissen beide, was damit gemeint ist. Wir wollen dasselbe. 

-- -- -- -- --

Louis hatte Sex. Nicht mir Harry. Ist es unnötig zu Fragen, was ihr davon haltet? 

Love, L

Under The SurfaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt