66. Kapitel

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Harry:

Louis ist mein fester Freund. Man hätte mir das mal vor zehn Jahren auf dem Rückflug von Ibiza erzählen sollen. Niemals hätte ich das geglaubt. Und nach Silvester noch weniger. Wie gerne ich ich küssen würde. Ich will mich einfach auf seinen Schoß setzen und ihn so lange küssen, bis er mich nimmt und in mein Zimmer bringt. Oder in seins, das ist mir egal. Plötzlich verziehen Louis' Lippen sich zu einem Grinsen. Ich sehe ihn fragend an. „Erwischt", meint er nur. „Uhm... ich habe nichts getan." – „Aber gedacht", antwortet er mir. Verdammt. „Heute Abend. Ich werde heute Abend zu dir kommen und dich verwöhnen." – „Mich verwöhnen?" Ich spüre sofort, wie meine Wangen wärmer werden. „Du stellst dir etwas vor", bemerkt er und kurz möchte ich widersprechen, aber vermutlich wäre das unsinnig. Er weiß es doch sowieso schon.

„Du weißt, dass das fies ist, oder?", frage ich also hingegen provokant und Louis schmunzelt. „Meinst du, für mich ist es einfacher? Zu wissen, dass du dich mir nachher hingibst und ich deinen Körper küssen kann? Dich berühren und verführen kann? Glaubst du, ich finde es gut, jetzt noch so lange warten zu müssen, bis wir..." – „Okay, stopp!", falle ich ihm ins Wort. Er lächelt verschmitzt. Seine leise Stimme und sein durchdringender Blick hat offenbar sein Ziel nicht verfehlt. Ich zupfe an meiner Hose und versuche das Kopfkino auszuschalten, dass sich in meinen Gedanken gerade in den Vordergrund gedrängt hat. 

„Das ist nicht nett von dir." – „Ich finde es sehr schön, dass du auf meine Worte so reagierst", antwortet er mir ehrlich. „Mach das bitte nicht, wenn die Kameras angeschaltet sind." – „Natürlich nicht", antwortet er mir sofort und schüttelt den Kopf. „Den Anblick bekomme nur ich." – „Was?", frage ich mit dünner Stimme. „Wenn du errötest, deine Hose zurecht zupfst und dein Blick verrät, dass du gerade erregt bist und nicht möchtest, dass es jemand mit bekommt. Ich möchte garantiert nicht, dass das die ganze Welt sieht." Ich schmunzle. „Dann ist ja gut."

Ich mag es, wenn er so direkt ist. Am Anfang wusste ich nicht genau, wie ich damit umgehen soll, doch inzwischen weiß ich, wie er diese Aussagen meint. Ich komme damit klar, ich steh irgendwie drauf. Ist das verwerflich? Nein, in Büchern ist es das nie, es ist nur immer wirklich heiß. Ich dachte nie, dass es wirklich so heiß sein kann, wenn jemand so mit einem redet, aber wenn Louis es tut, puh. Er weiß ganz genau, wie es auf mich wirkt und auf eine Art und Weise macht es das noch besser. Im gleichen Moment ertappe ich mich dabei, wie ich darüber nachdenke, mir nachher von ihm zu nehmen, was ich will. Er findet mich heiß, attraktiv und er lässt keine Sekunde aus, um es mir zu zeigen. Es fühlt sich gut an, so gewollt zu werden.

Kurz kommt mir der Gedanke, mich zu Louis zu schleichen. Ich stehe nur in Shorts vor dem Spiegel in meinem Zimmer. Der Anzug und das Hemd liegt auf meinem Bett. Ich betrachte meine Haare. Irgendetwas muss ich damit gleich noch machen. Ich habe noch ein bisschen Zeit, aber ich bin immer gerne ein wenig früher fertig, als ich muss. Pünktlichkeit ist eine Tugend. Wie oft hat meine Mutter diesen Satz gesagt. Es ging nie darum, dass ich eine halbe Stunde zu spät war, es ging um fünf Minuten. Ich seufze und sehe auf den Anzug auf dem Bett. Er sieht gut aus, aber sehr... langweilig. Schwarze Hose, Schwarzes Jackett und blaues Hemd. Ich zögere. Dann greife ich nach dem blauen, glänzenden Hemd. Ich lege es dazu. Meine Mutter wird mich umbringen.

Dann beschließe ich, dass ich es einfach mal anprobieren kann. Wenig später betrachte ich mich wieder im Spiegel. Irgendwie sieht es gut aus aber irgendwie auch wieder nicht. Etwas stimmt nicht ganz. Skeptisch mustere ich mein Outfit. Ich mag dieses Hemd aber irgendwie... es passt nicht richtig. Gemma wüsste jetzt bestimmt, was ich ändern sollte, damit alles zusammen passt. Ich seufze und zupfe an meinen Locken. Die muss ich definitiv anders stylen. Ich hab eine kleine Tube Haarspray dabei und auch Wachs, aber ich habe beides fast noch nie benutzt. Ich gehe ins Bad und versuche mich daran zu erinnern, wie ich die Haare an Silvester hatte. Sie waren nach hinten gestylt, dass mir die Locken nicht ständig ins Gesicht fallen. Ich nehme ein bisschen Wax und streiche es in meine Haare. Es klappt ganz gut, es ist einfacher, als ich dachte.

Trotzdem bin ich froh, etwas mehr Zeit eingeplant zu haben. Meine Frisur kann ich tatsächlich sehen lassen. Ich bewege meinen Kopf hin und her. Meine Kieferpartie sieht man jetzt viel besser als sonst und ich sehe erwachsener aus. Okay, weiter. Ich öffne das Jackett und öffne zwei Knöpfe des Hemds. Die Kette von Gemma trage ich darunter. Im Prinzip ist es inzwischen meine Kette. Ich habe sie ihr seit Silvester damals nicht mehr wiedergegeben. Als ich wieder in London angekommen bin, ist es mir aufgefallen. Ich habe sie sofort angerufen und es ihr gesagt, aber sie meinte nur, ich kann die Kette behalten. Sie steht mir gut und wenn ich mal ausgehen würde, hätte ich ein Accessoire. Es sieht gut aus. Ein bisschen wie das Outfit von Silvester, aber besser, erwachsener.

Zufrieden hänge ich das andere Hemd zurück in den Schrank. Als ich auf die Uhr schaue, bemerke ich, dass ich noch eine Viertelstunde habe. Ohne groß darüber nachzudenken, beschließe ich, zu Louis zu gehen. Ich schnappe mir meine Sachen und verlasse mein Zimmer. Mein Handy und meine Zimmerkarte, mehr brauche ich gerade nicht. Der Ausweis, der mich als Olympionike kennzeichnet, ist in der Tasche des Jacketts. Ich klopfe an Louis' Zimmer.

„Sekunde!", höre ich ihn von drinnen rufen. Ich sehe mich um. Ich bin alleine auf dem Flur. Zum Glück. Er öffnet und sieht mich überrascht an. „Harry." – „Hi." – „Was machst du hier?", fragt er irritiert. „Uhm..." – „Sorry. Komm rein. Ich dachte, du wärst Lottie." – „Nein, offenbar nicht", lächle ich schief und schließe die Tür hinter mir. Louis macht sich noch seine Haare. Er steht im Bad vor dem Spiegel. Ich lehne mich an den Türrahmen und beobachte ihn. Er ist attraktiv, wenn er sich fertig macht. Er sieht mich durch den Spiegel an. „Fuck." – „Mhm?" – „Du siehst echt gut aus." Er dreht sich um und betrachtet mich. „Ich mag, was du mit deinen Haaren gemacht hast." – „Danke", lächle ich und checke im Spiegel kurz, ob sie immer noch so liegen, wie sie sollen. Tun sie. Es hält alles. „Ich glaube, wenn ich dich so das erste Mal gesehen hätte, hätte ich dich vielleicht sogar wiedererkannt", meint er dann. „Meinst du?", frage ich überrascht. Er berührt den Kragen meines Hemdes. Dann streicht er über meine Haut daneben. Er lässt seine Fingerspitzen über meinen Hals, mein Schlüsselbein und über meine Brust gleiten. „Ich hoffe es. Vielleicht rede ich es mir auch nur ein" gibt er zu.

„Bestimmt hättest du mich erkannt", schmunzle ich amüsiert und lege einen Arm locker auf seine Schulter. „Ich will dir dieses Hemd ausziehen. Oder nein, du lässt es nachher an, aber du öffnest es", raunt er mit tiefer Stimme. Ich sehe genau, dass er sich das Bild gerade ausmalt. Herr Gott, das ist so heiß. „Mach das nicht schon wieder." – „Mit dir reden?" – „Du weißt, was ich meine", antworte ich und verziehe die Lippen. „Das ist gemein. Wir haben nicht mehr viel Zeit, bis wir unten sein müssen." – „Ich sag nichts mehr", antwortet er und hebt die Hände ergebend. „Danke." Dann grinst er verschmitzt und provokant. Er legt eine Hand auf meinen unteren Rücken, zieht mich zu sich und dann küsst er mich. Er küsst mich heiß und verlangend und bestimmend und ... verdammt, er küsst mich so tief und heftig, dass meine Knie auf der Stelle weich werden. Wenn er so weiter macht, vergesse ich wohlmöglich noch die Eröffnungsfeier und finde mich für die nächsten Stunden nackt in Louis' Bett wieder.

„Ich bin... du hast..." – „Ich bin auch hart", meint er ungeniert und ich sehe an ihm herab. Stimmt. „Ich kann so nicht runter gehen." – „Du hast noch die Zeit, die wir im Fahrstuhl stehen." – „Das reicht doch niemals!", beschwere ich mich, als er seine Sachen zusammen sucht und die Zimmertür öffnet. Ich schiele auf den Flur. Hier ist einige, aber niemand schenkt und Beachtung. Ich zupfe wieder an meiner Hose und atme tief durch. Einfach wieder beruhigen. Gleich sehe ich Louis nicht mehr. Er ist nicht mehr in meiner Nähe, und mein Körper und mein Verstand kann sich wieder beruhigen.

Louis und ich steigen in den Aufzug. Zu uns steigen noch einige anderen Sportler. Ich stehe mit dem Rücken direkt zur Wand. Louis steht neben mir und die anderen Sportler sehen wir nur von hinten. Plötzlich spüre ich seine Hand an meinem Rücken. Ich zucke zusammen und presse die Lippen aufeinander. Sie gleitet nach untern und liegt schließlich auf meinem Hintern. Er drückt leicht zu und ich spüre, wie ich wieder erregt werde. Mist. Ich schiele zu ihm. Er schmunzelt wissend, lässt sich aber sonst nicht anmerken. Mein Gesicht ist mit Sicherheit dunkelrot. Kurz bevor die Türen sich wieder öffnen. Nimmt er die Hand weg und richtet lässig seine Ärmel, als wäre nichts gewesen. Mein Herz hingegen klopf mir bis zum Hals und meine Knie sind genauso weich wie vorhin schon.

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Harry hat etwas anderes angezogen als geplant und Louis fängt an, ihn zu provozieren. Ob das gut geht? 

Love, L

Under The SurfaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt