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Das möchtegern Schneewittchen hier wird dich bald für lange Zeit in den Knast befördern, du Arschloch!" Meine Gedanken tobten und hätten ihm am liebsten das entgegen geschrien, doch nach außen hin wirkte ich wie die Ruhe selbst.

Valeria schnaubte genervt auf. „Sei einfach leise, Diogo und vergraul nicht unsere neue Putzkraft."

„Ah Putzkraft also.."
Verächtlich studierten seine leuchtenden grünen Augen mein Gesicht und stoppten kurz bei meinen Lippen, bis er mir wieder in die Augen sah und weiter redete.
Bei seinen Blicken wurde ich unruhig. Es lag so eine intensivität dahinter, dass sich meine Nackenhaare aufstellten.

„Und du bist dir sicher, dass sie nicht doch lieber eine Nutte werden sollte?"

Jetzt war ich diejenige die scharf die Luft einzog. Wollte er mich verarschen? Eine Nutte?
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und wollte ihm gerade sagen, dass er so nicht mit mir reden braucht, als Valeria unser böses Blickduell aber unterbrach.

„Okay okay. Das wird hier nicht gut enden.
Diogo!..."
Mit böser Miene zeigte sie auf ihn.
„Du gehst jetzt lieber. Und Carla?"
Valeria drehte sich zu mir. „Ich zeige dir das andere Haus."

Sie ging an uns beiden vorbei, hinaus zum anderen Haus.
Mit einem letzten bösen Blick sah ich zu Diogo. Meine Augen, gefüllt mit dem ganzen Hass ihm gegenüber, ignorierte er gekonnt. Stattdessen winkte er mir als Abschied zu, lächelte noch provokant und machte sich danach auf den Weg ins erste Stockwerk.

Am liebsten wäre ich ihm hinterher gelaufen und hätte ihm eine Faust verpasst.
Erschrocken über meine brutalen Gedanken, weiteten sich kurz meine Augen und ich beeilte mich dann, Valeria einzuholen. Sie war schon fast am Haus angekommen, als ich endlich neben ihr zum stehen kam.

Ein entschuldigendes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, als sie die Tür zum Haus aufsperrte.

„Es tut mir leid. Mein Bruder kann manchmal..."

„Ein Arschloch sein?" unterbrach ich ihren Satz und sprach meine Gedanken aus.

„Ja. Ja, das kann er.
Geh nur bitte nicht auf seine Provokationen ein. Sonst wird er dich nie in Ruhe lassen."
Ihr Blick war ernst. Als ob sie mich schon direkt vor ihm warnen wollte.

Mit einem Nicken bestätigte ich ihr, dass ich mich von ihrem Bruder fern halten werde.
Das würde ich auch wirklich machen. Ich müsste nur schauen, mal an sein Handy oder in sein Zimmer zu gelangen, um Informationen zu erhalten. Dann würde ein Gespräch mit ihm auch nicht vorkommen müssen.

Gemeinsam gingen wir beide in das zweite Stockwerk, das ganz alleine für mich war und in der ich die nächste Zeit leben werde. Sie erklärte mir noch ein paar Dinge, die ich zu beachten hatte. Danach verabschiedete sie sich von mir und ließ mich in meinem derzeitigen neuen zu Hause alleine.

Die Wohnung war schön. Sogar schöner als schön. Um ehrlich zu sein, war ich sogar etwas neidisch, dass meine richtige Wohnung nicht mal halb so stilvoll eingerichtet war, wie diese. Durch meinen Job hatte ich nicht wirklich die Zeit gefunden, Deko oder andere Dinge für meine Wohnung zu kaufen. Nachdem ich hier aber definitiv die Inspiration gefunden hatte, würde ich, wenn der Fall abgeschlossen war, shoppen gehen.

Nachdem ich meine Klamotten in dem riesen Kleiderschrank gegenüber von meinem neuen Bett aufgehangen hatte, legte ich mich hin, um meinen Gedanken zu sortieren.

Am liebsten hätte ich mir Notizen über jedes kleinste Detail gemacht. Doch die Chance, dass jemand diese finden würde, war einfach zu groß, weswegen ich alles in meinem Kopf abspeichern musste.
Ich ließ noch einmal den Tag Revue passieren.

Auch wenn heute noch nichts spannendes, passiert war, konnte ich wirklich stolz auf mich sein. Ich konnte meine große Anspannung irgendwie unterdrücken und hatte es tatsächlich geschafft, hier rein zu kommen. Der erste Schritt war getan. Nun folgten noch viele weitere, welche die Unruhe in mir wieder zum Vorschein brachte.

...

Fünf Schlafzimmer. Fünf Schlafzimmer, die ich erst dann betreten durfte, sobald man mir das okay gab. Wer hier wohl alles wohnte?
Bei jeder der Türen, die ich nicht betreten durfte, kribbelten meine Fingerspitzen.
Am liebsten hätte ich mich hineingeschlichen und endlich angefangen Informationen zu sammeln. Doch leider wurde ich von einem der Wachmänner beobachtet. Jede kleine Bewegung saugte er in seine nervigen, dunklen Augen auf. Am liebsten hätte ich jeden einzelnen Raum, den ich putzte, von innen abgeschlossen, um meine Ruhe von ihm zu haben. Ich hasste es, beobachtet zu werden.

Es war 12:00 Uhr. Um 10:00 Uhr hatte meine Schicht hier begonnen und keiner war zu Hause außer die ältere Dame, die für die Cabrals kochte und der Wachmann, der mich tierisch nervte.

Von Minute zu Minute wuchs die Wut in mir, und ich beeilte mich, endlich hier fertig zu werden. Valeria meinte, dass meine Schicht zu Ende war, sobald ich alles sauber hatte. Ich versuchte mich zu beeilen und gleichzeitig alles perfekt zu putzen. Beides passte allerdings nicht zusammen.

Mit dem Handrücken schob ich eine lose Haarsträhne, die sich von meinem Kopf gelöst hatte, nach hinten und putze nebenbei die Toilette. Immer wieder musste ich ein würgen unterdrücken.
Die Toilette war nicht dreckig, doch zu wissen, dass es nicht meine eigene war, ekelte mich an.
Immer wieder konnte ich eine leichtes Lachen von dem Wachmann hinter mir hören, was zeitgleich die Wut in mir nur noch verschlimmerte. Er lachte mich aus. Er lachte mich eiskalt aus. Wenn er diese Arbeit machen müsste würde er anders denken.
Nur weil er hier bisschen auf Aufpasser machte, hieß das noch lange nicht, dass mein Job weniger wert war.
Eigentlich hatte dieser Job sogar den größten Respekt verdient. Den Dreck, der anderen wegzumachen war eine Erniedrigung mit der man erstmal klar kommen musste.

Leise Schritte konnte ich vom Flur aus hören. Ich wusste schon, wer es war, weswegen ich einfach weitermacht, ohne mich, umzudrehen. Spätestens als die Schritte verstummten, war mir klar, dass ich nun von zwei Personen beobachtet wurde.

„Ich übernehme jetzt!" seine Stimme war so dunkel und dominant, dass ich kurz in meiner Bewegung inne hielt.

„Ja, Boss." Mit diesen Worten, verabschiedete der Wachmann sich und ging davon.

Genau jetzt wünschte ich mir, dass er doch noch bleiben würde. Lieber sollte er mich noch weiterhin auslachen, statt dass ich das Arschloch höchstpersönlich in meinem Nacken sitzen hatte.
Ich wollte es nicht zugeben, doch seine Präsenz schüchterte mich so ein, dass ich es kaum schaffte weiter zu arbeiten. Schließlich war er der Kopf des Ganzen Clans. Er könnte mich, ohne mit der Wimper zu zocken, einfach umlegen.

Gleichzeitig machte seine Anwesenheit mich rasend. Ich kannte ihn nur durch die ganzen Erzählungen von meinem Job. Doch diese waren genug, um zu wissen, dass er in den Knast gehörte.

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❤️

The devil in your angel's eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt