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Fest presste ich meine Augenlieder zusammen und betete, dass die Person nicht ausgerechnet zu diesem Schrank kam. Zu meinem Glück aber lief diese an mir vorbei und nahm sich etwas aus dem Schrank neben mir. Ich hielt die Luft an. Hatte Angst man konnte meine Atmung hören. Beide Hände legte ich an mein Herz, mit der Hoffnung so das laute Pochen zu dämpfen.

Die Schritte bewegten sich wieder weg von mir. Leise bewegte ich mich zur Schranktür und lugte durch den kleinen Spalt zwischen den beiden Türen. Meine Augen weiteten sich. Von allen Zimmern hatte ich ausgerechnet SEINS wählen müssen.

Diogo stand mit dem Rücken zu mir im Schlafzimmer. Er öffnete sein Hemd und strich es langsam über seine Schultern. Zum Vorschein kam sein muskulöser Rücken, der mit zahlreichen Narben geziert wurde. Meine Augen weiteten sich. Es sah schlimm aus. Ich hatte zwar auch schon ein paar Narben durch meine Einsätze aber die an seinem Rücken waren anders.
Sie waren dick und tief. Über 15 verschiedene breite und dicke Narben konnte ich zählen. Mein Herz zog sich bei dem Anblick schmerzlich zusammen. Auch wenn ich ihn hasste, schmerze es das zu sehen. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, was er durchmachen musste. Dieser Schmerz den er wohl erleiden musste.

Nachdem er das Hemd auf sein Bett geschmissen hatte, ging er zum Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Nach kurzer Zeit ertönte das Geräusch von Wasser. Wahrscheinlich war Diogo nun Duschen.

Das war meine Chance. Eilig öffnete ich die Schranktür und schob die aufgehangenen Hemde wieder in ihre Position. Nachdem ich die Schranktür leise schloss, schlich ich schnell aus Diogos Zimmer und eilte zum Badezimmer, welches ich nun putzen musste.

Im Bad angekommen, lehnte ich mich erst einmal an die geschlossene Tür. Ruhig atmete ich ein und aus. Mein Herz raste immer noch, wie wild. Es war lange her, dass ich so eine Angst gespürt hatte. Hätte Diogo mich erwischt... Daran wollte ich gar nicht denken, was passiert wäre. Zum Glück war aber nichts passiert. Ich schüttelte den Kopf, um endlich wieder klare Gedanken zu bekommen.

***

Selbst nach einer halben Stunde hatte ich es immer noch nicht verdrängen können, dass ich einen Hauch davon entfernt war aufzufliegen. Es war meine erste Chance hier etwas zu finden und ich hatte versagt. Das schlechte Gewissen bereitete mir schon Magenkrämpfe. Am liebsten würde ich aufgeben. Alles hinschmeißen. Meinen Job hier und in meinem „echten" Leben kündigen und ganz weit weg von hier gehen.

Mit einer Wut auf alles und Jeden putze ich mit voller Kraft den Fleck auf den Mamorboden im Flur weg. Ich hasste dieses Gefühl, was ich innerlich verspürte. Hasste es an einem Punkt zu stehen und einfach nicht voran zu kommen.

„Wenn du weiter so machst, haben wir noch ein Loch im Boden", scherzte auf einmal jemand hinter mir. Ich erkannte die Stimme. Es war Romáo. Lächelnd drehte ich meinen Kopf zur Seite und sah ihn an. Lässig stand er im Jogger vor mir und blickte auf mich hinab.

„Entschuldigung. Meine Laune ist heute nicht die Beste und dieser Fleck wollte einfach nicht verschwinden."

„Das hört sich aber nicht gut an. Ich glaube du solltest lieber eine Pause einlegen."

Bevor ich noch eine Nackenstarre bekam stand ich auf und drehte mich in seine Richtung.

„Ich glaube, wenn ich eine Pause einlege werden manche hier nicht erfreut darüber sein", gestand ich meine Gedanken ehrlich.

Und dabei dachte ich nur an eine Person. Diogo. Alles was ich tat setzte er ins Negative. Valeria hatte mir ja selbst gesagt, dass ich Pausen einlegen durfte. Doch trotzdem machte ich keine.

The devil in your angel's eyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt