epilog

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Es war ruhig an diesem idyllischen Frühlingsmorgen, nur das fröhliche Zwitschern der Vögel war zu hören, während der dunkelhaarige Lockenkopf auf einer moosgrünen Wiese saß, den Rücken gegen einen Baumstamm gelehnt und die Augen fest geschlossen.

Sonnenstrahlen tanzten sanft über sein Gesicht und der junge Zauberer sog gierig jeden einzelnen davon auf, als wären sie seine Luft zum Atmen.

Der Wind wehte ihm eine seiner dunklen Locken in die Stirn, war immer noch ein wenig eisig, denn obwohl es bereits Mai und damit eigentlich schon Frühling war, hatte es der Winter immer noch nicht übers Herz gebracht sich zu verabschieden. Genau so wenig wie der Junge mit den chaotischen Locken.

Die Natur hatte eine Weile gebraucht sich von der Dunkelheit zu erholen, die Lord Voldemort über Europa gelegt hatte, doch nun blühte sie langsam wieder auf. Etwas, dass dem Erben Slytherins wahrscheinlich bis zum Ende seines Lebens wohl nicht gelingen würde. Zu tief saßen all die Traumata, die ihn in der Vergangenheit gezeichnet hatten.

Denn auch wenn er all das hinter sich gelassen hatte, würde die Dunkelheit immer ein Teil von ihm bleiben. Sie begleitete ihn, folgte ihm bei jedem seiner Schritte, klebte auf ewig an seiner Seele und erinnerte ihn täglich an all das, was er getan hatte.

Doch er fürchtete sich nicht mehr vor ihr, hatte keine Angst mehr vor dem, was tief in ihm schlummerte.

Mattheo Marvolo Riddle war frei.

Zum aller ersten Mal in seinem Leben.

Ganz im Nebel seiner Gedanken versunken, schwenkte der einst gefürchtete junge Zauberer das schwere Kristallglas in seiner linken Hand, ließ die Eiswürfel darin klirren und nahm hin und wieder einen Schluck von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.

Kurz klemmte er sich das Glas zwischen die Knie, griff nach dem sichtlich abgenutzten, versilberten Ring den er immer mit sich trug und schob ihn sich auf den Finger. Kurz nahm ihm ein Schatten die Sonne und er wusste, dass er nicht mehr allein war.

»Bei Salazar Riddle, es ist nicht mal Mittag.«

»Wer sagt das ich jetzt erst angefangen habe zu trinken?« Mattheo grinste, nippte noch einmal an seinem Feuerwhiskey, bevor er die Augen öffnete, das Kinn hob und den etwas älteren Jungen vor sich ansah, der ihn jetzt ebenso grinsend betrachtete.

Er war groß, mit breiten Schultern, hatte chaotisches mittelbraunes Haar und eine auffällige Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog. Er sah aus wie immer, bis auf ein Detail seiner tiefblauen Augen.

Das Feuer darin war erloschen.

»Bist du okay?«, fragte der Junge, der jetzt neben ihn gegen den Baum lehnte und ihn besorgt musterte.

»Ich glaube ich war noch nie okay«, entgegnete Mattheo nachdenklich und nippte an seinem Feuerwhiskey. »Vielleicht werd ich es nie sein.«

»Und du denkst es hilft, wenn du dich regelmäßig vor Sonnenaufgang aus dem Bett schleichst, dir noch vor dem Frühstück die Birne mit— entschuldige, aber furchtbar schlechtem Feuerwhiskey zuziehst und dich dabei mit einem Toten unterhältst?« Amüsiert hob er eine Braue und sah ihn erwartungsvoll an.

»Absolut.« Mattheo grinste und zuckte mit den Schultern. »Ich komme gern her. Es ist stets so friedlich hier oben.« Der ältere nickte zustimmend und eine Weile blickten die Jungs schweigend über die atemberaubende Bergkulisse der französischen Alpen, die sich weit und breit vor ihnen erstreckte.

poisoned love | mattheo riddle 18+ ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt